Wer nachts durch den Garten streift, begegnet ihnen vielleicht – den Ohrwürmern, die sich tagsüber in Ritzen und Spalten verstecken und erst in der Dunkelheit zum Leben erwachen. Mit ihren Zangen am Hinterleib erwecken sie bei vielen Menschen Unbehagen und zahlreiche Mythen ranken sich um die kleinen Krabbler. Doch was verbirgt sich wirklich hinter dem schlechten Ruf dieser nachtaktiven Insekten? Warum tragen sie einen Namen, der auf das menschliche Gehör verweist? Und welche Rolle spielen sie in unseren Gärten – als Helfer oder Schädling?
Woher kommt der Name Ohrenkneifer?
Sie werden umgangssprachlich Ohrenkneifer, Ohrenkriecher oder Ohrenschliefer genannt und man kann leicht den Eindruck gewinnen, dass sie es auf unseren Gehörgang abgesehen haben. Dabei hat der Sechsbeiner gar kein Interesse an uns. Der Name stammt laut dem GEO Magazin noch aus der Antike: Hier wurden vermutlich die Käfer getrocknet und zu Pulver verarbeitet. Dieses Pulver wurde dann eingesetzt, um Ohrenprobleme zu lindern oder Taubheit zu behandeln. Mit der Zeit geriet diese Technik dann in Vergessenheit und Menschen konnten sich den Namen Ohrenkneifer nicht mehr erklären. Vermutlich kommen entstanden dann die Gerüchte, die den Ohrwurm in ein so schlechtes Licht rücken. Offiziell heißt das Krabbeltier Gemeiner Ohrwurm (Forficula auricularia)
Ist ein Biss des Gemeinen Ohrenkneifers gefährlich?
Davon abgesehen, dass ein Biss mit den Zangen des Ohrenkneifers äußerst unwahrscheinlich ist, da das Insekt von der Dämmerung bis zur Nacht aktiv ist, sind sie ungefährlich für den Menschen. Laut der Roten Liste nutzt der Gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia) seine Zangen zum Ausbreiten der Hinterflügel, bei der Paarung, im Kampf mit Artgenossen und auf der Jagd nach kleinen Insekten. Unsere Ohren sind vorm Kneifen ins Trommelfell oder sogar der Eiablage sicher.
So leben Ohrwürmer
Ohrwürmer leben meist in Wäldern, Parks und Gärten. Die 25 Millimeter langen Tiere lieben die Wärme und ziehen sich tagsüber in Verstecke zurück: Ritzen der Baumrinde, Erdspalten oder leere Schneckenhäuser bieten ihnen Schutz. Im Winter vergraben sich die Tiere in der Erde und harren bis zum Frühling aus. Das MDR Gartenmagazin berichtet, dass die Weibchen im Herbst oder Frühling ihre Eier in der Erde ablegen und den Nachwuchs behüten, bis die Larven schlüpfen. Nach dem Schlüpfen endet das Leben der Mütter abrupt – die eigenen Nachkommen fressen sie auf und starten so ihren Lebenszyklus.
Deshalb nutzen uns Ohrenkneifer im Garten
Wer Ohrenkneifer im Garten entdeckt, sollte sich freuen! Diese Insekten vertilgen Blattläuse und vernichten die Eier von Apfelwicklern, Milben und Gespinstmotten. Sie knabbern zwar gelegentlich an Blüten- und Staubblättern verschiedener Pflanzen, lassen jedoch das meiste Obst in Ruhe, da sie die Schale nicht durchdringen können. Pfirsiche und Weintrauben können ihnen gelegentlich zum Opfer fallen, aber sie nützen weitaus mehr als sie schaden. Laut Bayerischem Rundfunk fungieren sie so als natürliche Schädlingsbekämpfer im Garten und müssen nicht bekämpft werden – eher im Gegenteil.
Es lohnt sich, den Nützlingen einen gemütlichen Platz im Garten herzurichten. Das geht laut Bayerischen Rundfunk gut mit einem mit Stroh ausgekleideten Blumentopf. Den platziert man kopfüber am Baum oder am Boden. Ein praktischer Trick, falls die Ohrwürmer an einer Stelle lästig werden, hat das MDR Gartenmagazin. So kann man die Tiere umsiedeln: An der unerwünschten Stelle, zum Beispiel einen Clematis Strauch, hängt man ein kleines Bündel Bambusröhren auf. Die Tiere sammeln sich darin und lassen sich tagsüber dorthin transportieren, wo sie gebraucht werden – beispielsweise zum Apfelbaum, wo sie als natürliche Schädlingsbekämpfer wirken.
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