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Karlsruhe: Gründen - aber richtig: Wer nichts wird, wird Wirt?

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Gründen - aber richtig: Wer nichts wird, wird Wirt?

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    Rebecca Omidi und Mark Kipson leiten das "Goldstück" in der Karlsruher Karlstraße.
    Rebecca Omidi und Mark Kipson leiten das "Goldstück" in der Karlsruher Karlstraße. Foto: Stefan Mugrauer

    Es gibt durchaus genügend Wirte, aus denen was wird. Dass der Traum vom eigenen und sogar erfolgreichen Betrieb in Erfüllung gehen kann, zeigen Rebecca Omidi und Mark Kipson. Gemeinsam führen sie seit April 2012 das Dessertcafé Goldstück in der Karlstraße, unweit des Europaplatzes. Neben hausgemachten süßen Spezialitäten, Frühstück und kleinen Gerichten, bieten die gelernten Köche auch Kochkurse in ihren Räumlichkeiten an.

    "Mut gehört immer dazu, wenn man sich Selbstständig machen will"

    Doch der Traum vom eigenen Gastronomiebetrieb war für Omidi und Kipson ein gut vorbereiteter und durchgeplanter Traum. Nach einer Ausbildung zur Köchin im Brenners Parkhotel in Baden-Baden - mit integrierter Zusatzqualifikationen in BWL, Marketing und als Restaurantfachfrau – kam Omidi über mehrere Zwischenstationen in Luxushotels und bei Drei-Sterne-Koch Dieter Müller in die Fächerstadt.

    Zuvor absolvierte sie eine weitere Fortbildung in einer Hotelfachschule und arbeitete im Food-Marketingbereich. Noch bevor der Traum von der Selbstständigkeit konkret wurde, traf sie bei der Nationalmannschaft der Köche auf Mark Kipson. Seit diesen Jahren reifte bei den beiden 28-jährigen Jungköchen die Idee, sich selbstständig zu machen - ihr eigener Chef zu sein. In Karlsruhe sahen sie dann ein schwarzes Loch für ein Dessertcafé, wie es das Goldstück werden sollte. "Wir wollten nicht mit einer 10er-Mannschaft starten. Wir wollten das Risiko minimieren, aber Mut gehört immer dazu, wenn man sich Selbstständig machen will", so Omidi.

    Businessplan, sorgfältige Kalkulation, Behördengänge und schließlich die Eröffnung: Aufgrund ihrer fachlichen Berufsausbildung und den zahlreichen Zusatzqualifikationen ist es für Omidi und Kipson realisierbar gewesen, "von Anfang bis Ende ein reiner Zweimann-Betrieb" zu sein und alles in Eigenregie zu realisieren. "Bevor wir uns selbstständig gemacht haben, haben wir viel überlegt und geplant. Und bisher bereuen wir nichts. Denn sein eigener Chef zu sein ist ein schönes Gefühl", so die Köchin.

    Wirtschaftsförderung: Existenzgründung muss immer gut geplant sein

    Bin ich für die Selbstständigkeit geeignet? Bin ich belastbar und finanziell flexibel? Kann ich mit meiner Geschäftsidee auch wirklich Geld machen? Welche Förderungen gibt es für Existenzgründer? Das sind nur wenige Fragen, die sich Gründer im Vorfeld stellen sollten. Unabdingbar ist dabei der Businessplan. Das weiß auch Diethelm Rumpel von der Wirtschaftsförderung der Stadt Karlsruhe. Zuständig für den Bereich Existenzgründung hat der Experte schon viele potenzielle "eigene Chefs" kommen und gehen sehen: "Wie wusste es der griechische Staatsmann Perikles schon vor Jahrtausenden von Jahren: 'Es kommt nicht darauf an, die Zukunft vorherzusagen, sondern auf die Zukunft vorbereitet zu sein.'" Rumpel hat einen Tipp parat, den sich Interessierte deshalb gut merken sollten: "Gründen Sie nur mit einem zuvor erstellten Konzept!"

    Neben dem Produkt und Dienstleistungsangebot legen Existenzgründer darin auch ihre Etappenziele fest, analysieren die Wettbewerbssituation und den Markt. Sie machen sich Gedanken zu Marketing und Werbung und verschaffen sich letztendlich einen Überblick über die voraussichtliche Einnahme- und Ausgabesituation. So zumindest die Theorie – damit eine Idee dann auch zu Papier gebracht wird und sich wirtschaftlich auszahlt, gibt es zahlreiche Hilfen. Sowohl über das Internet, aber auch vor Ort bei der städtischen Wirtschaftsförderung, der Industrie- und Handelskammer (IHK) und privaten Unternehmensberatungen können sich Hilfesuchende beraten lassen.

    Existenzgründung: Umfeld sollte mit eingebunden werden

    Auf der süßen Schiene fahren auch Florian Ahl und Khuong Tran mit ihrem Yogurt Monster in der Karlsruher Douglasstraße. Ihr Hauptprodukt, Frozen Yogurt, können die Besucher dort mit Dutzenden süßen Soßen, Früchten, Schokoriegeln, Streuseln und sonstigen Süßigkeiten - den sogenannten Toppings - garnieren. Aus den USA kannten beide schon das Trend-Dessert und nach über einem Jahr intensiver Planung gingen Ahl und Tran den Weg in die Selbstständigkeit. Während Tran die gastronomischen Voraussetzungen mitbrachte, arbeitete Ahl in der Werbebranche. So konnten die beiden Unternehmer Logo, Webseite und Design des Ladens selbst bestimmen und gestalten. Und auch der Arbeitsalltag liegt größtenteils in den Händen der Jungunternehmer, denn Dinge wie der Einkauf sind Chefsache. Nur die Buchhaltung haben Ahl und Tran teilweise in fremde Hände gelegt.

    So toll es auch ist, sein eigener Chef zu sein, so hat der eigene Betrieb auch seinen Preis, weiß Ahl: "Wir haben extrem viel zu tun. Es ist mehr als ein Full Time Job!" Diese Tatsache verbindet wohl nicht nur die Chefs des Yogurt Monsters und des Goldstücks – denn als eigener Chef geht der Arbeitstag oftmals länger als acht Stunden. Experte Diethelm Rumpel von der Wirtschaftsförderung empfiehlt deshalb eine sorgfältige und wohl durchdachte Existenzgründung, in die bei den Überlegungen schon auch frühzeitig das Umfeld und vor allem die Familie einbezogen werden sollte. "Sollten interessierte Existenzgründer die Möglichkeit haben sich zunächst neben ihrem Beruf selbständig zu machen, so sollten sie diese Möglichkeit nutzen", weiß Rumpel. So könnte sich langsam an die Selbständigkeit herangetastet und mit einem kleinen finanziellen Polster in Ruhe geprüft werden, wie sich die Selbstständigkeit entwickelt. Denn so ganz ohne Plan wird jemand, der bisher Nichts wird, auch kein Wirt.

    Ein Hinweis in eigener Sache: Stellen in der Region gibt es in der ka-news-Karrierelounge

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