Herr Freis, Sie sind neuer Sportchef des KSC. Zufrieden wie sich Ihr beruflicher Werdegang entwickelte? Vom Scout, zum Scouting Leiter - jetzt zum Sportchef.
Es ging dann doch unerwartet schnell. Im Profibereich gibt es keinen klassischen Karriereplan. Weder als Spieler noch als Funktionär. Ich bin glücklich, das Vertrauen für diese Position bekommen zu haben. Natürlich habe ich daraufhin gearbeitet.
Sie haben BWL studiert und an der Hochschule Wismar einen Bachelor-Abschluss mit Schwerpunkt "Sportmanagement" erworben, zudem besitzen Sie die DFB-Jugend-Elite-Trainerlizenz. Und: Aktuell absolvieren bei der DFL ein Studium zum Sportmanager. Ist das beendet?
Nein, das läuft noch, beeinflusst aber das Tagesgeschäft beim KSC nicht.

Sie sprachen davon, das "Vertrauen bekommen zu haben." Aber: Es war zu lesen, dass der Beirat über die Personalie Freis mit 3:2 pro Freis, also denkbar knapp, entschieden hat. Ihre Einschätzung?
Es war eine geheime Abstimmung, ich weiß nicht, woher diese Information stammt.
Es gab andere Namen als Sportchef. Heißt: Sie waren nicht erste Wahl… ist das ärgerlich?
Nein, ich beschäftige mich nur damit, was ich beeinflussen kann. Mein Blick ist nach vorne gerichtet, geht in die Zukunft, da will ich etwas beim KSC bewirken. Dazu passt eine kleine Anekdote aus meiner Zeit als Spieler…

… die wäre?
Als gerade einmal 18 Jahre alter, junger Bursche, mit ähnlich wenig Erfahrung im Profibereich wie jetzt als Sportchef – kam ich zum Debüt im Profiteam. Ich habe dann in meinem ersten Spiel drei Tore erzielt-… Wenn man von seiner Qualität überzeugt ist - und das war ich als Spieler genauso wie aktuell als Sportchef - und wenn dann die Chance kommt, muss man da sein, muss man die nutzen, muss man liefern. So habe ich es als Spieler gemacht, so will ich es auch als Sportchef machen.
Es wurden die Hierarchie beim KSC umgebaut. Die Folge: Sie haben nicht mehr die Kompetenzen, die ihr entlassener Vorgänger hatte. Können Sie das bitte erläutern?
Das ist ganz einfach: Ich bin kein Geschäftsführer. Nur der Geschäftsführer kann und darf einen Vertrag rechtskräftig unterschreiben. Für mich ist aber logisch und selbstverständlich, dass über jeden Vertrag mit der Geschäftsführung diskutiert wird.
Haben Sie für Ihre Arbeit und für den KSC ein "Leitbild" für die Zukunft im Kopf? Haben Sie so etwas erstellt?
Natürlich. Ich habe ein Konzept erarbeitet und Geschäftsführer Michael Becker vorgestellt.
Wo liegen die Schwerpunkte? Und somit in Ihrer Arbeit die Eckpunkte?
Der Fokus liegt auf dem Bereich der Spielerentwicklung, sowohl bei den Profis, die aus der eigenen Akademie kommen, wie bei externen Akteuren. Die Durchlässigkeit war in den vergangenen Jahren gut. Zum Beispiel kam in Düsseldorf der 19 Jahre alte Eren Öztürk zu seinem Profidebüt. Aber wir wollen noch besser werden.

Den Scouting Bereich, den ich gut kenne, wollen wir optimieren. Durch gutes Scouting vorbereitet gute Entscheidungen treffen. Dann geht es darum, auch mehr Spieler zu verpflichten, die sich entwickeln und die man dann mit Gewinn verkaufen kann. Außerdem wollen wir uns auf der kommunikativen und organisatorischen Ebene in meinem Bereich verbessern, da müssen wir Abläufe nachschärfen.
Wo sind im Kader die größten Baustellen?
Das Transferfenster ist geschlossen. Wir sind mit dem Kader sehr zufrieden. Es geht darum, mit den Jungs die da sind, das Optimale zu erreichen. Wir vertrauen unseren Spielern.
Aber: Das Transferfenster öffnet wieder… Daran gilt es auch zu denken…
Natürlich, das ist perspektivisch. Aber: Auf einzelne Positionen will ich nicht eingehen. Jeder im Kader ist eingeladen, sich so zu präsentieren, dass es eine Empfehlung ist. So, dass aus Kaderplanungssicht der Bedarf sinkt.
Wo landet der KSC mit Sebastian Freis als neuem Sportchef am Ende der Saison?
Ich kann ja keine Tore mehr schießen. (lacht) Mein Einfluss auf das Tagesgeschäft ist natürlich da, aber insgesamt eher zukunftsorientiert. Mein Wirkungsradius ist sicherlich mehr mittel- bis langfristiger Natur. Aber ich schätze den Kader und die Qualität des Trainerteams so ein, dass wir eine sorgenfreie Runde spielen können, dass wir schnell keinen Kontakt zur Abstiegsregion haben werden und schnell weiter nach vorne schauen können.
Und wann steigt der KSC auf?
Wir arbeiten intensiv dafür. Aber im Detail planen lässt es sich nicht. Das heißt: Darauf kann man keine seriöse Antwort geben. Mit guter Arbeit kann man die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen. Ein Anreiz ist und muss sein: Die Personalkosten von Darmstadt und Heidenheim - den zwei Aufsteigern - sind nicht signifikant höher als die beim KSC. Zuvor war es Greuther Fürth. Das muss für uns heißen: Es geht nicht immer nur über das Geld, sondern auch über gute Arbeit und Teamwork.

Ihr Vorgänger hat weit über hundert, oft sehr teure, Neuzugänge in den Wildpark geholt. Keiner davon hat eine nennenswerte Ablösesumme eingebracht. Viele davon haben den KSC gar eine hohe Abfindung gekostet. Wird dieses Desaster nun vorbei sein?
Dass das besser wird, das ist ein Teil der Vorgabe des Clubs an mich, aber auch meine persönliche Zielsetzung, sonst bekommen wir auch Probleme, den Kader dauerhaft zu finanzieren.
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