Es begab sich zu der Zeit, da der Rhein sich rot färbte vom Blut der Unschuldigen; eine Zeit des Tötens und des Sterbens, der Kriege und der Schlachten um den sagenhaften Schatz der Nibelungen. Aber es war auch die Zeit tapferer Recken und wahrer Helden. Der Rhein hat ihrer viele gesehen, damals, von denen die Legenden noch heute berichten. Aber einer von ihnen überragte sie alle, die Tapfersten der Tapferen. Nach Jahrhunderten voller Lügen ist es uns nun endlich vergönnt, seine wahre Geschichte zu erfahren.
Depp vom Dienst trifft Kölschen Klüngel
Siegfried hat übernatürliche Kräfte und weiß nicht, wie er mit ihnen haushalten soll. Doch bei allen Katastrophen, die er anrichtet, ist der Siggi so unendlich gutmütig, dass man schier verzweifeln möchte. Als er die wunderschöne Kriemhild (Dorkas Kiefer) beim Stoffwechsel-Finale im Waldes-Dickicht überrascht, ist der Depp vom Dienst so begeistert von ihr, wie sie umgekehrt von ihm angewidert. Reichlich gesegnet von allen Dorfbewohnern macht sich Siggi Simpel sodenn auf den Weg, seine Liebste zu freien. Das Einzige aber, was Siegfried - neuerdings von der Küche - und seinen schweinischen Begleiter beim rheinischen Hochadel erwartet, ist ein schändlich Geflecht aus Klüngel, Tücke und Verrat.
Helfershelfer Alberich (Axel Neumann) führt falsches im Schilde... (Foto: pr) |
Er hat schon ein ganz spezielle Art von Humor, der Tom Gerhardt. Super fäkal und super derbe ging's zur Sache bei "Voll normaaal!" und natürlich "Ballermann 6". Nun muss er ohne seinen Sidekick Hilmi Sözer auskommen, dessen Part mit einem Schwein (oder sagen wir wohlwollender einem kleinen Ferkel) besetzt wurde. Ohne jedwede Erwartungshaltung rein - und doch irgendwie reichlich angetan wieder hinaus. Hat schließlich bei besagten Kleinoden der deutschen Komödienkunst seinerzeit prima funktioniert.
...doch Siggi hat Schwein (Foto: pr) |
Und doch mischen sich leise Zweifel unter die aufkommende Vorfreude. Unterwaldt? Sven Unterwaldt?! Ist das nicht dieser Regie-Newbee, der grade neulich mit "7 Zwerge - Männer allein im Wald" (ka-news berichtete) eindrucksvoll gezeigt hat, dass sich selbst mit den bescheuertsten Klamotten noch stattlich (Kino-)Kasse machen lässt? Oh ja. Und Gerhardt? Der Gerhardt? Ach nein, das war ja jener welcher ohne "t" und überhaupt heißt der doch Polt am Ende. Cineastische Geschichtsstunde hat er uns trotzdem verabreicht und wenn der Anspruch des bajuwarischen Grantlers freilich ein ganz anderer ist, blieb auch der "Germanikus" (ka-news berichtete) halbgar. Einerlei. Was war ist gewesen, volle Konzentration aufs hier und jetzt - Film ab, bitte!
Running-Gags und adrette CGI-Spielerein
Kriemhild soll Frau von der Küche werden... (Foto: pr) |
Anderthalb Stunden später ist die Gefühlswelt eine gemischte. Danke, reicht. Gelacht haben wir, schon. Durchaus. Ein klein wenig zumindest. Allein schon wegen des Kölschen Originaltons; und über Otto Waalkes als überlebensfrohe Grille, Giuseppe alias Mirko Nontschew, den Mannen mit dem Hackebeil in Person von Markus Maria Profitlich und natürlich Atze "The Dragon" Schröder. Fäkal war's hier und da auch, und sogar fast schon irgendwie unterhaltsam. Wenn auch nicht mit allerletzter "Voll normaaal!"-Konsequenz. Und genau an eben jener fehlt es.
...Hagen von Tronje (Volker Büdts) sieht das anders (Foto: pr) |
Zu ausgelutscht und vorhersehbar schlurft der Scherz ohne Sinn und Verstand daher, zumal zumeist nur als todmüder Running-Gag, der auch bei der zehnten Wiederholung - wen wundert's - partout nicht komischer werden will. Es wäre das erste Mal gewesen, dass sich derartige Defizite bei einer Komödie mit adretten CGI-Spielerein wett machen lassen. Was "Siegfried" bleibt, ist leider nicht viel mehr als zahnloser Proll-Humor in Rheinkultur. Und den gibt es in Karlsruhe in der Kurbel, dem Universum sowie im Filmpalast am ZKM zu belächeln.