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Karlsruhe: "Hätte böse enden können": Nestalarm in der Karlsruher Waldstadt

Karlsruhe

"Hätte böse enden können": Nestalarm in der Karlsruher Waldstadt

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    In der Waldstadt hatten sich die Hornissen unter dem Balkon eingenistet.
    In der Waldstadt hatten sich die Hornissen unter dem Balkon eingenistet. Foto: Thomas Riedel

    Ein Bauhofmitarbeiter erblickt am 12. Oktober ein Hornissennest. Beim Versuch es zu beseitigen, wird der Mann 50 bis 60 Mal gestochen und stirbt fast daran  Diese Geschichte habe ich bei meinem Termin im Hinterkopf, als ich am Mittwoch, 30. Oktober, in die Karlsruher Waldstadt fahre.

    Dort treffe ich den Mann, der die gefährlichen Tiere bekämpft: Seit sechs Jahren spürt er die Nester der invasiven Plagegeister auf und vernichtet sie. 

    ka-news.de-Volontär begleitet Hornissen-Bekämpfer

    Ich beruhige mich mit dem Gedanken: "Was soll schon passieren? Ein Experte, der in schwindelerregender Höhe ein handtellergroßes Nest entfernt und uns ein paar tote asiatische Hornissen für die Kamera präsentiert?". Ich sollte eines Besseren belehrt werden.

    Lebendig gefangen: Asiatische Hornissen in einem Schaukasten.
    Lebendig gefangen: Asiatische Hornissen in einem Schaukasten. Foto: Thomas Riedel

    Der Hornissen-Schreck: Wer ist Harald Wiedemann?

    Doch wer ist dieser Experte eigentlich? Harald Wiedemann ist Imker und hauptberuflich Feuerwehrmann. Vor zehn Jahren fing er an, sich auf die Umsiedlung von Hornissennester zu spezialisieren.

    Unter dem Balkon wäre das Nest fast nicht aufgefallen.
    Unter dem Balkon wäre das Nest fast nicht aufgefallen. Foto: Thomas Riedel

    Seit sechs Jahren gehören fast ausschließlich Nester der asiatischen Hornisse zu seinen Aufträgen. Allein 2024 hat Wiedemann 60 bis 70 Nester der invasiven Art  in Karlsruhe entfernen müssen.

    Inzwischen gibt Wiedemann in Weiterbildungen und Schulungen sein Wissen weiter. Deswegen wird der Experte an unserem Termin in der Schneidemühlerstraße von einem Landschaftsgärtner begleitet. 

    Es geht los! Das erste Hornissennest hängt unter einem Balkon

    Als wir vor Ort ankommen, ist die wichtigste Frage: wo ist das Nest? In den Bäumen entlang der Straße ist nichts zu sehen. Kein Wunder: Es hängt unter einem Balkon im Erdgeschoss, direkt neben einem Hauseingang und ist so groß, dass es fast zum Boden reicht. Dass noch niemand gestochen wurde, verwundert Wiedemann.

    Nestentferner Wiedemann und ein Landschaftsgärtner, der zum Nestentferner ausgebildet wird im Einsatz.
    Nestentferner Wiedemann und ein Landschaftsgärtner, der zum Nestentferner ausgebildet wird im Einsatz. Foto: Thomas Riedel

    "Ich vermute, das war ein Gründungsnest, das die Hornissen ausgebaut haben", erklärt er mir. Normalerweise würden die Tiere im Frühjahr kleine Nester bauen und dann in die Baumkronen umziehen. Doch dieses Volk musste wohl aufgrund des Wetters, sein Nest weiter ausbauen.

    "Wäre hier ein Kind unter den Balkon gekrochen, hätte das böse enden können", erklärt der Feuerwehrmann besorgt. Ein Nest so nah an Wohnungen, habe selbst der Experte noch nie gesehen.

    Die Hornissen verteidigen ihr Nest.
    Die Hornissen verteidigen ihr Nest. Foto: Thomas Riedel

    Wiedemann und sein Assistent legen sich unter den Balkon. "Ruhe beim Entfernen der Nester ist das A und O", erläutert der Experte sein Vorgehen. 

    Hornissen wittern Gefahr - äußerst aggressiv!

    Schon beim Vorbereiten wird deutlich, wie aggressiv die asiatische Hornisse ist. Obwohl die beiden noch gut fünf Meter vom Nest entfernt sind, umschwirren die Insekten die beiden Männer bereits bedrohlich. 

    Entfernung asiatisches Hornissennest in der Waldstadt.
    Entfernung asiatisches Hornissennest in der Waldstadt. Foto: Thomas Riedel

    Schon kurz darauf setzt Wiedemann das Rohr seines Industriestaubsaugers an den einzigen Ausgang des Nests und beginnt, die Tiere abzusaugen. Immer wieder klopft der Feuerwehrmann mit der flachen Hand gegen das Nest, um die Hornissen aus dem Nest zu locken. Kurz darauf ertönt ein bedrohliches Brummen, lauter als das Pfeifen des Staubsaugers.

    "Bring mir den Feuerlöscher!"

    "Bring mir den Feuerlöscher!", ruft Wiedemann seinem Assistenten zu, der ihm das rote Gerät reicht. Wiedemann hält die Düse in das Nest und drückt ab. Ein lautes Zischen ertönt, weißer Rauch steigt auf – die Hornissen haben den Kampf um ihr Zuhause verloren.

    Bevor ein Nestentferner wie Harald Wiedemann beauftragt werden kann, müssen einige Fragen geklärt werden.
    Bevor ein Nestentferner wie Harald Wiedemann beauftragt werden kann, müssen einige Fragen geklärt werden. Foto: Thomas Riedel

    Gezielt wird das Nest von der Fassade gelöst und in einen Müllsack verfrachtet. Ein weiterer Sprühstoß aus dem Feuerlöscher erstickt auch die letzten überlebenden Hornissen. "Die Königin haben wir erwischt. Die Arbeiter, die jetzt noch umherfliegen, können allein kein neues Nest gründen", erklärt Wiedemann.

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    Foto: Thomas Riedel

    Nest müsste eigentlich verbrannt werden

    Eigentlich müsste Wiedemann das Nest samt den Hornissen nun verbrennen: "Das lassen wir aber lieber. Die Nester qualmen so, da ruft sonst noch jemand meine Kollegen und ich darf mir dann was anhören", schmunzelt der hauptberufliche Feuerwehrmann. Doch an dieser Stelle ist noch nicht Schluss für den Hornissen-Schreck. Ein zweites Nest wartet bereits.

    Tropfenförmige Nester in großer Höhe sind markant für die asiatische Hornisse. Doch was tut man, wenn sich eine von ihnen in die Wohnung verirrt?
    Tropfenförmige Nester in großer Höhe sind markant für die asiatische Hornisse. Doch was tut man, wenn sich eine von ihnen in die Wohnung verirrt? Foto: Marius Fritz

    Nestentfernung in 15 Metern Höhe

    In der Dessauerstraße kommt eine Hebebühne zum Einsatz. Denn das zweite Hornissenvolk hat sich in einem Laubbaum eingenistet. Das tropfenförmige Nest ist größer als das Erste. Wiedemann und sein Assistent verlieren keine Zeit und fahren mit Säge und Staubsauger auf 15 Meter Höhe hinaus.

    Nester der asiatischen Hornisse werden häufig im Herbst entdeckt, wenn die Bäume ihr Laub abwerfen.
    Nester der asiatischen Hornisse werden häufig im Herbst entdeckt, wenn die Bäume ihr Laub abwerfen. Foto: Marius Fritz

    Das gleiche Spiel beginnt: Hornissen reizen, absaugen, Nest entfernen. Danach sägt Wiedemann den Ast ab, an dem das Nest hängt.

    Aus einem Nest können 25 Neue entstehen

    Als er wieder Boden unter den Füßen hat, wird die enorme Größe des Nests deutlich – es ist fast so groß wie der Oberkörper des Imkers. "Aus so einem Nest können im Frühjahr bis zu 25 neue Nester entstehen", erklärt Wiedemann. Im Herbst schlüpften vermehrt Königinnen, die im Frühjahr neue Kolonien gründen.

    Flammenwerfer im Einsatz gegen asiatische Hornissen

    Da die asiatische Hornisse eine invasive Art ist, müssen Nester und Einzeltiere zerstört werden. Hier kommt auch zum ersten Mal der Flammenwerfer zum Einsatz. Der dabei entstehende Geruch erinnert an geröstete Maronen vom Weihnachtsmarkt.

    Für Harald Wiedemann hört auch nach Nest Nummer zwei die Arbeit nicht auf. Während dieses noch vor sich hin glimmt, klingelt schon das Telefon: "Ein Nest auf einem Baum über einem Fahrradweg? Ich schau, wann ich das noch unterbringen kann", sagt der Profi zum Abschluss.

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    Foto: Thomas Riedel

    Mehr über die asiatische Hornisse in Karlsruhe bald auf ka-news.de: Wie ist sie in die Fächerstadt gekommen? Warum muss man sie so radikal bekämpfen?  

    Die Auflösung und weitere Infos zum Umgang mit Asiatischen Hornissen gibt es in diesem Artikel.

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