Das Räumliche Leitbild ist ein 2016 veröffentlichter Katalog aus strategischen Zielen und konkreten Vorhaben rund um Karlsruhes stadtplanerische Zukunft. Hier ist festgehalten, wie sich die Fächerstadt in verschiedenen Gebieten in den kommenden Jahren verändern könnte - und damit auch der ehemalige Rangierbahnhof.
Doch nicht nur er: Das gesamte, rund 85 Hektar große Areal rund um den Karlsruher Hauptbahnhof soll sich dabei in ein neues "Quartier Bahnhof" verwandeln. Zum Teil wurden hier bereits erste Einzelmaßnahmen umgesetzt, wie die Umgestaltung des "Filetstücks" samt Bahnhofsvorplatz Süd und das Vorantreiben des Fernbusterminals in der Fautenbruchstraße.
"Der Bereich des Rangierbahnhofs stellt die große Unbekannte dar"
Das flächenmäßig größte Projekt aber steht noch aus: Die Neugestaltung des ehemaligen Rangierbahnhofs entlang der Karlsruher Südtangente. Genutzt wird aktuell allein das kleinere, direkt nördlich befindliche und 1999 in Betrieb genommene "Terminal der Deutschen Umschlaggesellschaft Schiene Straße mbH" (DUSS).

Hier werden nach Angabe der Deutschen Bahn jährlich rund 63.000 Ladeeinheiten - wie Schrauben, Nudeln und Müll - auf rund 1.100 Zügen umgeschlagen und auf einen Umkreis von rund 100 Kilometern verteilt.
"Der Bereich des Rangierbahnhofs stellt die große Unbekannte dar. Obwohl die ursprüngliche Nutzung seit Jahren aufgegeben wurde, werden hier unzählige Loks und Wagen abgestellt. Die Zukunft dieser Fläche ist offen, konkrete Aussagen bestehen derzeit nicht", erklärt die Stadt im Räumlichen Leitbild. Dennoch sind dort bereits erste Pläne enthalten, wie sich das Gebiet des Rangierbahnhofs künftig verändern könnte.

Zieht der Messplatz an den Bahnhof?
Statt der unzähligen Gleise könnten Baufelder für Gewerbe, Sport und Kultur entstehen, außerdem Kleingärten, ein Grüngürtel und ein "Neuer Tivoli" auf Höhe der Wasserwerkbrücke, wo sich die Stadt einen neuen Messplatz vorstellen könnte. Hierfür müssten laut Räumlichem Leitbild allerdings mehrere Voraussetzungen gegeben sein:
- Der Rückbau des Rangierbahnhofs
- Die Verlagerung des DUSS-Terminals in den Bereich südlich der Güterbahntrasse
- Die Verlegung des Messplatzes an den "Neuen Tivoli" mit einer "multifunktional nutzbaren Fläche für Volksfeste, Märkte, Events oder Zirkus ohne Lärmproblematik". Die historische Wasserwerksbrücke bleibt als Verbindung zum Oberwald bestehen.
- Die Herstellung eines durchgängigen Grünzugs von der Alb bis zum "Seeviertel" entlang der Güterbahntrasse für den Fußgänger- und Radverkehr von Durlach bis zum Hafen
"Mit dem Stadtbaustein 'Bahnhofsquartier Neuer Tivoli' könnte ein neues Kapitel der Stadtentwicklung Karlsruhe begonnen werden, in dem die Kernstadt erstmals einen 'richtigen' Abschluss nach Süden erhält", so die Stadt im Leitbild.
Dateiname | : | Vorhaben Bahnhofsquartier Neuer Tivoli |
Dateigröße | : | 6437184 |
Datum | : | 24.07.2020 |
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Doch da gibt es ein großes Problem: Die Planung scheitert bereits am ersten Punkt: Die Deutsche Bahn (DB), die bei dem Projekt mit einbezogen ist, wollen das Gelände des Rangierbahnhofs nicht so einfach aufgeben. "Wir nutzen die Anlagen weiterhin, beispielsweise als logistischen Umschlagplatz für die Schnellfahrstrecken-Baustelle Mannheim-Stuttgart", heißt es auf Nachfrage von ka-news.de von der DB. "Es gibt aktuell keine Rückbaupläne."
Aktuell keine Rück- oder Umbaupläne
Auch von einer möglichen Verlegung des DUSS-Terminals ist man bei der DB noch weit entfernt: Aktuell läuft der Ausbau der Ladegleisverlängerung von 500 auf 650 Meter. "Stand heute ist die Fertigstellung bis Juni 2022 vorgesehen."

Die Stadt Karlsruhe hat schon 2016 im Räumlichen Leitbild festgelegt, dass mit der Deutschen Bahn umfassende Gespräche bezüglich einer einvernehmlichen Lösung für die künftige Nutzung des Geländes geführt werden sollen. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch: Hier hat sich bisher nur wenig getan - und daran wird sich wohl auch so schnell nichts ändern.

Noch liegt das Vorhaben damit allerdings dennoch in der Zeit. Im Räumlichen Leitbild wurde festgehalten, dass die Umsetzungsphase Mitte der 2020er-Jahre starten soll. Bis dahin wird das Gelände östlich des Hauptbahnhofs erst einmal bleiben, was es ist: Ein einziger Teppich aus Gleisen, soweit das Auge reicht.
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