Es sind harte Zeiten für die Clubszene - Menschen gehen weniger feiern, viele Traditionsläden schließen. Auch der Karlsruher App Club-Macher Robert Boras hatte uns vor einiger Zeit Einblicke in das Karlsruher Nachtleben gewährt, das Ganze ist ja mittlerweile für so manchen Veranstalter ein ausdauernder Kraftakt geworden.

Doch es gibt auch Neueröffnungen: In der Oststadt wird seit Anfang März immer samstags in den Räumen des Ex-Culteums gefeiert. ka-news-Redakteur Toby Frei traf den neuen Inhaber am 14. März zum Interview. Für Adrian Ziser ist der neue Club eine Herausforderung. Noch sind nicht alle Bauarbeiten abgeschlossen und der Betrieb läuft schon. Zudem hat der Clubbesitzer eine größere Summe in das Projekt investiert.
ka-news.de: Was hat sich denn im ehemaligen Culteum verändert?
Ziser: Die Räumlichkeiten sind soweit die gleichen geblieben. Was sich aber verändert hat, ist, dass die kompletten Wasser-, Elektro- und Lüftungsinstallationen modernisiert beziehungsweise komplett neu gemacht wurden. Wir haben zudem das Tragwerk ertüchtigt und zusätzlich eine Brandschutzdecke und eine Akustikdecke eingezogen.
Wie viel Geld fließt/floss denn in den Umbau?
Vom Volumen/Umfang her: Wir haben insgesamt eine sechs- bis siebenstellige Summe investiert, das kommt alles rein aus privaten Mitteln, die teils von meinem Geschäftspartner und teils auch von mir selbst herrühren.

Was sind Eure Pläne für die Zukunft, was wollt Ihr erreichen?
Wir planen natürlich längerfristig: Wir wollen uns als vielseitiger, mannigfaltiger Kulturbetrieb etablieren. Unser Musikprogramm lässt sich beispielsweise demnach nicht in eine Nische packen/pressen, ist nicht nur monothematisch aufgestellt.

Stilistisch soll es eben vielfältig sein, ob (klassischer) Techno, House, Drum 'n' Bass oder auch Groove, wir wollen ein möglichst breites, junges Publikum ansprechen und adressieren und zudem auch lokalen Künstlern/Kollektiven die Chance zu geben, eine adäquate Plattform zu haben, auch unsere High-End-Technik zu nutzen und ein extrem gutes Umfeld zur Verfügung zu haben und da ihre Kunst darzubieten.

Wir werden diese Idee(n) weiter ausbauen. Es laufen derzeit konstruktive Diskussionen mit der Stadt, ein Nutzungskonzept zu entwickeln, das es für die Stadt, die Nachbarschaft hier und letztendlich auch für uns passt und dass es nachhaltig angelegt ist. Es gibt hier eine sehr große Fläche, die man vielseitig nutzen könnte, und damit das möglich ist, haben wir diese jetzt ertüchtigt - und ja, das würden wir natürlich gerne tun.
Hat sich das Clubverhalten - vor allem von Studenten - spürbar verändert?
Die Feierkultur hat sich als solches - auch Post Corona - über die Jahre massiv verändert. Ich habe mir mal die alten Zahlen durchgesehen, die alten Bücher, wie sich die Pro-Kopf-Umsätze verändert haben. Es hat sich die Art, wie die jungen Leute feiern gehen, sehr verändert (Raves, Pop-Up-Festivals, private Partys) - auch das spüren wir natürlich.

Ich war lange in Berlin tätig, sogar Clubs in der Hauptstadt haben es aktuell schwer. Die Gründe sind extrem vielschichtig, unter anderem gestiegene Betriebskosten und Gentrifizierung, manche spezielle Konzepte (siehe KitKatClub, Berghain) funktionieren aber immer noch.
Euer Anliegen ist es, ein Kulturbetrieb zu sein ...
... wir wollen hier in Karlsruhe ein Kulturbetrieb sein, der nachhaltig angelegt ist. Wir wollen neuen, regionalen als auch etablierten Künstlern eine Fläche bieten, auf der es Spaß macht zu arbeiten, auf der man sich gut präsentieren kann, zu der der Zugang sonst vermutlich eher nicht möglich wäre - wir versuchen Kontrast und Varianz, bei Veranstaltungen verschiedene Floors anzubieten. Sodass sich verschiedenstes Publikum , welches normalerweise nicht am Abend zusammenfinden würde, mischen und interagieren kann.
Hintergrund
Seit 1994 feierten die Karlsruher im Culteum die Nächte durch. Doch im Oktober 2024 verkündete der Inhaber des Aus. Der Grund: Kaum Einnahmen und weniger Besucher. Im Dezember sollte dann die letzte Party in dem Keller-Club stattfinden. Umso überraschender verbreitete sich die Nachricht, dass Adrian Ziser den Club übernehmen wolle - mit neuem Konzept und neuem Namen. Die erste Fete im neuen "C2 Ost" stieg am 7. März.
Weitere Infos zu den Veranstaltungen gibt es auf der Webseite des Clubs: https://c2-ost.club/