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Gefühlte Dutzend Male wurde das Holi Color Open Air in Karlsruhe verschoben - Grund war die "Gutes-Wettter-Garantie", mit dem die Veranstalter werben. Im Nachhinein ist einleuchtend warum: Sah man während des Festivals noch schön bunt, quasi wie ein menschlicher Regenbogen aus, erschrak man abends unter der Dusche, welch eine Brühe da eigentlich im Abfluss landete. Die mit Wasser verdünnte Misch-Farbe sah nun aus wie grün-brauner Schimmel oder ein zehn Jahre alter Tuschkasten im Kunst-Unterricht.

Farbe in Gesicht, Haaren und Lunge

Fast zehn Stunden standen die Tore des Holi-Fests am Sonntag offen - etwa stündlich kündigte sich der Countdown für die nächste Schlacht an: "...und Null!" schrien die DJs als Abwechslung zu ihrem Diskomusik-Programm von der Bühne - Jubelschrei und Luftsprung, dann wurde es für einen winzigen Moment still im Publikum, in den Händen aufgerissene Farbbeutel. Pinkes, grünes, gelbes sowie orangenes Pulver stieg in den azurblauen Himmel - Farbnebelschwaden verdunkelten die Umgebung für wenige Sekunden, bis sich die Luft, die in ein fahles Grau-Grün getaucht war, wieder aufklärte. Wenn man Glück hatte oder seinen Mundschutz trug, blieb die Lunge vom Pulver verschont - die ständig wiederholte Anweisung "Luft anhalten" hatte also doch ihre Berechtigung. Nach wenigen Sekunden legte sich jedoch jegliches unangenehme Gefühl in Rachen, Augen und Nase - Wasserstationen und Gute-Laune-Beschallung machten es möglich.

Trotz des Hypes, der um das Farbfestival gemacht wird, verschlug es überraschend wenig Feierfreudige auf das abgesperrte Feld der Neuen Messe in Rheinstetten. Vielleicht liegt es daran, dass es fast schon zu viele Termine und Holi-Veranstaltungen für ein Bundesland, beziehungsweise eine Region gibt. Jede kleinere Stadt soll im Sommer bunt werden - in Karlsruhe ist sogar ein zweites Festival für den Spätsommer geplant. Auch Kritik über die kommerzielle Vordergründigkeit des nun in Deutschland gefeierten, ursprünglich spirituell-geprägten Festivals aus Indien, ist berechtigt und findet immer wieder Platz in Internetforen. Nichtsdestotrotz ist ein Besuch des Holi-Festes vor allem für Hobbyfotografen und Neugierige zu empfehlen - für die feierwütige Jugend sowieso. Man muss ja schließlich alles einmal ausprobiert haben! Und so bleibt angesichts vieler Streitpunkte und einem Tag mit Farbpulver in Gesicht, Haaren und Lunge zu sagen: Farbbeutel-Schlacht? Leider geil.

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