Eines wiederholt sich. Immer und immer wieder: Das ansteckende Lachen von Sarah Saliba. Sie geht gut gelaunt, voll motiviert durch das Leben. Sie verbreitet Optimismus. All das basiert auf Zuverlässigkeit und überragender Strukturiertheit. Zielstrebig, fleißig und ehrgeizig – all das zeichnet die 36-Jährige aus.
All das half, dass die junge Frau aus Gütersloh zur Alleskönnerin wurde. Aktuelle Berufsbezeichnung: Teammanagerin beim KSC.
"Eine Frau ist für jeden Bereich eine Bereicherung"
Vor dieser Stelle war Saliba viel, viel unterwegs. Auf verschlungenen Berufswegen, mit vielen Wendungen. Aber die waren alle irgendwie zielgerichtet und geplant. Ob Lehramtsstudium, Aufenthalt in den USA oder Dubai. Ob Postzustellerin, Verkäuferin oder Kellnerin.
"Egal was es war, es hatte seinen Sinn, hat mich einiges gelehrt", sagt sie. Alles war für etwas gut, habe ihr genutzt. Eines ist für sie klar: Frauen im Fußball – das würde absolut passen, der etwas andere Blick auf Realitäten und Hierarchien sei notwendig.
"Eine Frau ist für jeden Bereich eine Bereicherung. Als Frau bringst du andere Kompetenzen ein und eine andere Perspektive mit", sagt Sarah. In Sachen Organisation hätten Frauen eher ein Händchen, bringen mehr Feinfühligkeit rein.
"Da hängt dann zum Beispiel am Geburtstag ein 'Happy Birthday' Schildchen am Platz in der Kabine. Kleinigkeiten, ich organisiere auch mal etwas für die Spielerfrauen. So etwas machen Frauen intuitiv einfach anders – und besser! Das läuft im Hintergrund aber ich weiß, diese familiäre Ebene, mit den Freundinnen und Frauen spielt eine ganz große Rolle. Das muss man im Blick haben."
Frauen in der Fußballwelt müssen tough sein
Genießt sie ihre Position als Exotin im Profifußball der Männer? Erstmals antwortet Saliba etwas ausweichend: "Was heißt denn genießen? Mein Fokus liegt auf dem Sport, nicht darauf, dass ich eine Frau bin." Sie liebe ihren Job. "Teammanagerin beim KSC, das ist enorm anspruchsvoll, voller verschiedener Facetten – aber wunderbar."
Hin und wieder ist sie die "Kummerkasten-Sarah!" Bei was und wie? "Das bleibt intern. Diese Vertrauensposition muss man sich erarbeiten", betont die 36-Jährige.

Oft denkt sie darüber nach, warum es so wenig Frauen im Profifußball der Männer, dort in verantwortlichen Positionen gibt. "Es ist sehr anstrengend, das trauen sich viele Frauen nicht." Zudem sei die Zukunftsplanung, Familiengründung, in diesem Job schwierig. Die geringe Anzahl von Frauen sei kein Kompetenzproblem. "Der Ton ist in dieser Branche etwas rauer. Das wollen nicht alle Frauen."
Generell müsse man als Frau in der männerdominierten Fußballwelt "richtig tough sein", um in diesem Business arbeiten zu können. "Man darf sich nicht angreifbar machen. Man muss sehr sauber arbeiten", sagt Sarah.
USA, Dubai, Rom, KSC - der Weg der Sarah Saliba
Bei ihr sei die Sozialisation anders verlaufen, sie sei vorbereitet gewesen. "Meine Eltern sind selbstständig. Da wurde sehr viel in der Schneiderei gearbeitet, da musste ich schnell selbstständig werden, mich durchkämpfen." Das sei ihr leicht gefallen, gibt Sarah selbstbewusst zu: "Denn ich bin eine Macherin."
Die ziemlich schwierige Chronologie der "Macherin" in Kurzform: Grundschule, Gymnasium, Abitur in Gütersloh. Dann Paderborn: Studium Lehramt Sekundarstufe 1 in den Fächern Englisch, Textilgestaltung und Deutsch. Einen Teil ihres Studiums absolvierte sie in den Vereinigten Staaten. Da sie Trainerscheine erworben hatte, konnte sie zudem Sport unterrichten. "Wichtig war mir immer, das Studium zu beenden, damit ich etwas Abgeschlossenes hatte. Dazu hatte ich immer Nebentätigkeiten."

In der Corona Zeit waren die Schulen geschlossen. Nach dem 1. Staatsexamen ging sie ein paar Monate nach Dubai, wollte eine neue Erfahrung sammeln, arbeitete dort als Fitnesstrainerin. Danach: 2. Staatsexamen und Vertrag an einer Schule.
Sie war Lehrerin im In- und Ausland, pädagogische Betreuerin beim DFB, dazu kamen Medien-Jobs. Da sie schon während des Studiums bei Fernsehsendern gejobbt hatte, nahm sie die Chance wahr, zum Privatsender SKY zu wechseln. "Ich schrieb Moderationstexte, dazu Nachrichtentexte, Aufstellungen. Habe Videos geschnitten für die Sendungen. Alles was kam, Querbeet."
Wichtig war ihr immer: Der Sicherheitsfallschirm! Der Lehrerjob ist im Hintergrund immer mit an Bord. Nach dem Medienjob ging´s zurück an die Schule - nach Rom! 2022 ging´s zurück, an eine Schule in Düsseldorf. Die war aber wieder nur Zwischenstation, auf dem Weg zur Teammanagerin. Zunächst kam eine Anstellung bei einer Sport-Agentur, die Trainingslager für Fußballvereine organisierte.
Was macht eine Teammanagerin eigentlich?
Organisieren, das ist ihre absolute Stärke, das vereint ihr Können. Das lebt sie, das macht sie – nahezu fehlerfrei, sagt KSC-Cheftrainer Christian Eichner. Saliba nimmt das Lob freudig, ein wenig stolz - aber auch gelassen hin. Nicht aufgrund von Selbstbeweihräucherung, sondern einfach aus purer Freude.
Weil Sie für diese Sport-Agentur alles rund um das KSC-Team-Trainingslager perfekt organisierte, wurde sie ermuntert, sich auf den Job des KSC-Teammanagers zu bewerben. Sie bewarb sich Anfang 2023 - und bekam die Anstellung im Wildpark.
"Der KSC kannte meine Arbeit, meine Persönlichkeit, wusste wie ich Dinge angehe. Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen, für die Chance von Geschäftsführer Michael Becker und dem gesamten Trainerteam, diesen Job machen zu dürfen."

Ihr Aufgabenfeld beim KSC ist breit gefächert, enorm vielfältig. Der typische Arbeitstag?
"Den gibt es nicht. Jeder Tag ist anders. Mal muss ich die Hotels checken, dann den Zug oder Flieger reservieren, das Essen in den Tageshotels oder auf den Reisen organisieren. Alles rund um die Profis ist zu organisieren. Bei neuen Spielern müssen die Medizinchecks geregelt werden, da muss eine Wohnung gesucht werden, man muss sie am Flughafen abholen. Die Trainingslager im Winter wie im Sommer, die Testspiele – alles muss geregelt werden", sprudelt es aus ihr nur so heraus.

Dann ergänzt sie: "Da ist noch der Bereich der Spielerverträge: Die muss ich bei der DFL und FIFA anmelden. Verpasst man das, gibt es keine Spielberechtigung." Das belegt, dass sie seitens der Clubverantwortlichen großes Vertrauen genießt. "Man braucht Leute, die einem das Vertrauen schenken und die auf dich setzen. Wenn sich Spieler verletzen, dann bin ich da. Ich will, dass es den Spielern gut geht, dann geht es dem KSC gut und das steht über allem."
"60 Stunden pro Woche sind normal"
Ob es zutrifft, was man munkelt, dass sie schon mal einen spontanen Spieler-Kurztrip nach Mallorca, spezielle Smoothies oder spezielles Haarspray organisierte, oder half, als einer den Angelschein machen wollte - zu all dem sagt sie nichts.
Die Routine am Spieltag: "Im Tageshotel die Zimmereinteilung, die Freigabe der Aufstellung an den DFB, für die gegnerische Mannschaft und an die Schiedsrichter, die zuvor begrüßen." Während des Spiels betreute die studierte Lehrerin schon mal die Kinder der Profis. Manche ihrer Jobs in Sachen Medien sind am Abend, außerhalb der regulären Arbeitszeit. "60 Stunden pro Woche sind normal."

Das stört sie nach eigenen Angaben überhaupt nicht. Wichtig für sie: Jetzt bringen die jahrelangen Wechsel Schule - Medien - Sport einen Mehrwert. Sind wichtig, enorm hilfreich. Jetzt könne sie geradezu perfekt den Dreiklang "die Bildung, den Sport und die Medien vereinen".
"Das hatte ich immer im Visier, das wollte und kann ich jetzt", sagt Sarah. Eines beteuert sie immer wieder. "Ich wusste, ich habe als Lehrerin ein tolles Backup, ich habe tolle Sicherheit. Daher konnte ich alles entspannt angehen. Es ist mein Traumjob!"