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Karlsruhe: Spinnenläufer, Kalikokrebs, Gottesanbeterin: Diese tierischen Exoten leben in Karlsruhe

Karlsruhe

Spinnenläufer, Kalikokrebs, Gottesanbeterin: Diese tierischen Exoten leben in Karlsruhe

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    Ein Kalikokrebs, der ursprünglich in den USA beheimatet ist, sitzt an einem See.
    Ein Kalikokrebs, der ursprünglich in den USA beheimatet ist, sitzt an einem See. Foto: Karsten Grabow/dpa/Archiv

    Unfassbar viele Arten von exotischen Tieren, Insekten und Pflanzen aus dem Mittelmeerraum nach Karlsruhe kommen. Das ist schon seit der Eiszeit so. Oft bringen Urlauber die Zuwanderer mit. Andere wandern selbst nach Karlsruhe und können sich durch das wärmere Klima ansiedeln. 

    "Im Grunde sind die meisten Arten, die wir kennen, irgendwann mal hier angekommen. Vieles war nicht immer hier", sagt Ramona Dölling, die die Ausstellungen im Karlsruher Naturkundemuseum konzipiert, im Gespräch mit ka-news.de.

    Urlauber schleppen neue Arten ein

    Der Grund, warum sich immer mehr Exoten auch in unseren Regionen häuslich einrichten: "Durch die Klimaveränderung bietet Karlsruhe auch Tieren aus wärmeren Regionen ein Zuhause", so Dölling. Die Neuzugänge wandern aber nicht alle selbst hierher.

    Hier sieht man Container
    Hier sieht man Container Foto: Vanessa Richter

    Oft werden sie auch durch Warentransporte oder Urlauber eingeschleppt. Aufgrund des Schiff-, Bahn- und Autoverkehrs gibt es viele Möglichkeiten für neue Arten zu immigrieren. Und dann gibt es noch die Tiere, die von ihren Besitzern ausgesetzt werden. Die, die überleben können, breiten sich auch weiter aus.

    Die Kräuselspinne - krabbeliger Neuzugang aus dem Mittelmeer-Raum

    "Ich persönlich habe in meiner Wohnung schon mehrfach eine Kräuseljagdspinne gefunden", sagt Ramona Dölling. Diese einer Tarantel ähnlich sehenden Spinnenart mit bis zu sechs Zentimetern Beinspannweite wurde vor etwa 20 Jahren wahrscheinlich aus Südeuropa eingeschleppt und hat sich besonders entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse ausgebreitet. "Kräuseljagdspinnen profitieren ganz klar vom Klimawandel", sagt Ramona Dölling. 

    Das Problem: Die Spinnen, die auch in Gärten oder Schuppen angetroffen werden kann, können auch für Menschen nicht ungefährlich sein. "Wenn man ihnen Angst macht, können sie beißen", so die Expertin des Naturkundemuseums gegenüber ka-news.de. Dabei sondern sie Gift ab, das auch auf Menschen wirken kann. Der auftretende Schmerz sei meist schwächer als ein Wespenstich, die Bissstelle kann aber bis zu zwei Tage rot und geschwollen sein.

    "Schrecken" auf dreißig Beinen - der Spinnenläufer

    Ein weiterer exotischer - und unter Umständen auch bissiger - Zeitgenosse ist der Spinnenläufer. Auch er kam schon vor Jahren aus dem Mittelmeer-Raum nach Deutschland. 2014 entdeckte ein ka-Reporter das etwas unheimlich aussehende Tierchen auch in Karlsruhe.

    Spürt der Spinnenläufer, der - anders als es sein Name vermuten lässt - nicht zu den Spinnen, sondern zur Klasse der Hundertfüßer gehört, Gefahr, beißt auch er gern einmal zu. Doch keine Sorge: Auch wenn der Biss recht schmerzhaft sein kann, für Menschen ist er ungefährlich.

    Kalikokrebse können Gewässer aus dem Gleichgewicht bringen

    Auch der exotisch klingende Kalikokrebs gehört zu den Tieren, die ursprünglich nicht aus der Fächerstadt kommen. Eigentlich in den Gewässersystemen um den Mississippi River in den USA beheimatet, gelangte der Flusskrebs in den 1990er-Jahren aber auch in badische Gewässer.

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    Foto: Pädagogische Hochschule Karlsruhe

    2018 wurde der als hochaggressiv geltende Wasserbewohner sogar im Karlsruher Citypark-See vermutet. Dort hatten sich bereits andere ungebetene Bewohner wie Schwärme von Zierfischen angesammelt - vermutlich in falsch verstandener Tierliebe ausgesetzt. Das Problem dabei: Der Kalikokrebs ist ein invasiver Allesfresser ohne natürliche Fressfeinde.

    Breitet er sich daher zu stark aus, so schreibt Naturschutzbund Baden-Württemberg (Nabu) auf seiner Webseite, kann er ganze Gewässer leerfressen und sie damit aus ihrem ökologischen Gleichgewicht bringen.

    Das Insekt des Jahres 2017 - die Gottesanbeterin

    Sie sieht aus wie ein betender Grashalm - religiös ist die grüne, aus Afrika stammende Gottesanbeterin aber nicht. Die Fangheuschrecke, die mit ihren bei der Beutejagd angewinkelten und nach oben gereckten Vorderbeine wie ein Gläubiger beim Beten wirkt - daher der Name - breitet sich seit einigen Jahren immer weiter nach Norden aus. Auch in Baden, in der Region um Karlsruhe, ist die blitzschnelle Jägerin schon zu Hause. Doch keine Sorge: Für den Menschen ist die Europäische Gottesanbeterin völlig harmlos.

    Dreieckiger Kopf, große Augen, großer Appetit: Gottesanbeterinnen machen sogar Jagd auf Vögel.
    Dreieckiger Kopf, große Augen, großer Appetit: Gottesanbeterinnen machen sogar Jagd auf Vögel. Foto: Uli Deck

    Wer das außergewöhnliche und streng unter Naturschutz stehende Insekt im heimischen Garten entdeckt, kann sogar noch mehr tun: Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) sammelt die Sichtungen der grünen Tierchen, um unter anderem mehr über deren Verbreitung und die Auswirkungen des Klimawandels herauszufinden. Sichtungen des wärmeliebenden Insekts können per E-Mail an arten-melden@lubw.bwl.de gemeldet werden.

    Exoten in der Wohnung - was nun? 

    Exotische Einwanderer schön und gut - doch wie verhalte ich mich, sollte ich Spinnenläufer, Gottesanbeterin und Co. doch mal an der heimischen Wand oder der Türschwelle zum Garten sitzen sehen? Wissenschaftlerin Ramona Dölling vom Naturkundemuseum Karlsruhe rät: Grundsätzlich sollte - wie bei allen anderen Tieren auch - den Neuzugängen keine Angst gemacht werden. "Am besten in Ruhe einfangen und vor die Tür setzen." 

    Wer mit exotischen (Krabbel-)Tieren im Zuhause gar nichts anfangen kann, sollte dennoch versuchen, sich mit den Tierchen zu arrangieren, denn: "Es werden wahrscheinlich aufgrund des Klimawandels immer mehr mediterrane Arten verstärkt zu uns kommen", meint Dölling im Gespräch mit ka-news.de.

    Keine Angst vor giftigen Tierarten

    Könnte durch solche Einwanderer - wie etwa dem Kalikokrebs - eine Gefahr für unser Ökosystem einhergehen? "Es gibt immer Arten, die für die Natur problematisch sein können. Aber Neuzugänge sind immer auch eine Chance für die Natur", erklärt Dölling. 

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    Foto: Lisa-Maria Schuster

    Eine weitere gute Nachricht: Angst vor dem verstärkten Zuzug giftiger Tierarten müssen wir uns laut der Wissenschaftlerin aktuell noch nicht machen. Der Grund: Für die meist tropischen Exoten ist es in unseren Gebieten noch viel zu kalt. "Bis diese hierbleiben können, müsste unsere Temperatur konstant über null Grad liegen."

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