ka-news.de: Herr Gondorf, der KSC ist in einer schwachen Phase. Seit drei Spielen ist das Team sieglos. Kann man von einer kleine Krise sprechen?
Gondorf: Es ist definitiv eine Ergebniskrise.
Und warum rutschte man in diese Ergebniskrise?
Weil wir zu viele Gegentore kassierten. Wir sind dran das aufzuarbeiten und zu analysieren woran es liegen könnte.
Und was brachte die Aufarbeitung? Woran könnte es denn liegen?
Das ist nicht so leicht zu erklären.Gegen Kaiserslautern stand gefühlt die Null. Das Gegentor war allein schon in der Entstehung komisch. Von der Spielweise war es gut, wir haben wenig zugelassen. Und einen Spieltag später kassieren wir in Fürth vier Tore. Darunter ein Tor nach Führung, kurz vor der Halbzeit.
Wir sind eine erfahrene Mannschaft, das darf uns nicht passieren. So etwas bringt uns alle ins Nachdenken. Da müssen wir uns sagen: Die Führung nehmen wir mit in die Kabine, dann beginnt der Gegner zu grübeln.
Was ist zu tun, damit man aus dem Tal rauskommt?
Ein konkretes Beispiel: Wir haben zwei Standardgegentore kassiert, da müssen wir am Gegenspieler sein. Das ist eine einfache Wahrheit. Das Wichtigste ist: Jeder muss selbstkritisch sein, muss sich hinterfragen … und arbeiten, arbeiten, arbeiten!
Hinterfragen – was konkret?
Was bringe ich für Stärken ein? Wo sind meine Schwächen? Wie stark war ich an Gegentoren beteiligt? Wie klar oder unklar bin ich im Passspiel? Eines ist aber auch klar: Wir kennen solche Situationen, wir wissen wie man damit umgeht. Das ist das Positive. Wir wissen was zu tun ist, um aus solch einer Situation herauszukommen.

Wir wollten eigentlich nicht mehr in solch eine Situation kommen, jetzt sind wir drin. Jetzt heißt es: Alles, alles daransetzen das eigene Tor zu schützen. Dann geht es wieder in die Erfolgspur.
Können Sie eine bestimmte Veränderung, personell oder taktisch, benennen?
Wir unterschätzen eventuell die eine oder andere Situation. Manchmal könnten wir mit einem klaren Ball, einem klaren Pass eine Chance kreieren, unterschätzen aber, dass wir mit einem unklaren Ball den Gegner sehr gefährlich ins Spiel bringen können. Wir müssen wieder lernen, Gefahr früh zu erkennen, zu unterbinden - mit allem was wir haben.
Aber auffällig ist: Der KSC spielte in Fürth fast eine Halbzeit in Überzahl, lief dennoch rund fünf Kilometer weniger als …
Diese Statistik habe ich auch gesehen und da war ich baff… Wir sind eines der laufstärksten Teams der Liga.
Aber: Die Zweikampfbilanz lag unter 50 Prozent. Das war zu sehen. Fehlen aktuell die Basics?
Das geht in die Richtung was ich sagte. Situationen unterschätzen! Wie aggressiv gehe ich in Zweikämpfe und wie sehr versuche ich einen Gegentreffer zu verhindern. Wie viel setze ich in Zweikämpfen ein, um ein Tor zu verhindern. Das sind Basics. Da sind wir im Kollektiv nicht immer da. Das kreide ich mir an, das kreiden die Jungs sich an. Jetzt geht es darum, gemeinsam da rauszukommen. Wie es uns immer gelungen ist.
Sie sind der Kapitän, der Mittelfeldchef – Sie stehen im Fokus. Allerdings: Wenn es gut läuft sind das die Torschützen – wenn es weniger gut läuft, muss der Kapitän herhalten. Ist das OK so?
Das kenne ich, das ist in Ordnung. Ich verstecke mich nicht vor Kritik.
Ist die Kritik, die Kritik am Team, an Ihnen berechtigt?
Im Moment kommt durch die Ergebniskrise Unmut auf, das ist in Ordnung, damit muss man sich auseinandersetzen. Das mache ich, das ist wichtig für mich und das gehört eben auch zum Job dazu. Aber man muss in der Analyse klar bleiben, nicht alles war falsch. Ich bin sicher, dass wir uns aus dieser Situation rauslösen.
Ein Kritikpunkt: Durch die schlechte Kaderplanung der vergangenen Jahre stand in Fürth eine Startelf auf dem Feld, die im Schnitt älter als 28 Jahre war. Egal? Zu alt? Ungerecht?
Es ist sicher im Interesse des Clubs eine Verjüngung in Gang zu setzen. Man muss aber auch sehen, dass für den KSC - auch aus finanziellen Gründen - auf dem Transfermarkt wohl nicht immer jeder junge Spieler greifbar war. Aber ich war bei keiner Sitzung dabei, kenne keine Interna, weiß nicht an wem der KSC interessiert war. Dass man nach Fehlern, nach Markern sucht, ist verständlich. Aber: Wir müssen auf dem Platz liefern, nicht mit Worten.

Der Kader ist klein, es fallen etliche Spieler verletzt aus. Fehlt der Druck aus Reihe zwei?
Das ist kein Grund. Wir haben eine hohe Intensität im Training. Wir verstehen uns gut – aber es scheppert auch auf dem Platz. Wir sind ein kleiner Haufen, aber das schweißt auch zusammen.
Jetzt kommt Holstein Kiel - wird das die Wende zum Guten?
Davon bin ich absolut überzeugt. Das ist ein Heimspiel und in Heimspielen haben wir bisher gut performt. Es geht darum den ersten Schritt raus aus dieser kleinen Misere zu machen. Ich bin davon überzeugt, dass wir das gemeinsam mit unseren tollen Fans schaffen.
Wir müssen uns in jeden Zweikampf werfen, wir müssen das Feuer entfachen, das kommt dann von den Fans zurück. Ich habe keinen Zweifel, dass uns das gelingen wird.