Doch der Reihe nach: Im BFV-Verbandspokal wurden die Aufgaben gegen unterklassige Mannschaften souverän gelöst. Dazu reichte jeweils die zweite Garnitur aus dem Kader. Anders im DFB-Pokal: Dort gab es eine heftige 0:6-Klatsche gegen Bundesligist Hannover 96. Überraschend, dass der KSC so viele Gegentore hinnehmen musste, denn in der Liga war die Abwehr, das "Badische Bollwerk", bis dahin das Prunkstück und spielte super. Aber: Gegen die 96er bekam der Kader hart und heftig seine Grenzen in Sachen Schnelligkeit und technische Fertigkeiten zu spüren.

Zudem wurde offensichtlich: Der Karlsruher SC hat aktuell ein Offensivproblem. Von den bisher schon fünf im Angriff eingesetzten Akteuren traf nur Anton Fink in der Nachspielzeit gegen Zwickau. Die restlichen Stürmer blieben torlos. Folglich logisch: Der Wurm liegt im Sturm. Das wurde in den Ligaspielen überdeutlich. In sechs Begegnungen trafen die Badener nur fünfmal ins gegnerische Gehäuse. Mager - sehr mager für die Ambitionen des Wildparkklubs.
Sportliche Bilanz bis Lotte vielversprechend
Dennoch sah alles bis zur Partie gegen den Tabellenletzten Sportfreunde Lotte ganz gut aus. Die Blau-Weißen waren ungeschlagen, hatten trotz Sturmflaute Tuchfühlung zur vorderen Tabellenregion. Doch die peinliche 1:3-Niederlage deckte die Schwächen schonungslos auf. Zu wenig Einsatz, schlechtes Zweikampfverhalten und keine Abstimmung.
Der KSC-Kader leidet noch unter den Spätfolgen der verfehlten, teuren Zusammenstellung des Kaders in der vergangenen Spielrunde. Von der sportlichen Leitung wurde "Kontinuität, kein Neuaufbau" angekündigt. Die Realität: Im aufgeblähten Kader gab es diese Saison schon über 20 personelle Veränderungen. Das nennt man ehrlicherweise Neuaufbau! Und der war - sehr, sehr teuer.
Transferflops belasten KSC-Kasse
Viele der vor der vergangenen Saison vollmundig gelobten, und hoch bezahlten Neuzugänge erfüllten die Erwartungen nicht. Man könnte auch sagen: Es waren krasse Fehleinkäufe, die belasteten die Planungen für die jetzige Spielzeit. Diese Akteure von der Gehaltsliste zu bekommen kostet den den Verein viel Geld. Geld das aktuell fehlt, um Neuzugänge mit Qualität zu verpflichten. Um Löcher in der Kasse zu stopfen, musste man etliche Stammkräfte verkaufen. Das war notwendig, um finanziell zu überleben.
Die Erwartungen nicht erfüllt haben Akteure wie Hofman, Bülow, Karaahmet, Amamoo, Aydogan oder Buchta. Allesamt enttäuschten. Inzwischen sind sie weg, alle wohl mit prall gefülltem Geldbeutel. Denn wer verzichtet schon freiwillig auf das, was ihm kurz zuvor vom Verein vertraglich zugesichert wurde?

Verständlich, dass ein Dominik-Stroh-Engel einer angeblich vorgelegten Vertragsauflösung nicht zustimmt. "Dodo" wird bald 33 Jahre alt, hat einen gut dotierten Kontrakt - warum sollte er auf etwas verzichten, was ihm zusteht? Also sitzt er seinen guten Vertrag auf der Tribüne aus. Auch Alexander Siebeck konnte die Erwartungen nicht erfüllen, soll den KSC verlassen - doch auch er ist noch da und wird weiterhin bezahlt.
Posse um Kwasniok, Unruhe im Präsidium
Stroh-Engel und Siebeck trainieren mit - ohne reelle Chance auf Einsatzzeit. Eine schwierige Situation für die beiden, aber auch für Trainer Alois Schwartz. Der Coach verlor mit Bader, Föhrenbach, Mehlem, Schleusener und Muslija fünf Stammkräfte aus der Erfolgself der vergangenen Saison. Adäquaten Ersatz - zum Beispiel für Eigengewächs Marcel Mehlem wurde nicht gefunden. Auch, weil kein Geld da ist. Die Transfereinnahmen gehen weitgehend für alte Schulden, für Abfindungen, für Fehler der vergangenen Spielrunde drauf.

Dann: Die Posse um U19-Trainer Lukas Kwasniok. Den ließ man für 125.000 Euro Ablöse nicht zum Zweitligisten Aue, um kurz danach den Vertrag aufzulösen. Kwasniok soll sein komplettes Gehalt erhalten haben. Mit der verlorenen Ablöse setzte der KSC durch diese Aktion locker rund 200.000 Euro in den Sand. Verstehe wer will...

Eines blieb wie in den letzten Jahren: Unruhe neben dem Platz! Geschäftsführer Sandrock kündigte überraschend als Geschäftsführer und offiziell ohne Begründung. Doch die Spatzen pfeifen es im Wildpark vom Dach, dass es Ungereimtheiten in der Zusammenarbeit mit dem Präsidium gegeben haben soll.
Urlaub trotz heißer Transferphase
Dann unfassbar für viele: Sportdirektor Oliver Kreuzer ging vier Tage vor Ende der Transferperiode in Urlaub. In der heißen Phase, die so wichtig für die Zukunft eines Vereins ist. Der Kader würde stehen erklärte Kreuzer vor seinem Abflug in Richtung Griechenland. Das stimmte nicht, Muslija ging noch. Insider erklärten, eine erhoffte, schnelle Nachverpflichtung wäre auch aufgrund dieser Umstände nicht mehr machbar gewesen. "Unprofessionell" war aus dem Umfeld zu hören.

Manche fragten: Warum ging der Sportdirektor nicht nach der Partie gegen Lotte, nach Ende der Transferperiode, am spielfreien Wochenende in Urlaub? Und wer hat all das genehmigt? Das wollte ka-news wissen. Holger Siegmund-Schultze, der einzige aus dem Präsidium, der beim 1:3 gegen Lotte im Wildpark war, erklärte: "Wir haben im Präsidium eine Sprechordnung. Bei uns spricht nur der Präsident." Schwere Zeiten im Wildpark - aber das ist ja leider nichts Neues...