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Der ka-news-Kinotipp

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    Da findet sich schon mal die Stereoanlage im Gefrierfach wieder und das Sofa wird zur schwimmenden Oase der feuchtfröhlichen Erholung umfunktioniert. Wo einst König Luxus regierte, hält nun das kreative Chaos Einzug; angereichert mit solch netten Bekennerschreiben, wie "Sie haben zu viel Geld. Die Erziehungsberechtigten".

    Jan und Peter steigen in Nobelvillen ein... (Foto: pr)

    Jule (Julia Jentsch), Peters Freundin, ahnt vom revolutionären Treiben in ihrem Bekanntenkreis indes nichts. Als ihr Lover jedoch für ein paar Tage im Katalonischen weilt, nimmt sich Jan der Liebe seines Mitbewohners an, hilft ihr beim Renovieren und die beiden kommen sich näher: So erfährt Jan, dass Jule durch einen Unfall mit einem nicht versicherten Auto hoch verschuldet ist. Der Unfallgegner hatte den Totalschaden seiner S-Klasse mit 100.000 Euro geltend gemacht, die Jule jetzt in Raten abstottern muss. Wie ungerecht die Welt doch ist und so beschließt Jan, dass es an der Zeit ist, Jule einzuweihen.

    Erster deutschsprachiger Cannes-Beitrag nach elf Jahren

    ...und sorgen für revolutionäres Chaos (Foto: pr)

    Sie spähen die Behausung des Mannes aus, der Jule finanziell zu ruinieren droht und prompt gehört er just zu jener Klientel, welche die Erziehungsberechtigten mit Vorliebe auf dem Kieker haben. Ohne Probleme steigen sie in die Villa ein und arrangieren den Edel-Haushalt von Top-Manager Hardenberg (Burghart Klaußner) um, verlassen das Anwesen unbemerkt - doch schon bald fällt Jule auf, dass sie ihr Handy nicht mehr bei sich hat. Und sie kann es nur im Hardenberg'schen Anwesen verloren haben! Also zurück zum Ort des kriminellen Geschehens und es kommt wie es kommen muss: Der Hausherr überrascht das Einbrecher-Duo, erkennt Jule wieder - und wird kurzerhand als politische Geisel mitgenommen.

    Weniger fette, ja magere Zeiten hatte der deutschsprachige Film zu überstehen, von zweidrei Ausrutschern wie etwa Leander Haußmanns "Herr Lehmann" (ka-news berichtete), "Liegen lernen" (ka-news berichtete) oder - wenn auch mehr herbeigeredet - "Good Bye, Lenin!" (ka-news berichtete). Linderung ist in Sicht: Hans Weingartner wurde samt Film und Personal nach Cannes geladen und hinterher nicht umsonst mit einer viertelstündigen Ovation gefeiert - es war der erste Festivalfilm aus deutschsprachigen Landen nach elf Jahren Abstinenz.

    Manche Menschen ändern sich eben doch nie: Top-Manager Hardenberg (Foto: pr)

    Ab und an wirken die zuweilen sehr erheiternden Dialoge trotz erstklassig agierender Darsteller allerdings ziemlich aufgesetzt, und Hans Weingartner erspart seinem Publikum so gut wie keines der üppig vorhandenen Sponti-Klischees. Zu allem Überfluss muss freilich auch der Top-Manager in seinen frühen, unreifen Jugendjahren vom Wunschdenken an eine Welt voller Ideale getrieben gewesen sein, bevor er vom linken Wege abkam. Aber wie heißt es doch so schön: Wer unter 30 ist und nicht links hat kein Herz, wer über 30 ist und immer noch links hat keinen Verstand. Beides vereint hat Rudi Dutschke, dem es nicht erspart bliebt, seinen guten Namen herzugeben und spätestens an dieser Stelle wird's eindeutig zu viel des Guten.

    Ein linker Klischeefilm mit "fettem" Finale

    Eher hippieesk denn ein realistisches Abbild der modernen linke Szene: Das Happy End mit einer Ménage à trois (Foto: pr)

    Doch ungeachtet dessen hat "Die fetten Jahre sind vorbei" eine ganz besondere Dynamik inne, der man sich trotz des Klischee-Feuerwerks zur Filmmitte hin nur schwerlich entziehen kann. Vielleicht liegt es an der durchaus originellen Story, vielleicht an den hervorragenden Darstellern. Vielleicht sind es aber auch die ausschließlich verwendeten Handkameras und die Maßgabe, lieber zu schwenken anstelle zu schneiden (und wenn, dann hart), die Hans Weingartners Werk einen solch realistischen, ja fast schon dokumentarischen Touch geben. Vieles mag vorhersehbar sein in Weingartners 129-Minuten-Präsentation - aber sicher nicht, dass sie am Ende doch noch eine wunderbar anarchische Wende nimmt.

    In Karlsruhe haben die Erziehungberechtigten die Schauburg und den Filmpalast am ZKM besetzt.

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