Seit vielen Jahren gilt Karlsruhe als Hochburg für junge Gründer aus dem Bereich der Informationstechnik (IT): Als selbsternannte IT-Hauptstadt haben inzwischen knapp 200 Unternehmen aus diesem Bereich ihren Sitz oder eine Niederlassung in der Fächerstadt. Somit gilt die IT-Branche als einer der wichtigsten Arbeitgeber der Fächerstadt. Und die Zukunft sieht auch gut aus: Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) sind derzeit rund 3.000 Informatikstudenten eingeschrieben.
Viele "ITler", gerade junge Start-ups, haben sich bislang im Osten der Stadt, im Alten Schlachthof oder im Technologiepark niedergelassen - doch das könnte sich bald ändern: Im Rahmen des Räumlichen Leitbilds der Stadt Karlsruhe könnten in der Südweststadt, in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs, Gewerbeflächen entstehen. Dort könnten sich dann auch Unternehmen der IT-Branche niederlassen.
Verkehrsgünstige Lage für Schiene und Fahrzeug
Derzeit gibt es in Karlsruhe einige Raumangebote für (junge) IT-Firmen, doch viele sind nur temporär. Junge Unternehmen und Start-ups können beispielsweise in der Technologiefabrik, im Cyberlab des Cyberforums oder im Alten Schlachthof wachsen und sich entwickeln.
Allerdings nur in einer kurzen Zeit der Gründungs- und Entwicklungsphase. Es ist vorgesehen, dass sie nach einigen Monaten wieder ausziehen, um in der Wirtschafts- und Technologieregion Karlsruhe Fuß fassen zu können. Für die weitere Entwicklung wäre eine neue Gewerbefläche mit guter Infrastruktur am Rande der Stadt für die Unternehmen eine gute Option, um dauerhaft Fuß fassen zu können.
Sind die neuen Gebäude hinterm Hauptbahnhof erst der Anfang?
Viel spräche für ein neues Gewerbegebiet am Bahnhof: Das zukünftige Gebäude bietet durch seine Lage eine gute Anbindung zur Schiene (Hauptbahnhof) und zum Autoverkehr (Südtangente). Und: seit Verkauf des Filetstücks ist das Areal in Entwicklung: Bis 2020 sollen hinterm Hauptbahnhof zwei Gebäudekomplexe entstehen, die von Firmen der IT-Branche genutzt werden sollen. Bauinvestor des Projekts ist Vorstandsvorsitzender und größter Aktionär der United Internet AG Ralph Dommermuth - einige Gewerberäume werden an 1&1 vermietet. Ein erster Schritt ins neue IT-Gewerbegebiet...
Die gute Nahverkehrsanbindung ist ein großer Vorteil, der also auch vom möglichen neuen Gewerbegebiet "Bahnhofsquartier Neuer Tivoli" genutzt werden könnte. In der Beschreibung des Räumlichen Leitbildes spricht die Stadt in Bezug auf diese Planungen von einem Restraum, der noch auf den zündenden Funken warte. Im zentralen Bereich Schwarzwaldstraße/Fautenbruchstraße sind die Grundstücke teils bebaut, teils noch brachliegend. Das solle sich ändern.
Verlagerung des heutigen Rangierbahnhofs
Hinzu kommt: Der hintere Raum rund um den Hauptbahnhof und südliche Abschluss der Kernstadt wirkt in seiner heutigen Form bislang wenig einladend für Bahnreisende oder Autofahrer, die von der Südtangente beziehungsweise von der Autobahn kommen. Auch das soll nach den Leitbild-Planungen der Stadt bald der Vergangenheit angehören.
Doch wie soll sich die rund 85 Hektar große Fläche im Detail verändern? Die zukünftige Entwicklung lasse sich laut Stadt abschnittsweise realisieren. Die Vorhaben könnten also unabhängig voneinander gebaut werden. "Dennoch wäre für eine Gesamtentwicklung optimal, wenn ein Rückbau des Rangierbahnhofs einbezogen werden könnte", stellt die Stadt in ihren Unterlagen zum Räumlichen Leitbild deutlich dar.

Das bedeutet konkret: Der Umzug des Terminals der Deutschen Umschlaggesellschaft Schiene Straße mbH (DUSS), die aktuell östlich des Bahnhofs liegt, in den Süden der Güterbahntrasse wäre bislang der größte Bestandteil des geplanten "Bahnhofquartiers Neuer Tivoli". Aktuell, so die Stadt in ihren Unterlagen, werde der Rangierbahnhof nur als Abstellfläche genutzt - die ursprüngliche Nutzung wurde seit Jahren aufgegeben.
Damit wären sowohl östlich als auch westlich des Hauptbahnhofs Fläche für neue Baufelder frei: Dabei nehmen die Flächen für Gewerbe entlang der Gleise - östlich vom Hauptbahnhof - aber den größten Teil dieser Baufelder ein.
Die Verlagerung des Rangierbahnhofs habe vor allem auch in Sachen Grünflächen Auswirkungen. Laut den aktuellen Planungen soll neben der Ansiedlung neuer Kleingärten auch ein "durchgängiger Grünzug" von der Alb bis zum geplanten "Seeviertel" an der Durlacher Allee entlang der Güterbahnstraße entstehen. Der Plan: Eine Verbindung für Fußgänger und Radfahrer von Durlach bis zum Hafen.
(Im Video: Der heutige Rangierbahnhof)
Zuckerwatte, Riesenrad und Co. bald am "Neuen Tivoli"?
Das ist noch nicht alles: In das Gewerbegebiet "Bahnhofsquartier Neuer Tivoli" soll - wie der Name schon verrät - zudem auch der neue Messplatz verlagert werden. Gut erschlossen vom Hauptbahnhof, S-Bahn, Tram und per Auto von der Südtangente, könnte der "Neue Tivoliplatz" in unmittelbarer Nähe der Wasserwerkstraße beziehungsweise -brücke eine multifunktional nutzbare Fläche für Volksfeste, Märkte und andere Events ohne "Lärmproblematik" bieten. Dann könnte es Zuckerwatte, Pommes, Bratwurst und Boxauto in der Nähe des Hauptbahnhofs geben.
(Im Video: Kleingärten an der Wasserwerkstraße)
Sicher sind die Planungen für die Flächen rund um den Hauptbahnhof aber bisher in keinster Weise. Das Räumliche Leitbild soll die Zukunft der Stadt lediglich in zielgerichtete Bahnen lenken. Die Zukunft wird zeigen, ob das Projekt in Gänze, in Teilen oder gar nicht realisiert wird...
Karlsruhes Zukunft unter der Lupe
ka-news widmet sich Karlsruhes Zukunft: Wir stellen in unseren neuen Dossier "Stadtentwicklung" das Räumliche Leitbild und darin enthaltene Projekte näher vor. Was ist der aktuelle Stand bei den konkreten Vorhaben - wo entstehen neue Quartiere und welche Teilräume werden entwickelt? Welche Ideen können sich durchsetzen, was wird vielleicht verworfen und wie verändert sich die Stadt für den einzelnen Bürger in Bezug auf Wohnen, Verkehr und Lebensqualität?
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