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Karlsruhe: Im Zelt spielt der Headliner: La Vela Puerca toppen selbst Skin

Karlsruhe

Im Zelt spielt der Headliner: La Vela Puerca toppen selbst Skin

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    Im Zelt nämlich. Dort spielt um halb zehn Uruguay's Most Famous Ska-Rock-Band, und seit Ska-P der Musikgeschichte angehört, die Könige des Latin-Ska: La Vela Puerca. Nicht umsonst supporteten sie die Ärzte auf deren "Unrockstar"-Tour, während die achtköpfige Formation in Südamerika längst Superstarstatus erlangt hat; man füllt dort gar ganze Fußballstadien. In Karlsruhe ist es vorerst noch ein Zelt, doch das kocht binnen Minuten.

    Die Könige des Latin-Ska: La Vela Puerca, ein heißer Anwärter auf einen Musikbühnen-Platz (Foto: ka-news)

    Es sind die La Vela Puerca so eigenen Ohrwurmnummern wie "El Viejo", "Sin Palabras", "De Atar" oder "El Huracán", welche ihr imposantes Spiel auszeichnen. Reggae, Cumbia, Raggamuffin, rockige Riffs und Punk finden Einzug in eine Musik, die eine stilistische Vielseitigkeit offenbart, so typisch gerade für lateinamerikanische Ska-Bands. Und das zeigt, wie viel tiefer man dort mit den Wurzeln der eigenen Musiktraditionen verbunden ist; vor allem wie viel ehrlicher man mit Folklore umzugehen weiß.

    Beseelt von südamerikanischem Temperament: La Vela Puerca-Sänger Sebastián Teysera (Foto: ka-news)

    Musikalisch steht das für kritisch-pessimistische Liedzeilen, umgeben von heiter-wildem Ska. Mit Wut und Sarkasmus packen die beiden Sebastiáns Teysera und Cebreiro ihren Ärger über Ungerechtigkeit und Missstände in Text und schleudern sodann ihre Worte mit zutiefst eingängigen Rhythmen und massig Energie gen Publikum; vorgetragen mit zwei Gitarren, Bass, Saxophon, tragender Trompete und einer schier unglaublichen Spielfreude, schlicht beseelt von südamerikanischem Temperament! Da sitzt jede Harmonie derart, dass sie nur noch als Vollendung bezeichnet werden kann. Zwischen ruhigen, teilweise fast romantischen Parts, und lautem, aggressivem Ska entwickeln sich jene Spannungen, die ihre Musik so grandios macht. Diese ausgereifte Gruppe hat Headliner-Format - auf jeden Fall sind sie ein ganz heißer Anwärter auf einen Musikbühnenplatz beim "Fest" 2007!

    Culcha Candela ist der schon vergönnt; zu Gast "In Da City Where The Party Always Gonna Rock On Culcha,Inna Sunshiny Weather Where People Come Together". Angetan sein darf man von Show wie Unbeschwertheit, und zwischen der "Next Generation" und dem Vorabend-Headliner Seeed (ka-news berichtete) ist nicht mehr all zu viel Platz. Auch wenn sie längst nicht deren Prominenz innehaben, ist diese Berliner Mischung aus Reggae, Dancehall, Salsa, HipHop und Ragga auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Patois unterlegt mit fetten Beats, basslastigen dicke-Hose-Rhymes und kritischen Stimmen ein echter Hügel-Bringer; und der vielfach bekundete "Respect!" darf nach knapp zwei Stunden Konzert postwendend retour geschickt werden.

    Wo Skin draufsteht... (Foto: ka-news)

    Der Top-Act des Abends heißt aber - Musik hin, Show her - Skin. Die ehemalige Frontfrau der Brit-Rocker Skunk Anansie legt einen Sonntagabend-Gig hin, der sich gewaschen hat. Mal abgesehen davon, dass ihre eigenen Nummern die nötige Klasse haben, um die Hügel-Bevölkerung noch einmal so richtig in positive Aufruhr zu versetzen, zeigt die agile Rockröhre, wie man (musikalische) Vergangenheit erfolgreich verarbeitet. Natürlich warten die "Fest"-Besucher sehnlichst auch auf die früheren Hits, denn wo Skin draufsteht, muss auch (ein bisschen) Skunk Anansie drin sein.

    ...muss auch ein bisschen Skunk Anansie drin sein! (Foto: ka-news)

    Und wie elegant wird diese ja nie unheikle Angelegenheit dann gelöst: "Weak" und "Hedonism" kommen akustisch und gerade einmal halb so schnell wie gewohnt. Kurzer Gefühlscheck: Besonderer "Fest"-Moment - Gänsehaut - Innehalten. Als die Lady dann auch noch ein kurzes Bad in der Menge nimmt, ist der Berg wieder einmal eingenommen und begeistert von einer Künstlerin, die einen souveränen Schlusspunkt unter ein in jeder Hinsicht überzeugendes Drei-Tages-Programm der Musikbühne setzt.

    Zwischen ruhigen, teilweise fast romantischen Parts, und aggressivem Ska entwickeln sich jene Spannungen, die La Vela Puercas Musik so grandios macht (Foto: ka-news)

    Den Blick nach vorn und wer weiß, vielleicht haben wir einen Hauptact des 23. "Fests" schon im Kleinformat genießen dürfen: Vor den Hügel mit La Vela Puerca! Denn diese tolle Truppe hat sich ihr Musikbühnenticket mit unbeschwert-sympathischer Leichtigkeit erspielt. Von der Zelt- auf die Hauptbühne - die ebenfalls spanisch singenden Amparanoia haben es vorgemacht (ka-news berichtete). Zu Konkretem lässt sich Rolf Fluhrer auf ka-news-Nachfrage (noch) nicht hinreißen: "Wir testen ja immer mal wieder Bands auf der Zeltbühne, um sie dann ein Jahr später eventuell auf der Musikbühne zu präsentieren." "Hoert, hoert"...
    Patrick Wurster und Tobias Frei

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