Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe/Karlsdorf-Neuthard: Spedition Kunze verlässt Karlsruhe im Streit

Karlsruhe/Karlsdorf-Neuthard

Spedition Kunze verlässt Karlsruhe im Streit

    • |
    • |
    Abfahrt nach Karlsdorf-Neuthardt: Die Spedition Kunze geht im Streit
    Abfahrt nach Karlsdorf-Neuthardt: Die Spedition Kunze geht im Streit Foto: dpa

    "Uns als Unternehmen und als Familie ist es schwer gefallen, nach 48 Jahren den Standort Karlsruhe zu verlassen. Die Unfähigkeit der Stadt Karlsruhe, 2006/2007 für uns als Spedition geeignete Geländeflächen zur Verfügung zu stellen, war für uns eine schwere Enttäuschung", heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. "Wir hätten gerne all unsere Aktivitäten an einem neuen Standort in Karlsruhe zusammengeführt", meint Matthias Kunze, Geschäftsführer der Spedition. Die Verhandlungen mit der Stadt Karlsruhe seien ohne Ergebnis verlaufen. "Wir wurden vertröstet und auf längere Zeit hingehalten oder sollten Gelände ohne Bebauungsplan und Baurecht erwerben. Das war nicht wirtschaftsfreundlich", behauptet der Unternehmer.

    Die Erste Bürgermeisterin der Stadt Karlsruhe, Margret Mergen, widerspricht vehement. "Wir haben alles dafür getan, damit die Firma Kunze hier in Karlsruhe bleiben kann", betont Mergen gegenüber ka-news. Sie selbst habe etliche Gespräche sowohl mit der Firma Aurelis, die das Grundstück im Auftrag der Deutschen Bahn verwaltet und verkauft, als auch mit der Firma Kunze geführt.

    Die Spedition Kunze hatte das ehemalige Bahngelände in Karlsruhe zum Jahreswechsel 1987/88 bezogen. Im Jahr 2000 wurde es zu weiten Teilen als Wohnbaugebiet ausgewiesen und in den Folgejahren bebaut. Aurelis, seit 2003 Eigentümerin des Grundstücks, hatte mit der Spedition schon länger Gespräche über eine vorzeitige Beendigung des Mietverhältnisses am Standort geführt. Das bis 2017 laufende Mietverhältnis wird nun vorzeitig im Juli 2011 beendet.

    Die Stadt habe alles getan, um die Spedition zu halten

    Es seien schwierige Verhandlungen gewesen. Doch die Stadt habe im Jahr 2007 der Spedition schließlich eine geeignete Fläche in der Wolfartsweirer Straße in der Karlsruher Oststadt angeboten, berichtet Mergen. Die Fläche sei größer als die bisherige gewesen und im Anschluss an die Südtangente und damit an die Autobahn gelegen.

    "Wir haben große Anstrengungen unternommen, um der Firma ein alternatives geeignetes Areal anbieten zu können", so Mergen. Einzig der Gemeinderat habe noch einem Bebauungsplan zustimmen müssen. Doch die Firma war zu "ungeduldig" und habe die wenigen Monate bis zu dieser politischen Entscheidung nicht abwarten wollen und lehnte das Angebot schließlich ab. "Uns lag sehr daran Kunze zu halten", betont die Bürgermeisterin. Dabei sei es weniger um die durch den Umzug wegfallende Gewerbesteuer gegangen, als viel mehr darum, dass Karlsruhe  ein gewachsenes Traditionsunternehmen und damit auch Arbeitsplätze verliere.

    Bereits in den 90er Jahren habe es Diskussionen bezüglich einer Verlagerung des Unternehmens gegeben. Schon zu diesem Zeitpunkt habe die Firma Kunze zu hohe Forderungen gestellt, berichtet Mergen. Die Geschäftsführung habe den Bau neuer Hallen sowie die Finanzierung des Umzugs auf Kosten der Stadt gefordert. "Sie wollten alles neu, aber nicht einen Euro dazugeben", sagt die Wirtschaftsdezernentin.

    Flächenmangel großes Problem für die Fächerstadt

    Die Spedition Kunze ist allerdings nicht das einzige Unternehmen, das Karlsruhe den Rücken kehrt. Zahlreiche Unternehmen möchten expandieren, finden aber keine geeignete Fläche in Karlsruhe. Der Stadt fehlen oftmals Flächen, möglichst mit Autobahnanschluss zu günstigen Preisen. Einige Firmen sind daher schon aus Karlsruhe abgewandert. "Leider haben wir Schwierigkeiten Flächen bereit zu stellen. Dennoch hoffen wir weiter auf die Standorttreue der Unternehmen", sagte Mergen im Juli des vergangenen Jahres.

    Doch die Stadt sei nicht untätig. Seit geraumer Zeit arbeite eine Arbeitsgruppe in Abstimmung mit der Wirtschaftsförderung Karlsruhe daran, um zu überprüfen ob mögliche Brachflächen im Innenstadtbereich nutzbar gemacht werden könnten. Zudem werde geschaut, ob Ackerflächen in Autobahnnähe zu Gewerbegebieten umfunktioniert werden könnten. Auch nach Lösungen für Gebiete die im Zuständigkeitsbereich mehrerer Kommunen liegen, werde gesucht, so die Finanzbürgermeisterin.

    Umzug im Juli 2011

    Bereits im April 2009 verlagerte die Spedition Kunze den Schwerpunkt ihrer geschäftlichen Aktivitäten von Karlsruhe nach Karlsdorf-Neuthard. Sie gab an, an der bisherigen Betriebsstätte sei keine räumliche Erweiterung mehr möglich gewesen. Im Juli 2011 werden jetzt die auch die Lagerlogistikaktivitäten nachziehen. Damit werden nach Angaben des Unternehmens ab Sommer in Karlsdorf-Neuthard fast 200 Mitarbeiter und 90 Transportunternehmer beschäftigt sein.

    Die Unternehmensfamilie Kunze wurde 1927 in Heidenau/Dresden gegründet. Es werden laut Unternehmen insgesamt rund 500 Menschen an den Standorten Bielefeld, Karlsdorf-Neuthard, Dresden, Karlsruhe und Heidenau beschäftigt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden