Felix Steinhardt ist 34 Jahre alt. Eigentlich hat er Marketing studiert und arbeitet in der Firma seiner Eltern in Durlach-Aue. Er hat schon immer Bier geliebt und seit zwei Jahren tüftelt er daran, seine eigenen Biersorten zu entwickeln, die er bei Partys von seinen Verwandten und Freunden probieren lässt.
Anfang Juli ist es dann so weit: Er wird sein erstes Bier in seiner selbst entwickelten und gebauten Nanobrauerei verkaufen. Dafür hat er sich eine Gastronomieküche im Haus seiner Eltern eingerichtet. Dort steht nun ein Sudhaus (die Maschine, in der Malz gebraut wird), ein Abwaschbecken und eine große Arbeitsfläche mit Bechergläsern.
Eine Nanobrauerei, die Bier vom Fass verkauft
Noch ist aber alles ganz klein, denn dem Bierbrauer fehlt noch ein Druckgärtank. Erst wenn er den hat, kann er in seiner Nanobrauerei "Hopf nei" 200 Liter Bier pro Woche produzieren.

Seine Laufbahn - vom Marketing zum Bier - scheint außergewöhnlich. Aber es gibt in Deutschland einen zunehmenden Trend zu Craft-Bier - also Bier, das handwerklich und unabhängig hergestellt wird. "Die Branche wächst unglaublich schnell. Jeder will sein eigenes Bier brauen und verkaufen." Trotzdem will der Durlacher eine "einzigartige Brauerei" realisieren: "Alle Craft-Bierbrauer wollen Bier in Flaschen in den Supermärkten verkaufen. Fassbier ist aber kaum zu finden. Deshalb habe ich mich entschieden, Craft-Bier vom Fass direkt an den Kunden zu verkaufen. Und dazu vermiete ich, ohne extra Kosten, noch eine Zapfanlage. Perfekt für Partys also!"
Bier brauen: "Leicht zu lernen, schwer zu meistern"
Ohne Vorkenntnisse kann jeder "zum Spaß" Bier brauen, auch Felix ist Autodidakt: Die Bierbraukunst hat er in seiner Freizeit durch Bücher und Videos im Internet gelernt, und hat nach und nach Material gekauft. "Die Hobbybrauerszene ist riesig. Viele Mälzereien verkaufen mittlerweile kleine Mengen an Amateure, und im Internet kann man auch Zubehör zum Brauen kaufen. Anfangen ist viel leichter als man glaubt!"

Jeder kann also Zuhause Bier brauen, aber um gutes Bier zu bekommen, müsse man schon gutes Equipment und viel Geduld haben. "Es ist leicht zu lernen, aber schwer zu meistern", fasst Felix zusammen. Seine zwei Biersorten - das Tropische Gluggser und das Session Pils - hat er ein Jahr lang getestet, "um ihre richtige Partytauglichkeit zu finden".
Vier Zutaten plus das "Extra"
In seinem Sudhaus wird Malz etwa eine Stunde lang in Wasser gemaischt, dann werden beide Zutaten getrennt. Die malzige Würze wird mit Hopfen gekocht. Es wird danach in einem Tank gekühlt, bevor Hefe hinzugefügt wird. Dann fermentiert das Bier zwei bis drei Wochen lang.
"Diese vier Zutaten - Malz, Hefe, Hopfen und Wasser - ermöglichen unendliche Kombinationen. Meine ganze Arbeit besteht darin, die Mischverhältnisse auszubalancieren, bis ich den gewünschten Geschmack bekomme. Das ist sehr spannend: Die Aromen sind zart und leicht zerbrechlich, alles muss sehr präzise gemessen werden. So habe ich meine zwei Biersorten entwickelt. Die eine soll nach Maracuja und Mandarine schmecken, die andere ist ein Pils mit einer blumigen Zitrusnote!"

Bisher kamen ja nur seine Freunde in den Genuss. Aber damit er Bier verkaufen darf, muss Felix Steinhardt Hygienevorschriften einhalten: "Ich musste eine Gastronomieküche nach allen erforderlichen Hygieneregeln bauen: einen neuen Bodenablauf, ein Abluftsystem, Fliesen an den Wänden. Alleine der Umbau hat mich etwa 15.000 Euro gekostet." Das Geld hat Felix teilweise selbst aufgebracht, einen Teil hat er auch von seiner Familie bekommen. Ein echtes Abenteuer für den 34-Jährigen. Aber es lohnt sich: Sein Auftragsbuch ist schon vor dem offiziellen Start seiner Nanobrauerei "Hopf nei" voll.
Der Brauer hofft, später davon leben zu können: "Noch mache ich zu wenig Bier, aber wenn ich mich irgendwann vergrößern kann und drei Druckgärtanks habe, wird es sicherlich gehen." Sein Vorteil: Er verkauft seine zwei Biersorten direkt an Kunden. "Ohne Zwischenhändler kann ich vergleichsweise niedrige Preise anbieten und kann mehr Gewinn machen!"

Die einzige Sorge von Felix Steinhardt ist nun, die Nachfrage nach seinem "Hopf nei"-Bier nicht abdecken zu können: "Dann müsste ich noch früher die neuen Gärtanks kaufen", sagt der Brauer aus Durlach. Weil seine Nanobrauerei noch so klein ist, kann er die Arbeit alleine stemmen. Erst wenn es sich vergrößert, wird er Mitarbeiter finden müssen. "Aber ich mag lieber klein anfangen", sagt er.
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