"Es ist der erste vollständige Stadionbau in Karlsruhe seit 63 Jahren", sagt Florian Kaute, Pressereferent des Eigenbetriebs "Fußballstadion im Wildpark", als wir uns auf dem Gästeaufstellplatz der Wildparkbaustelle treffen. Hier werden zukünftig die Fans der Gastmannschaften eintreffen und zum Stadion geleitet. Gemeinsam mit den Baustellenmitarbeitern Christian Van Nooy und Tobias Wynendaele machen wir uns auf den Weg, die aktuellen Fortschritte des Stadions zu besichtigen.

"Der Gästeparkplatz selbst ist von vergleichsweise geringer Priorität im Bau, dafür aber umso wichtiger für das fertige Stadion. Immerhin dient er dazu, die verschiedenen Fangruppen zu trennen, sodass KSC- und Gäste-Fans von verschiedenen Richtungen ins Stadion strömen. Auf diese Weise ersparen wir uns einiges an Polizeiaufgebot", so Kaute. Fans der Gastmannschaften werden vom entsprechenden Parkplatz über eigens aufgestellte Drehkreuze zu ihrem Stadionblock geleitet.

Dies geschieht über die neugebaute Gästebrücke, die wir auch sogleich erklimmen. "Die Brücke soll das Gewaltpotenzial noch weiter entschärfen", erklärt Kaute im Gespräch mit ka-news.de.

Noch ist die Brücke zu beiden Seiten offen, doch die Wände sollen "mit Trapezblechen verkleidet und komplett eingehaust werden. Auf diese Weise wollen wir vermeiden, dass Gegenstände von der Brücke geworfen werden, da der untere Bereich durchaus rege befahren sein wird", so Kaute. "Bei der Decke beschränken wir uns auf Draht, damit Licht hineinfällt." Über die Brücke gelangen wir zum Übergangsbereich, wo die Osttribüne auf die noch nicht existente Nordtribüne treffen soll.

"Wir stehen vor der Herausforderung des Umbaus bei laufendem Spielbetrieb", erklärt Kaute. "Das heißt es mussten zu jederzeit 15.000 Zuschauerplätze zur Verfügung stehen und wir konnten nicht einfach alle Tribünen gleichzeitig einreißen und neu aufbauen. Bis die Südtribüne im Sommer fertiggestellt wurde, mussten wir also auf provisorische Tribünen zurückgreifen." Gerade das Provisorium auf der Nordtribüne bot bis Ende September einen Blick auf das Spielfeld.

"Nun ist allerdings kein Provisorium mehr nötig, da die Ost- und die Südtribüne zusammen mehr als 20.000 Personen fassen", so Kaute während wir an der entstehenden Nordtribüne entlang auf das Spielfeld schreiten. "Mit dem Abbau der provisorischen Nordtribüne haben wir Ende September begonnen. Wir mussten warten, bis eine Firma die auf diese Arbeit spezialisiert ist einen Slot für uns frei hatte, aber mittlerweile ist die Hälfte der Tribüne schon weg. Dank der Anzahl der Sitze können wir auch parallel an den anderen beiden Tribünen arbeiten"

Und eine dieser anderen Tribünen ist das nächste Ziel: Vom Spielfeldrand aus bahnen wir uns nun endlich den Weg zur Haupttribüne. Dem Teil des Stadions, den Oberbürgermeister Frank Mentrup als Herz und Hirn des Stadions bezeichnete. "Die neue Haupttribüne entsteht genau dort wo die Alte stand", sagt Kaute. "Aber sie wird größer werden. Ich bin mir ziemlich sicher, sie wird der Teil dessen Fertigstellung am längsten dauern wird." Wieso ausgerechnet sie? Das beginne schon bei der Art des Bauprozesses.

"Die Süd- und die Osttribüne wurden als fertige Betonteile hierher transportiert und aufgebaut", sagt Hochbauleiter van Nooy auf Nachfrage von ka-news.de. "Die Haupttribüne hingegen wird mit vor Ort hergestelltem Stahl-, Orts- und Halbfertigbeton errichtet. Sämtliche Bauprozesse passieren hier." Außerdem werde die Haupttribüne eine aufwändige Innenausstattung erhalten.

"Wir sprechen von einem Kellergeschoss, das bereits fertig ist, in dem sämtliche Technik und Elektronik zusammenlaufen wird, einem Erdgeschoss, der den gesamten Spielbetrieb fasst und vier Stockwerken für verschiedene Zwecke", so Kautes Aufzählung. "Der erste Stock wird als Business-Center dienen, zweites und drittes Stockwerk werden Logen-Ebenen und die vierte Etage wird zur Geschäftsstelle." Um uns aber einen eigenen Eindruck zu vermitteln führt er mich direkt ins Innere der werdenden Haupttribüne.

Über verschiedene, noch etwas karg eingerichtete Räume geht es zunächst zu einem der zwei sogenannten Marathon-Tore. "Diese Tore sind für Stadionfahrzeuge gedacht", so Kaute. Rasenmäher, Markierwägen oder Putzfahrzeuge fänden hier ihren Eingang. Alles davon ist natürlich dazu gedacht, den Spielern den bestmöglichen Rasen zu hinterlassen.

Diese Spieler nämlich begegnen sich in der Mixed Zone. Der Durchgang, bei dem die beiden Mannschaften aufeinandertreffen und in Reih- und Glied ihren Weg in die lichtgeflutete Arena antreten. Schon jetzt hängt eine gewisse Würde an diesem zugigen Tunnel im Baustadium, in dem jedes Heimspiel des Karlsruher SC seinen Anfang und sein Ende finden soll.

Natürlich sind da auch die Spielerkabinen nicht weit und so ist die nächste Station die Umkleide des KSC, wo sich jedes Mitglied der Blau-Weißen mental auf einen neuen Anstoß vorbereiten wird. Der erste Stock, in dem dieser ganze Spielbetrieb ablaufen soll, wird nicht nur für die Fußballer, sondern auch für die Fans eine gewisse Erfüllung bieten. "Auf der rechten Seite wird ein Fanshop entstehen", berichtet uns Kaute. Das leibliche wohl werde ebenfalls nicht vernachlässigt.

Auf der anderen Seite werde nämlich die Hauptgastronomie entstehen, wo die KSC-Fans jeden hart erkämpften Sieg auskosten und jede bittere Niederlage begießen könnten. Passenderweise befindet sich an diesem Teil der Baustelle auch der durch ein Gerüst ermöglichte Aufgang in den ersten Stock. Mit eingezogenem Kopf ersteigen wir das vorläufige Dach der Haupttribüne.

"Hier wird ein Businesszentrum, ein großer Veranstaltungsraum für Events aller Art entstehen", erklärt der Pressereferent. "Sowohl innersaisonal als auch unabhängig vom Spielbetrieb, theoretisch könnte man hier seinen Geburtstag feiern." Dieser Stock sei allerdings noch weit von seiner Fertigstellung entfernt. Erst zwei von drei Bodenflächen, sogenannte "Takte", wie Tobias Wynendaele erklärt, sind zubetoniert.

"Dafür ist es uns möglich, parallel zur Bodenbetonierung des ersten Stocks mit der Säulenbetonierung des zweiten Stockes zu beginnen", so Wynendaele weiterhin. Es verlaufe also jeder Arbeitsschritt so zügig und effizient wie möglich. Nach ähnlichem Verfahren sollen auch die restlichen Stockwerke angelegt werden.

"Nach oben hin wird sich die Tribüne verjüngen. Das Erdgeschoss wird also am geräumigsten sein, während Businesszentrum und die Logen nach oben hin immer weniger Platz einnehmen", sagt Kaute mit Blick auf das umliegende Terrain. "Ganz nach oben wird die Geschäftsstelle des Karlsruher SC verlegt. Momentan muss diese nämlich provisorisch von verschiedenen Containern aus arbeiten, die auf einem angrenzenden Trainingsplatz stehen."

Das sei vorerst alles, was an Zwischenstand in Bezug auf die Baufortschritte zu sehen sei. Nachdem ich mich also auf dem Dach der Tribünenbaustelle umsehen konnte, geht es auch schon wieder an den Abstieg. Während wir unseren Weg zurück zum Gästeaufstellplatz beschreiten, spreche ich die Frage aller Fragen unter den KSC-Fans an. Gibt es schon einen festen Termin für die Fertigstellung?

Laut Florian Kaute leider nicht. "Der Zeitplan befindet sich derzeit noch in Absprache mit der Baufirma", so seine Worte. Ein fixes Datum sei also kaum festzulegen.
Hinweis: Kommentare geben nicht die Meinung von ka-news wieder. Der Kommentarbereich wird 7 Tage nach Publikationsdatum geschlossen. Bitte beachten Sie die Kommentarregeln und unsere Netiquette!