Alles begann mit einer Fabrik für Nähmaschinen: 1872 beschloss Max Gritzer an auf dem Gelände der heutigen Raumfabrik den Sitz seines Unternehmens aufzubauen. Sein Spezialgebiet: Näh-, aber auch Werkzeug- und Bügelmaschinen. Viele Jahre später sollten zum Sortiment auch Mopedroller und ein zusammenlegbares Fahrrad hinzukommen.
Die Maschinenfabrik Gritzner machte sich schnell einen Namen. 1910 galt das Durlacher Unternehmen als größte Nähmaschinenfabrik in Deutschland. 1930 fusionierte die Firma Gritzner mit Kayser und hieß fortan Gritzner-Kayser AG Durlach.
Großbrand stellt Durlacher Firma vor Probleme
Nach dem anfänglichen Erfolg musste das Unternehmen allerdings mit Dämpfern kämpfen. So änderte sich während des zweiten Weltkriegs das Sortiment der Karlsruher Firma zwangsweise. Anstelle von Nähmaschinen wurden fortan Zünder und Granathülsen produziert.
Zehn Jahre nach Kriegsende dann der nächste Schock für die Verantwortlichen: Am 1. März 1955 brannte die 3.000 Quadratmeter große Fabrik in weniger als 20 Minuten bis auf die Schreinerei und Gießerei komplett nieder. Damit war ein Großteil der Produktionsstätte mit einem Schlag vernichtet. Es entstand ein Sachschaden von sieben Millionen DM. Brandstiftung konnte ausgeschlossen werden. Wie sich hinterher herausstellte, hatte ein defekter Ventilator in der Lackiererei den Brand ausgelöst.
Der Großbrand war allerdings nicht das Ende. Ab Juli 1955 wurde zunächst in Behelfsunterkünften weiter produziert. Am 1. März 1956 wurde schon das neue Fabrikgebäude eingeweiht. Zu den neuen Anlagen gehörten unter anderem eine Küche im Untergeschoss, ein Speisesaal, Umkleidekabinen sowie Duschen und Waschräume für Frauen und Männer.
Aus Gritzner wird Pfaff
Die Ära Gritzner endete in Karlsruhe allerdings auf 1957. Die Zweigstelle Gritzner-Kayser AG wurde samt Belegschaft von der Nähmaschinenfirma Pfaff übernommen. Da das Gelände für Pfaff zu groß wurde, trat das Unternehmen um die Jahrtausendwende wieder ab.
Der bestehende Bebauungsplan würde geändert und das ehemalige Industrieareal von zehn Karlsruher Geschäftsleuten erworben. Ihr Ziel: Sie wollten "ein Stück Heimat reparieren". Mit Erfolg: Die ersten Mieter bezogen noch im gleichen Jahr das sich im Aufbau befindende Areal.

RaumFabrik nimmt die aktuelle Gestalt an
Es sollte noch fünf Jahre dauern, bis die Umbauarbeiten 2006 endgültig abgeschlossen sein sollten. Bis dahin hatten sich bereits 50 Firmen mit 1.200 Mitarbeitern auf dem ehemaligen Pfaff-Gelände niedergelassen. Die Arbeiten gingen noch bis 2008 weiter: In dieser Zeit entstand im Kesselhaus weitere 1.800 Quadratmeter Bürofläche.
Heute bietet der ehemalige Industriestandort auf 50.000 Quadratmetern Platz für einen Mix aus verschiedenen Branchen. Der aktuelle Plan für das Gelände: Neben Büroräumen sollen dort Gastronomie und Gewerbe angesiedelt werden. Entstehen soll an der Amalienbadstraße eine durchbrochene Blockrandbebauung mit einem Hochpunkt an der Rommelstraße, einem Parkhaus und einer zweigeschossigen Bebauung im Innenraum.
Sowohl das Parkhaus als auch die Dächer der Gebäude sollen begrünt werden, im Innenbereich des Areals soll – auf dem Dach des neuen zweigeschossigen Gebäudes – auch weiterhin ein für die Öffentlichkeit zugänglicher Park zu finden sein.
