Immer wieder verschwinden Menschen – das ist in Baden-Württemberg nicht anders als im Rest Deutschlands und der Welt. Hinter solch einem Vermisstenfall können banale und harmlose Gründe stecken. Es kann allerdings auch eine Straftat zugrunde liegen. Laut Daten des Kriminalamts klären sich 50 Prozent der Vermisstenfälle innerhalb einer Woche. 80 Prozent können nach einem Monat zu den Akten gelegt werden. Wenn das nicht der Fall ist, landen sie in der Datenbank der Polizei und des Kriminalamts und womöglich auf der Fahndungsliste. In Baden-Württemberg gilt das für hunderte Vermisstenmeldungen.
Wer wird in Baden-Württemberg vermisst?
In Baden-Württemberg gibt es zahlreiche Vermisstenfälle, die bis heute nicht aufgeklärt werden konnten. Einige gehen bereits über ein Jahr zurück, was nach der Statistik des Kriminalamtes bundesweit nur bei drei Prozent der vermisst gemeldeten Personen der Fall ist.
Die jüngsten Daten aus Baden-Württemberg stammen vom 30. April 2024. Das Landeskriminalamt (LKA) gab in einer Pressemitteilung bekannt, dass zu diesem Zeitpunkt 1274 Personen vermisst wurden. Dabei handelte es sich um 510 Erwachsene, 533 Jugendliche (im Alter von 14 bis 17 Jahren) und 231 Kinder unter 14 Jahren. 744 der Personen wurden zum Zeitpunkt der Mitteilung bereits mehr als ein Jahr vermisst. Der älteste Fall stammt aus dem Jahr 1965.
Die Fahndungsliste für Vermisste kann auf der Website der Polizei Baden-Württemberg eingesehen werden. Dort werden die Vermisstenfälle beschrieben und durch Bilder der vermissten Person ergänzt.
Bekannte Vermisstenfälle in Baden-Württemberg
Das Bundeskriminalamt hatte am 1. Januar 2024 von 9832 Vermisstenfällen in Deutschland berichtet. Die Quote der Vermisstenfälle ist in Baden-Württemberg daher im Vergleich zum Durchschnitt des Bundes hoch. Einige der Vermisstenmeldungen schlagen bis heute hohe Wellen. Im Folgenden finden Sie bekannte Fälle von aktuell vermissten Personen.
- Liane: 1974 verschwand ein elfjähriges Mädchen, das in Pforzheim mit dem Fahrrad unterwegs war. Das Rad wurde auf einem nahe gelegenen Parkplatz gefunden.
- Daniel Melc: Seit dem 17. August 1997 wird Daniel Melc vermisst. Auch der damals 25 Jahre alte Mann war mit dem Fahrrad unterwegs. Mehr Informationen finden Sie auf der Website zum Vermisstenfall.
- Daniel Eberhardt: Dieser Vermisstenfall, der auf den 25. Oktober 2004 zurückgeht, wurde zweimal bei Aktenzeichen XY behandelt. Auch Jahre nach dem Verschwinden soll die Mutter des Vermissten Anrufe erhalten haben, bei der die Person am anderen Ende der Leitung schwieg.
- Felix Heger: Der damals dreijährige Felix wurde am 6. Januar 2006 von seinem Vater Michael Heger zu einem Vater-Sohn-Wochenende abgeholt. Am 8. Januar 2006 wurde er nicht wie abgesprochen zurückgebracht. Wenige Tage später wurde der Pkw des Vaters entdeckt, am 26. Februar 2006 wurde dann Michael Heger tot aufgefunden. Von Felix fehlt jede Spur, bis heute. Ausführliche Informationen gibt es bei einer eigens für den Vermisstenfall aufgesetzten Website.
- Johannes Bernhard: Der damals 25-Jährige verließ an Heiligabend 2011 seine Wohnung in Karlsruhe-Hagsfeld. Vorausgegangen war ein Streit mit seiner Freundin. Hinweise führen in die Drogenszene.
- Scarlett S.: Am 10. September 2020 verschwand die damals 26-Jährige im Südschwarzwald. Ihre Spur verliert sich an einem Supermarkt. Auch dieser Fall wurde bei Aktenzeichen XY vorgestellt.
- Nayla B.: Seit dem 18. März 2023 ist die Meißenheimerin, die zum Zeitpunkt ihres Verschwindens 14 Jahre alt war, verschwunden. Sie soll bis Juli 2024 sporadischen Kontakt zu ihren Angehörigen gepflegt, dann aber abgebrochen haben.
Wann gilt eine Person als vermisst?
Eine Person gilt ab dem Zeitpunkt als polizeilich vermisst, an dem von der Polizei eine Vermissten-Fahndung eingeleitet wird. In der Regel geschieht das, wenn die folgenden Kriterien gegeben sind:
- Die vermisste Person hat ihr gewohntes Umfeld verlassen.
- Der Aufenthalt der Person ist unbekannt.
- Es besteht Gefahr für Leib und Leben.
Letztlich ist jeder Vermisstenfall ein Einzelfall, der von Polizei und Kriminalamt auch als solcher behandelt wird. Für die Beamten ist es wichtig zu erkennen, wie dringlich die Suche ist und welche Maßnahmen erfolgversprechend sind. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg unterteilt die Vermissten-Statistik in die folgenden Bereiche.
- Vermutlich Opfer einer Straftat
- Suizidabsicht
- Kindesentziehung
- Entweichung aus Heimen
- Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
- Streuner
Übrigens: Auch in unserem Polizeiticker können Sie von Vermisstenfällen in Baden-Württemberg erfahren.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden