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Esslingen: Eine Insel mit zwei Zwergen

Esslingen

Eine Insel mit zwei Zwergen

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    ka-news: "Männer allein im Wald" (ka-news berichtete) - schon der Titel eine Farce, denn knapp sieben Millionen Kinogänger wollten’s sehen, obendrein die bestverkaufte DVD aller Zeiten. War der erste Film am Ende sogar so schlecht, dass er vielleicht schon wieder richtig gut ist?
    Otto: In einer Demokratie gibt es große Parteien und weniger große Randgruppen. Uns geht es da wie jedem Massenprodukt. "7 Zwerge" ist sicherlich ein Konzept, das nicht jedem zusagt - einigen gefällt's und einigen eben nicht. Und das ist auch ganz gut so.

    ka-news: "Zwergen"-Aufstand selbst im Ausland - wie erklärst du dir den grenzüberschreitenden Erfolg eines Films, der doch vornehmlich von seinen nur hierzulande bekannten Gesichtern lebt?
    Otto: Ich bin da zugegeben selbst ein bisschen überrascht. Aber es sind eben nicht nur die Gesichter. Die Märchenebene funktioniert länderübergreifend. Gott sei Dank, denn solche Filme kosten viel Geld, das muss erst mal refinanziert werden. Da braucht es drei oder vier Millionen Zuschauer, um überhaupt auf Null zu kommen und Deutschland ist ja nicht weltweit - so viel Geld wird hier nicht verdient.

    ka-news: Geben ist ja bekanntlich auch seliger denn... apropos: Deine Zwerge scheuen sich nicht, auch mal einen zotigen Polen-Gag zu reißen. Darf man eigentlich alles und jeden durch den Kakao ziehen oder gibt es für dich auch Tabus?
    Otto: Also gegen eine gepflegte Sauerei hab ich nie etwas einzuwenden. Und überhaupt - heute gibt es doch kaum noch Tabus. Man müsste sich schon selbst welche herstellen, um sie brechen zu können. Roberto Benignis "Das Leben ist schön" zum Beispiel, das ist KZ-Humor - aber ein wunderbarer Film.

    Aus dem Unterwaldt ins Esslinger Dick-Center: Fünf Zwerge (Boris Aljinovic, Ralf Schmitz, Otto Waalkes, Martin Schneider und Gustav-Peter Wöhler) Mutter Nina mit Tochter Cosma Shiva Hagen, Rumpelstilzchen Axel Neumann und Regisseur Sven Unterwaldt (Foto: ka-news)

    ka-news:

    Was bevorzugst du ansonsten privat in Sachen Filme?

    Otto: Mein Lieblingsfilm ist "Tote tragen keine Karos". Oder "Drei Amigos". Steve Martin - toll! Wen ich auch sehr mag ist Peter Bogdanovich: "Last Picture Show", "Papermoon", das is so meine Richtung. Aber auch mal ganz gerne "Mrs. Doubtfire" oder "Liar Liar".

    ka-news: Udo Lindenberg, der einen Cameo in deinem neuen Film hat, ist auch ein Filmfreak. Bist du manchmal in seinem Privatkino im Hamburger Hotel "Atlantik"?
    Otto: Warst du mal da? Der dreht das Ding auf - da flippst du aus! Dir fallen die Ohren weg! Der is ja schwerhörig der Typ. Aber ich habe mit dem Udo früher mal zusammengewohnt, da hatte der ein Wasserbett. Dann ist er mit Zigarette im Mund eingeschlafen. Und das Ding ist explodiert...

    ka-news: Wie schwierig ist das für jemanden wie dich eigentlich in einer gewöhnlichen Alltagssituationen? Dich nimmt doch keiner mehr ernst, oder?
    Otto: Ja, das ist schon richtig. Wenn ich zum Beispiel in Not bin und sage: "Verzeihung bitte, ich hab mich verfahren. Können Sie mir sagen wie ich zur Polizei komme?" dann heißt es nur: "Oddooo, kann ich'n Autogramm haben?" Oder: "Kuck mal, der Otto ist traurig - wie lustig!" Es gab da mal so 'ne Geschichte aufm Friedhof. Da war ich am Grab meines Vaters und dann kommen ein paar Kinder - Autogramme geben, Fotos machen. Holarähidi! Kannst ja nicht sagen "Tschuldigung Kinners, ich trauere hier gerade, geht mal weg." Aber ich kann da ganz gut mit umgehen.

    ka-news:

    Siehst du eigentlich einen Unterschied zwischen den Komikern von früher und den Comedians von heute?

    Otto: Das ist nur eine andere Bezeichnung. Diese Leute hat es immer schon gegeben, nur dass die früher nie die Möglichkeit hatten, sich so ausgiebig zu entfalten. Das hat sich aufgrund der vielen Fernsehsender drastisch geändert. Comedians können sich ganz anders und viel öfter präsentieren und so lernt man sie kennen. Nur mal zum Vergleich: Ich habe früher mit zwei Sendern eine "Otto"-Show pro Jahr gemacht.

    ka-news: Wie ist das eigentlich für dich als originärer Bühnenkünstler, wenn du ohne Publikum vor einer Kamera stehst?
    Otto: Das ist genau das Problem beim Filmemachen. Helfen können da nur Erfahrungswerte, wenn du ein Drehbuch schreibst wie ich bei "7 Zwerge". Aufgrund deiner Bühnenerfahrung weißt du, wie und ob dieser oder jener Scherz ankommen könnte. Denn vor der Kamera kannst du ohnehin keine Dramaturgie mehr entwickeln. Da sitzt du dann zehn Stunden rum und davon werden am Ende vielleicht 90 Sekunden genommen; und das Tag für Tag, so'n Dreh dauert 60 Tage um 90 Minuten zu kriegen. Das läuft dann so: "Toktotok. Herr Waalkes bitte"! "Holarähidi!" "Danke. Umbaupause, eine Stunde." Da wirst du verrückt! Und aus diesen ganzen Puzzleteilchen setzt du dann nachher dieses Gesamtkunstwerk zusammen, machst ein paar Screenings zwischendurch, weißt aber letzten Endes doch erst bei der Premiere wie's ankommt. Ganz, ganz schwierig.

    ka-news: Ist es von dieser Seite betrachtet auch mal eine willkommene Abwechslung nicht mit dem Otto-Gesicht über die Leinwand laufen zu müssen und komplett in eine fremde Haut zu schlüpfen, wie zum Beispiel in "Ice Age" (ka-news berichtete)?
    Otto: Nun, es ist auf alle Fälle eine große Herausforderung, einem Charakter mit deiner Stimme etwas mitzugeben. Dann kommen hinterher die Kinder und sagen: "Komm Otto, mach mal Sid!" Und dann mach ich eben: "Hallo wo seid ihr alle? Manni? Wer ausstirbt sollte nicht so wählerisch sein." Synchronsprechen ist nicht einfach. Beim Original wird erst der Text aufgenommen und dann modellieren sie die Figuren drumrum. Aber wir müssen uns umgekehrt lippensynchron auf eine bereits bestehende Bewegung einstellen.

    ka-news:

    Bei Filmen wie "Ice Age 2" (ka-news berichtete) oder auch dem "7 Zwerge"-Sequel kannst du einem Kinostart ganz entspannt entgegenschauen. Das war bei deinem ersten "Otto"-Film noch ganz anders...

    Otto:...ging aber bekanntermaßen alles gut und besser. Plötzlich bist du noch berühmter als vorher. Du siehst dich zum ersten Mal ganz groß auf der Leinwand, die Leute stehen Schlange für deinen Film, du wirst auf der Straße angesprochen und genießt die Popularität - das ist unheimlich schön!

    ka-news: Didi Hallervorden hat sich eine Insel gekauft, weil er keine Lust mehr auf die Leute hat. Das könntest du dir doch sicher auch leisten...?
    Otto: Ja schon - aber was soll ich auf 'ner Insel mit Dieter Hallervorden?! Na das fehlt mir noch! Und vor allem: Was würde meine Frau dazu sagen...? Nein, ich will auf der Bühne sterben - aber ich weiß nicht, ob es für diese Vorstellung noch Karten gibt...

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