Ein Bauhofmitarbeiter erblickt am 12. Oktober ein Hornissennest. Beim Versuch es zu beseitigen, wird der Mann 50 bis 60 Mal gestochen und stirbt fast daran Diese Geschichte habe ich bei meinem Termin im Hinterkopf, als ich am Mittwoch, 30. Oktober, in die Karlsruher Waldstadt fahre.
Dort treffe ich den Mann, der die gefährlichen Tiere bekämpft: Seit sechs Jahren spürt er die Nester der invasiven Plagegeister auf und vernichtet sie.
ka-news.de-Volontär begleitet Hornissen-Bekämpfer
Ich beruhige mich mit dem Gedanken: "Was soll schon passieren? Ein Experte, der in schwindelerregender Höhe ein handtellergroßes Nest entfernt und uns ein paar tote asiatische Hornissen für die Kamera präsentiert?". Ich sollte eines Besseren belehrt werden.

Der Hornissen-Schreck: Wer ist Harald Wiedemann?
Doch wer ist dieser Experte eigentlich? Harald Wiedemann ist Imker und hauptberuflich Feuerwehrmann. Vor zehn Jahren fing er an, sich auf die Umsiedlung von Hornissennester zu spezialisieren.

Seit sechs Jahren gehören fast ausschließlich Nester der asiatischen Hornisse zu seinen Aufträgen. Allein 2024 hat Wiedemann 60 bis 70 Nester der invasiven Art in Karlsruhe entfernen müssen.
Inzwischen gibt Wiedemann in Weiterbildungen und Schulungen sein Wissen weiter. Deswegen wird der Experte an unserem Termin in der Schneidemühlerstraße von einem Landschaftsgärtner begleitet.
Es geht los! Das erste Hornissennest hängt unter einem Balkon
Als wir vor Ort ankommen, ist die wichtigste Frage: wo ist das Nest? In den Bäumen entlang der Straße ist nichts zu sehen. Kein Wunder: Es hängt unter einem Balkon im Erdgeschoss, direkt neben einem Hauseingang und ist so groß, dass es fast zum Boden reicht. Dass noch niemand gestochen wurde, verwundert Wiedemann.

"Ich vermute, das war ein Gründungsnest, das die Hornissen ausgebaut haben", erklärt er mir. Normalerweise würden die Tiere im Frühjahr kleine Nester bauen und dann in die Baumkronen umziehen. Doch dieses Volk musste wohl aufgrund des Wetters, sein Nest weiter ausbauen.
"Wäre hier ein Kind unter den Balkon gekrochen, hätte das böse enden können", erklärt der Feuerwehrmann besorgt. Ein Nest so nah an Wohnungen, habe selbst der Experte noch nie gesehen.

Wiedemann und sein Assistent legen sich unter den Balkon. "Ruhe beim Entfernen der Nester ist das A und O", erläutert der Experte sein Vorgehen.
Hornissen wittern Gefahr - äußerst aggressiv!
Schon beim Vorbereiten wird deutlich, wie aggressiv die asiatische Hornisse ist. Obwohl die beiden noch gut fünf Meter vom Nest entfernt sind, umschwirren die Insekten die beiden Männer bereits bedrohlich.

Schon kurz darauf setzt Wiedemann das Rohr seines Industriestaubsaugers an den einzigen Ausgang des Nests und beginnt, die Tiere abzusaugen. Immer wieder klopft der Feuerwehrmann mit der flachen Hand gegen das Nest, um die Hornissen aus dem Nest zu locken. Kurz darauf ertönt ein bedrohliches Brummen, lauter als das Pfeifen des Staubsaugers.
"Bring mir den Feuerlöscher!"
"Bring mir den Feuerlöscher!", ruft Wiedemann seinem Assistenten zu, der ihm das rote Gerät reicht. Wiedemann hält die Düse in das Nest und drückt ab. Ein lautes Zischen ertönt, weißer Rauch steigt auf – die Hornissen haben den Kampf um ihr Zuhause verloren.

Gezielt wird das Nest von der Fassade gelöst und in einen Müllsack verfrachtet. Ein weiterer Sprühstoß aus dem Feuerlöscher erstickt auch die letzten überlebenden Hornissen. "Die Königin haben wir erwischt. Die Arbeiter, die jetzt noch umherfliegen, können allein kein neues Nest gründen", erklärt Wiedemann.

Nest müsste eigentlich verbrannt werden
Eigentlich müsste Wiedemann das Nest samt den Hornissen nun verbrennen: "Das lassen wir aber lieber. Die Nester qualmen so, da ruft sonst noch jemand meine Kollegen und ich darf mir dann was anhören", schmunzelt der hauptberufliche Feuerwehrmann. Doch an dieser Stelle ist noch nicht Schluss für den Hornissen-Schreck. Ein zweites Nest wartet bereits.

Nestentfernung in 15 Metern Höhe
In der Dessauerstraße kommt eine Hebebühne zum Einsatz. Denn das zweite Hornissenvolk hat sich in einem Laubbaum eingenistet. Das tropfenförmige Nest ist größer als das Erste. Wiedemann und sein Assistent verlieren keine Zeit und fahren mit Säge und Staubsauger auf 15 Meter Höhe hinaus.

Das gleiche Spiel beginnt: Hornissen reizen, absaugen, Nest entfernen. Danach sägt Wiedemann den Ast ab, an dem das Nest hängt.
Aus einem Nest können 25 Neue entstehen
Als er wieder Boden unter den Füßen hat, wird die enorme Größe des Nests deutlich – es ist fast so groß wie der Oberkörper des Imkers. "Aus so einem Nest können im Frühjahr bis zu 25 neue Nester entstehen", erklärt Wiedemann. Im Herbst schlüpften vermehrt Königinnen, die im Frühjahr neue Kolonien gründen.
Flammenwerfer im Einsatz gegen asiatische Hornissen
Da die asiatische Hornisse eine invasive Art ist, müssen Nester und Einzeltiere zerstört werden. Hier kommt auch zum ersten Mal der Flammenwerfer zum Einsatz. Der dabei entstehende Geruch erinnert an geröstete Maronen vom Weihnachtsmarkt.
Für Harald Wiedemann hört auch nach Nest Nummer zwei die Arbeit nicht auf. Während dieses noch vor sich hin glimmt, klingelt schon das Telefon: "Ein Nest auf einem Baum über einem Fahrradweg? Ich schau, wann ich das noch unterbringen kann", sagt der Profi zum Abschluss.

Mehr über die asiatische Hornisse in Karlsruhe bald auf ka-news.de: Wie ist sie in die Fächerstadt gekommen? Warum muss man sie so radikal bekämpfen?
Die Auflösung und weitere Infos zum Umgang mit Asiatischen Hornissen gibt es in diesem Artikel.