2017 wurde der See im Citypark in der Karlsruher Südstadt-Ost erst fertiggestellt. Schnell wollten Menschen das Wasser nutzen, um sich eine Abkühlung zu verschaffen: Sie gingen darin schwimmen. Nicht erlaubt, hieß es dann schnell von der Stadt, sie bauten einen Zaun um die Anlage. Mittlerweile sind die menschlichen Schwimmer verschwunden, dafür sind nun tierische im See zu finden.

Immer wieder entsorgen Menschen ihre Haustiere offenbar in dem kleinen Gewässer. "Im See werden auch Zierfische ausgesetzt", so die Stadt Karlsruhe im vergangenen Sommer gegenüber ka-news. Hinweise an die Stadt nährten den Verdacht, dass sich im Stadtparksee der hochaggressive Kalikokrebs ausgebreitet hat.

Das veranlasste die Verwaltung gemeinsam mit der PH Karlsruhe den See nach "Exoten" abzusuchen. Das passierte seit September. "Neben heimischen Arten wie der Wechselkröte oder der Königslibelle finden sich auch nicht-heimische Arten", hieß es im August vonseiten der Stadt über die Untersuchung.
Ein Schwarm ausgesetzter Goldfische lebt im See
"Beköderte Reusen wäre normalerweise wirkungsvoll, wenn im See aber viel Hunde- oder Fischfutter hineingeworfen wird, dann wäre diese Methode wirkungslos", erklärte Andreas Martens, Leiter des Instituts für Biologie von der PH Karlsruhe auf Nachfrage von ka-news noch vor Beginn der Aktion. Mehr wollte man damals gegenüber der Redaktion noch nicht sagen.

Doch das "Abfischen" des Sees im Citypark Südost war wohl nicht von Erfolg gekrönt. Denn in dem klaren Wasser tummelt sich ein Schwarm Fische, die rot-orange leuchten. Wie ein ka-Reporter der Redaktion mitteilt, waren die Passanten in der Südstadt-Ost verwundert, aber auch begeistert, als sie bei ihrem Sonntagsspaziergang die Tierchen gesehen haben. "Teilweise bleiben sie stehen, haben auf das Wasser geschaut. Vor allem Kinder waren fasziniert", so der ka-news-Leser.

Wo kommt aber diese Population an Fischen her? Bedroht sie die heimischen Tierarten im Stadtparksee? "Immer wieder werden Aquarientiere ausgesetzt", so die Stadt Karlsruhe auf Anfrage von ka-news. "Das passiert vermutlich meist in falsch verstandener Tierliebe und ohne Kenntnis zur damit verbundenen Problematik, dass sich die an sich am Standort einstellende Flora und Fauna verändert und oftmals hohe Schadwirkungen für heimische Arten ausgelöst werden!"
Zu viel Futter - zu viele nicht-heimische Fische
Dann werden die schwimmenden Seebewohner von Spaziergängern gerne auch mal gefüttert. "Mit Brot, Fischfutter oder gar Hundefutter", sagt die Stadt gegenüber ka-news. "Dieses Nahrungsüberangebot führt im Weiteren zu unnatürlichen Vermehrungsraten wie etwa beim Goldfisch oder bei Krebsen!" Laut Stadt sind vor allem die Goldfische auffallend. "Die haben sich schon zur Schwarmstärke entwickelt!"
Durch die Biologen der PH Karlsruhe wurden nun einige nicht-heimische Fischarten im See entdeckt. "Der Verdacht auf den Kalokiokrebs hat sich nicht bestätigt. Dafür waren im See der nordamerikanische Signal-Krebs zu finden, der nachweislich ebenfalls durch Aquarienbesitzer ausgesetzt wurden", erklärt das Presseamt der Stadt gegenüber ka-news. Damit die den heimischen Arten nicht gefährlich werden können, wurden sie auf "Individuenzahlen unter der Schadschwelle aus dem See abgefischt". Denn: Auch der Schwarm an Goldfischen, so schön sie auch aussehen mögen, könnte die heimischen Königslibellen etwa bedrohen.
Stadt sieht keine Fehlplanung
Der See, der erst vor zwei Jahren fertiggestellt wurde und damit die Südstadt-Ost komplettiert, ist Lebensmittelpunkt für die Bürger des Stadtteils und ein kleines Naherholungsgebiet. Die Anwohner suchen hier Ruhe, beobachten das Geschehen.
Trotz der Entwicklung, dass sich im Sommer 2018 Vandalen im See zu schaffen machten oder immer wieder Aquarienbesitzer ihre Fische aussetzen - von einer Fehlplanung des Biotops möchte die Stadt nicht sprechen. "Der See wird sehr gut angenommen, wir bekommen eine positive Resonanz von den Bürgern. Wichtig ist, dass man achtsam mit dem öffentlichen Raum umgeht. Und dazu gehört, dass man beispielsweise seinen Müll nicht liegen lässt. Auffallend hoher Vandalismus ist am See nicht mehr zu verzeichnen!"
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