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Karlsruhe: App Club-Chef Robert Boras: "Die Passivität der Studenten ist ein Riesenproblem"

Karlsruhe

App Club-Chef Robert Boras: "Die Passivität der Studenten ist ein Riesenproblem"

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    Robert Boras, Geschäftsführer des App Clubs
    Robert Boras, Geschäftsführer des App Clubs Foto: Bernadette Fink

    Robert Boras vom App Club ist ein echter Macher. Insgesamt betrieb er den Club 14 Jahre lang. Das habe "immer großen Spaß" gemacht, betont Boras. Doch nun beendet der App-Club-Chef dieses Kapitel. Es habe einfach die falsche Richtung genommen,  so Boras. Die letzte Party steigt Ende Februar.

    App Club Karlsruhe
    App Club Karlsruhe Foto: Thomas Riedel

    ka-news.de: Wie weh tut es, den Club letztendlich schließen zu müssen?

    Robert Boras: Ich habe ja mein halbes Leben (seit 2001) als Diskobetreiber verbracht, habe mit 17 in der Gastro angefangen. Es tut natürlich schon weh, so aus dem Nachtleben auszutreten.

    Nach dem Aus des App Clubs: Gibt es bereits (konkrete) Pläne für die Zukunft, gibt es Neuigkeiten?

    Für mich gilt: Auf jeden Fall aus dem Gastrobetrieb/Clubleben komplett raus. Ich hab' aber natürlich auch schöne Zeiten (mit)erlebt - ich betreibe den App Club seit nunmehr guten 14 Jahren. Es ist leider schwierig, den Betrieb aufrechtzuerhalten, die Gäste gehen mittlerweile sehr gezielt weg, das heißt, sie suchen sich lieber Großveranstaltungen aus, Konzerte oder Festivals. Das Publikum ist eigentlich nur auf der Jagd nach irgendwelchen Highlights. Wir als Ganzjahres-Gastronomie tun uns da unheimlich schwer, die(se) Gäste zu beglücken.

    Robert Boras (rechts) im Dialog mit ka-news.de-Kulturredakteur Toby Frei
    Robert Boras (rechts) im Dialog mit ka-news.de-Kulturredakteur Toby Frei Foto: Bernadette Fink

    Meine persönliche Zukunft ist durch zwei Handwerksbetriebe, die ich auch betreibe, gesichert. Ich bin ja eigentlich Quereinsteiger in der Gastro, habe aber immer mehrere Standbeine gehabt. Ich war mir bewusst, dass nichts für die Ewigkeit ist. Wichtig: Nach dem App Club geht es weiter, ein Nachfolger steht bereits in den Startlöchern.

    Impression App Club
    Impression App Club Foto: Bernadette Fink

    Ich kann zwar noch keine Namen verraten, aber was ich sagen kann: es gibt eine Namensänderung, auch eine Konzeptänderung. Es geht auf jeden Fall in dieser Location weiter - wenn auch  nicht für uns. Es wird einen neuen Betreiber geben, der Name wird "umgebrandet". Musikalisch geht es in die elektronische Richtung.

    Ich wünsche den Nachfolgern nur das Beste und viel Erfolg, die Tradition muss einfach erhalten bleiben, es gibt den Laden ja schon seit 1956!

    Was bleibt Ihnen nach dem Ende des Clubs in besonders schöner Erinnerung?

    Ich habe hier unvergessliche Nächte gehabt, Riesenpartys, Schlangen vor dem Laden, schöne Erinnerungen mit den Gästen, mit den DJs, auch mit dem Personal. Es waren sehr viele schöne Sachen dabei über die Jahre. Wir haben jetzt 14 Jahre App Club-Erfahrung.

    Klar ist: Wir waren schon immer ein Mainstream-Laden (aktuelle Musik) und wollen uns ja nicht unglaubwürdig machen. Wir leben in einer Zeit, wo zum Beispiel Techno Hochkonjunktur hat, wir könnten Modererscheinungen wie eben Techno oder Ballermann nicht authentisch rüberbringen. Deshalb ist es für uns auch schwierig, sich der Zeit anzupassen. Die Gäste erwarten vom App Club, dass es auch der App Club ist.

    Impression App Club
    Impression App Club Foto: Bernadette Fink

    Ein Riesen-/Haupt-Problem ist für uns die Passivität der neuen Studenten. Im Vergleich zu den Vorjahren gehen diese viel weniger weg, machen ihre eigenen Partys, das Potenzial der Studenten kommt nicht in der Stadt an. Das fällt mir massiv auf und ist auch ein Grund, weshalb wir in Schwierigkeiten geraten sind. Wir haben immer das Image einer Studentenlocation gehabt. Diese Zielgruppe/Klientel hält sich nun drastisch zurück.

    Außerdem hat die subjektive Sicherheit stark gelitten, viele haben Angst, sich nachts frei zu bewegen, fühlen sich nicht sicher. Wir haben auch deutlich weniger Zulauf, beispielsweise aus der Pfalz, hatten immer eigentlich sehr viel Gäste aus diesem Umfeld. Das hat alles nachgelassen, das ist Fakt.

    App Club Karlsruhe
    App Club Karlsruhe Foto: Thomas Riedel

    Vor Corona hatten wir einen Mindestlohn von acht Euro, heute sind wir bei 13 Euro. Auch die Betriebskosten sind stetig gestiegen, Energiekosten, GEMA-Gebühren, Personalkosten. Im Vergleich zu anderen Clubs haben wir aber definitiv die  günstigsten Preise.

    Man merkt einfach, dass das Land seit Jahren in einer Rezession steckt, die Leute geben spürbar weniger Geld aus. Dieser Trend ist deutschlandweit zu spüren. Man fragt sich ganz allgemein: Was ist passiert?

    Wie groß sind denn die finanziellen Einbußen (nach dem Club-Ende)?

    Wir verzeichnen keine roten Zahlen, aber auch keine schwarzen, eher eine schwarze Null - das ist einfach nicht genug! Außerdem bin ich jetzt in einem Alter, wo ich die Bedürfnisse des Publikums, die Gäste irgendwie nicht mehr spüre. Das ist auch eine Generationsfrage, klar. Ein Teil der Gäste geht gar nicht mehr weg,  der andere Teil ist eher auf dem Gesundheitstrip - das Verhalten im Nachtleben hat sich deutlich geändert.

    Robert Boras: "Wir haben Fehler gemacht!"
    Robert Boras: "Wir haben Fehler gemacht!" Foto: Bernadette Fink

    Hand aufs Herz: Habt Ihr auch Fehler gemacht?

    Selbstverständlich haben wir auch Fehler gemacht, ich wäre ein Lügner, wenn ich das nicht zugeben würde. Ich habe das Thema Social Media unterschätzt, wir haben viel zu spät damit angefangen, dies auch nicht intensiv genug. Nach Corona kam ja die ganze Instagram- und TikTok-Welle, die junge Generation holt sich da die relevanten Informationen.

    Herr Boras, vielen Dank für das Gespräch!

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