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Karlsruhe: KSC-Mitgliederversammlung: Viele Fragen zu Schulden und Finanzen - neuer Präsident erst kommende Saison

Karlsruhe

KSC-Mitgliederversammlung: Viele Fragen zu Schulden und Finanzen - neuer Präsident erst kommende Saison

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    Mitgliederversammlung am 15. Mai.
    Mitgliederversammlung am 15. Mai. Foto: ps/Screenshot

    "Es liegen intensive Woche und Tagen hinter uns", so KSC-Geschäftsführer Michael Becker bei der Mitgliederversammlung am Freitagabend, "bis vor zwei Stunden saßen wir noch am Verhandlungstisch, um alles final zu bekommen - es war eine Punktlandung." Über die gemeinsame Lösung mit den zwei Hauptgläubigern sei man "überüberglücklich", mit der Entschuldung von 20 Millionen Euro habe man einen "Quantensprung" geschafft.

    Aufgrund ausbleibender Aktienverkäufe während der Corona-Krise und bestehender Verbindlichkeiten stand die KSC KgaA, welche zusammen mit der KSC Management GmbH den wirtschaftlichen Spielbetrieb des Fußballvereins aufrechterhält, vor einer Insolvenz.

    Gläubiger erhalten Aktienpakete

    Die größten Verbindlichkeiten bestanden bei den Hauptgläubigern Michael Kölmel und Günter Pilarsky: Mit beinahe 15 Millionen Euro stand man bei Kölmel in der Kreide, bei Pilarsky waren es knapp über 14 Millionen Euro. Bei Kölmel verbleiben nun noch 3,5 Millionen Euro, bei Pilarsky noch vier Millionen Euro.

    Mit den beiden Hauptgläubigern wurden Vergleichs- und Abgeltungsvereinbarungen getroffen: Zirka 1,5 Prozent Aktien gibt es für Kölmel, zirka acht Prozent für Pilarsky - wenn man vom maximalen Gegenwert von fünf Millionen Euro für die Besserungsscheine ausgeht. Hier steht eine genaue Schätzung noch aus.

    Beide Gläubiger erhalten Aktienpakete und damit Beteiligungen an der Kommanditgesellschaft - werden jedoch nicht über 25 Prozent Aktien an der KgaA erhalten. "Daher ist auch keine Zustimmung der Mitglieder notwendig", so Becker.

    Besserungsscheine ebenfalls getilgt

    Abgegolten wurden mit den aktuellen Einigungen auch die Besserungsscheine - bislang tauchten sie nicht als Verbindlichkeiten in den Bilanzen auf. Da sie jedoch als künftige Verbindlichkeiten gesehen werden können, wollte man diesen Schulden-Rucksack jetzt loswerden, so Becker.

    Neben der Reduzierung der Schulden, konnte man auch das Stammkapital erhöhen. Durch die Umwandlung von Aktien konnte aus Fremdkapital zusätzliches Eigenkapital gewonnen werden, so Becker.  Hinzu kommen weitere Aktienverkäufe in Höhe von sechs Millionen Euro: Diese Summe hat das aus neun Investoren bestehende "Bündnis KSC" zur Verfügung gestellt, nachdem Ingo Wellenreuther als Präsident zurückgetreten war. Das Bündnis besteht aus sechs Unternehmen und drei Einzelunternehmer aus der Region.

    Das Geld liegt laut Geschäftsführer Becker auf einem Treuhandkonto bereit. "Wir gehen davon aus, dass wir Anfang kommender Woche über das Geld verfügen können." Der Aktienanteil des Bündnisses wird sich vermutlich auf zirka zehn Prozent der KgaA belaufen - da auch dieser unter 25 Prozent liegt, ist keine Mitgliederabstimmung vorgesehen. 

    Ob man sich künftig in Sachen Vereinspolitik auch weiteren Sponsoren beugen möchte, wenn diese nach Gutsherrenart ihre Vorstellungen durchsetzen wollten, lautete eine Mitgliederfrage in Anspielung auf die Annahme der sechs Millionen Euro durch das "Bündnis KSC". Man gehe nicht davon aus, dass man künftig nochmal in eine derartig prekäre Insolvenz-Situation komme - nachdem man die Schuldenlast jetzt erheblich reduzieren konnte, heißt es aus der KSC-Spitze.

    Wieso wurden Schulden erst jetzt reduziert?

    Wieso hat man die Schuldenreduzierung nicht schon früher in Angriff genommen? "Einfach zu beantworten", sagt Becker, "weil wir vorher noch gar nicht die Möglichkeit hatten, Aktien an den Markt zu geben. Die Möglichkeit bestand faktisch mit der Ausgliederung im November, organisatorisch waren wir Anfang März dann soweit. Dann kam die Corona-Krise, der Aktienverkauf klappte nicht. Das war nicht absehbar. Daher wurde auch die Insolvenz-Problematik von meiner Seite im Oktober bei der Mitgliederversammlung noch nicht angesprochen", sagt Becker. Mit der abgewendeten Insolvenz und Sanierung hofft man im Verein auf weitere Investoren. 

    Geschäftsführer Michael Becker
    Geschäftsführer Michael Becker Foto: ps/Screenshot

    Wie konnten sich die Schulden in zehn Jahren so deutlich vermehren, lautet eine weitere Mitgliederfrage. Bei Antritt von Ingo Wellenreuther beliefen sich die Schulden auf zirka 3,6 Millionen Euro - allerdings ohne "Kömel-Effekt".  Würde man die beiden Jahresabschlüsse 2009 und 2019 mit Besserungsscheinen und Darlehen vergleichen, käme man auf 15 Millionen Euro. Zum Schuldenstand bei möglicher Insolvenz von 30 Millionen Euro immer noch eine Verdopplung. "Wie das passieren konnte, kann ich schwer bewerten und möchte ich an dieser Stelle auch nicht tun", so Becker.

    Die reduzierten Schulden seien eine Basis, um die Insolvenz abzuwenden, machen die KSC-Verantwortlichen deutlich, jetzt müsse man weiter an der Sanierung des Vereins arbeiten. Rund zwölf Millionen Euro Schulden bleiben noch übrig. Laut Becker hat gibt es nach einem ersten erfolgreichen Sanierungsschritt weitere Interessenten, diese Sponsoren wird man nun erneut angehen.

    Weitere Sanierungen geplant

    Viel Mitspracherecht werden die Mitglieder beim künftigen Sanierungsplan nicht haben: Die Entscheidungen zum Spielbetrieb werden in der Kommanditgesellschaft getroffen - "ich gehe nicht davon aus, dass die Zustimmung der Mitglieder notwendig ist", so Rechtsanwalt Dirk Adam.

    Dirk Adam von der Kanzlei Wellensiek.
    Dirk Adam von der Kanzlei Wellensiek. Foto: ps/Screenshot

    Teil der künftigen Einsparungen werden auch Gehaltsreduzierungen bei Spielern sein. Beim Spieleretat will man in der 2. Bundesliga bis zu 1,5 Millionen Euro, in Liga 3 bis zu 800.000 Euro einsparen. Das entspräche zirka 20 Prozent der bestehenden Gehälter.

    KSC setzt sich strategische Leitsätze

    "Wir können jetzt alle positiv in die Zukunft schauen", so Becker, "wir haben uns alle zusammen Gedanken gemacht, was uns wichtig ist." Für einzelne Bereiche hat sich die KSC-Führung strategische Leitplanken gesetzt und in Sätzen formuliert. Michael Becker stellte sie am Freitagabend vor:

    • Organisation: Mit einer modernen Führungskultur und Transparenz die Bereitschaft zum Mitmachen fördern!
    • Infrastruktur: Durch zeitgemäße Infrastruktur die Voraussetzung für ein erfolgreiches Geschäftsmodell schaffen!
    • Partnerschaften: Den KSC wieder zurück in die Mitte der Karlsruher Gesellschaft führen.
    • Geschäftsmodell: Durch nachhaltiges Wirtschaften einen Mehrwert für die Zukunft ermöglichen!
    • Sport: Mit einer durchgängigen Strategie für Profis und aKAdemie die Grundlage für dauerhaften sportlichen Erfolg wahren!

    "Es ist zurecht Kritik an Transparenz und Kommunikation geübt worden", so der KSC-Chef, "wir haben uns in den letzten Wochen nicht mit Ruhm bekleckert - das wissen wir. Da haben wir alle Fehler gemacht." Man beteuert: Künftig wolle man wieder in ruhigere Fahrwasser kommen.

    Details zur Präsidentenwahl in der kommenden Woche

    Zu den Gerüchten um die Rückkehr Winfried Schäfers will man sich am Freitag nicht äußern: Bislang habe es keinen Anruf in der Geschäftsstelle gegeben. Sobald dieser käme, würde man sich damit beschäftigten. 

    Wie es mit der Nachwahl des Präsidenten weitergehen soll, dazu will der Verein in der kommenden Woche weitere Details bekannt geben. Vize-Präsident Holger Siegmund-Schultze geht nicht davon aus, dass die Wahl noch in der aktuellen Spielzeit stattfinden wird. Laut Satzung ist das Präsidium mit zwei Vize-Präsidenten weiterhin stimmberechtigt.

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