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Karlsruhe: Karlsruher Biergeschichte: Erst verschmäht, dann zahlreich vorhanden - wie das Bier beliebter als Wein wurde

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Karlsruher Biergeschichte: Erst verschmäht, dann zahlreich vorhanden - wie das Bier beliebter als Wein wurde

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    Die Brauer sprechen von hohem Kostendruck: Bier wird teurer - auch in Karlsruhe.
    Die Brauer sprechen von hohem Kostendruck: Bier wird teurer - auch in Karlsruhe. Foto: Daniel Karmann

    Das Bier als Genussmittel ist aus der deutschen Gesellschaft nicht wegzudenken. Im Gegenteil, im Ausland wird oft ein neidischer Blick auf die traditionelle deutsche Braukultur geworfen. Besonders das im April 1516 verfasste Reinheitsgebot, wonach zur Herstellung des Biers nur Gerste, Hopfen und Wasser verwendet werden darf, wird oft als Maßstab genommen.

    Klar ist, dass die Karlsruher Biergeschichte nicht so weit zurück reicht: Die Stadt wurde schließlich erst 1715 von Markgraf Karl Wilhelm gegründet. Doch es sollte nicht lange dauern, bis das Thema Bier auch in der Fächerstadt Einzug halten sollte. Für das Stadtarchiv Karlsruhe verfasste Barbara Guttmann 1998 die Chronologie des heimischen Brauwesens unter dem Titel "Hopfen & Malz".

    Bier musste den Wein erst verdrängen

    Darin stellt sie fest: Direkt nach ihrer Gründung waren unter den 126 ersten Bürgern der Stadt bereits zwei Bierbrauer. Auf ein großes Publikum stießen sie aber wohl zunächst nicht: Aufgrund der geografischen Lage war der Wein bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts noch das Genussmittel Nummer 1 in Karlsruhe.

    Steigende Preise, die auch mit schlechten Ernten verbunden waren, ließ aber die Nachfrage nach Bier zunehmend steigen. Die Folge: Brauereien schossen nur so aus dem Boden. So stellt Guttmann fest, dass bis 1815 acht Brauereien existierten. Bis 1872 stieg die Zahl auf 22 - sank bis 1907 aber wieder auf 12 ab. Der Bierausstoß habe sich aber trotzdem in diesem Zeitraum verfünffacht. Mittlerweile zählt Karlsruhe acht Brauereien - zumeist kleinere Hausbrauereien.

    Kammergut Gottesaue gilt als Ursprung des Karlsruher Bieres

    Einige Brauereien sind trotzdem bis heute in der Erinnerung geblieben. Sichtbar ist beispielsweise bis heute noch ein Teil der ersten bedeutsamen Brauerei der Stadt - wenn auch mittlerweile mit einer ganz anderen Nutzung.

    Ab 1758 wurde nämlich im markgräflichen Kammergut Gottesaue Bier gebraut - die nachweislich erste bekannte Brauerei von Karlsruhe. Bierbrauen selbst war im Schloss Gottesaue keine Neuheit: Das wurde dort auch schon früher zu Zeiten des Benediktinerklosters gemacht. Während des Bauernkrieges wurde das Kloster aber geplündert und zerstört.

    Schloss Gottesaue
    Schloss Gottesaue Foto: cob

    Zuvor hatten wohl auch einige Schankwirtschaften gebraut, diese wurden aber dann von dem vom Markgrafen eingerichteten Biermonopol in Bedrängnis gebracht. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts erlebte die Gottesauer Brauerei ihren wirtschaftlichen Niedergang - was zu einem Aufschwung vieler anderen Biersiedereien sorgte.

    Früher Brauerei, heute Kultur-Tempel

    Kulturzentrum Tempel (Archivbild)
    Kulturzentrum Tempel (Archivbild) Foto: ka-news

    Mit am Niedergang des Bieres aus dem Kammergut Gottesaue beteiligt war die Seldeneck'scher Brauerei in Mühlburg - die Gründung war unter anderem eine Reaktion auf den schlechten Zustand der bis dahin einzigen Brauerei der Stadt im Karlsruher Osten.

    Hier wurde bis 1921 Bier gemacht, was sie bis dahin zur ältesten Brauerei in Karlsruhe machte. Für das Ende sorgte die Brauerei Sinner, die das Braurecht für die Seldeneck'scher Brauerei, die mittlerweile in Mühlburger Brauerei umgewidmet wurde, erworben hat - und ihr einfach das Brauen auf dem Areal untersagte.

    Moninger kauft viele Brauereien auf

    Die Weinbrennerei, Brauerei und Spirituosenfabrik in Karlsruhe-Grünwinkel entsteht bereits 1833 in einem von Anton Sinner gepachteten Gebäude auf dem Gutsbesitz der Markgräfin Sybille Augusta. Aber erst sein Sohn Georg Sinner erwirbt das Anwesen und führt das Unternehmen, nach seinem Einstieg 1845, zu wirtschaftlichen Erfolgen. In den 1860er Jahren gründet er die Brauerei und wenig später eine Presshefefabrik. Hier eine Aufnahme von etwa 1897.
    Die Weinbrennerei, Brauerei und Spirituosenfabrik in Karlsruhe-Grünwinkel entsteht bereits 1833 in einem von Anton Sinner gepachteten Gebäude auf dem Gutsbesitz der Markgräfin Sybille Augusta. Aber erst sein Sohn Georg Sinner erwirbt das Anwesen und führt das Unternehmen, nach seinem Einstieg 1845, zu wirtschaftlichen Erfolgen. In den 1860er Jahren gründet er die Brauerei und wenig später eine Presshefefabrik. Hier eine Aufnahme von etwa 1897. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS XIVf 18

    Das Wachstum machte später die in Grünwinkel beheimatete Brauerei Sinner zur größten Brauerei in Baden. Sie hatte ihren Anfang um 1865 und ihr Ende gegen 1972. Das Unternehmen, die Sinner AG, gibt es aber bis heute als Immobiliengesellschaft ohne eigenes Personal und als Teil der Moninger AG, die das Unternehmen übernommen hat.

    Inbetriebnahme des neuen Brauhauses der Brauerei Moninger auf dem ehemaligen Gelände der Brauerei Sinner in Grünwinkel.
    Inbetriebnahme des neuen Brauhauses der Brauerei Moninger auf dem ehemaligen Gelände der Brauerei Sinner in Grünwinkel. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A40/119/5/39

    Kommt die Wiederbelebung von Sinner?

    Mit Moninger hat die Karlsruher Biergeschichte die Gegenwart erreicht: Hier wird seit 1856 und bis heute Bier hergestellt. Das Unternehmen erreichte vor allem durch das Aufkaufen von anderen Brauereien eine Größe in der Region: Die Brauereien Kammerer, Eglau, Union, Denner, Huttenkreuz, wie schon erwähnt der Brauerei Sinner und eben zuletzt des Hofbrauhauses Hatz wurden nach und nach übernommen. Heute werden unter dem Namen Hatz-Moninger Brauhaus Biere der beiden früher getrennten Unternehmen verkauft.

    1987: Blick in eine Fabrikationshalle der Brauerei Moniger mit Fließbändern
    1987: Blick in eine Fabrikationshalle der Brauerei Moniger mit Fließbändern Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A53/150/1/3

    Erst in diesem Jahr wurde das Unternehmen von der Pforzheimer Brauerei-Familie Scheidtweiler aufgekauft. Neben der Brauerei Franz in Rastatt, Palmbräu in Eppingen und dem Brauhaus in Pforzheim, soll Hatz-Moninger in Karlsruhe künftig quasi den Mittelpunkt des Unternehmens darstellen. Bei der Übernahme wurde auch Hoffnung auf die Rückkehr eines weiteren Namens gemacht: Bald soll die Bier-Marke "Sinner" als Craft-Beer wieder auf den Markt kommen.

    Um 1900: Blick in das Innere des Brauhauses Friedrich Hoepfner mit Arbeitern am Braukessel
    Um 1900: Blick in das Innere des Brauhauses Friedrich Hoepfner mit Arbeitern am Braukessel Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 13/9

    Hoepfner zieht aus dem heutigen Land- in den Stadtkreis

    Mehr oder weniger unabhängig davon entwickelte sich seit 1798 die von Karl Friedrich Gottlob Hoepfner gegründete Brauerei. Hier liegen die Wurzeln eigentlich im heutigen Landkreis Karlsruhe, genauer in Liedolsheim. Von dort ging es 1825 nach Linkenheim. 1837 gründete ein Spross der Familie seine eigene Brauerei in Eggenstein, die 1849 nach Karlsruhe, in die Kaiserstraße, umzog.

    Um 1900: Blick auf Arbeiter der Brauerei Friedrich Hoepfner in Karlsruhe beim Biertrinken in der neuen Brauerei.
    Um 1900: Blick auf Arbeiter der Brauerei Friedrich Hoepfner in Karlsruhe beim Biertrinken in der neuen Brauerei. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 13/43

    1898 begannt in der Fächerstadt der Bau der bis heute bekannten "Hochburg der Braukunst" - der Hoepfner Bierburg. Dort ist das Unternehmen bis heute ansässig und ist damit die älteste bestehende Karlsruher Brauerei - und die größte zusammen mit Moninger-Hatz.

    Um 1900: Blick von Norden auf das neue Brauereigebäude mit Burghof an der Haid- und Neustraße
    Um 1900: Blick von Norden auf das neue Brauereigebäude mit Burghof an der Haid- und Neustraße Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 13/17

    Mehr zu den Hausbrauereien lesen Sie in Teil 2 der der Karlsruher Biergeschichte!

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