Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: Zölibat in der Kritik - Regelung noch zeitgemäß?

Karlsruhe

Zölibat in der Kritik - Regelung noch zeitgemäß?

    • |
    • |

    Obwohl auch evangelische und nicht-kirchliche Organisationen inzwischen mit schweren Missbrauchsfällen in den eigenen Reihen konfrontiert sind, stehen in der Öffentlichkeit vor allem die katholischen Kirchen unter Beschuss. Der zölibatäre Lebensstil der Priester sei eine Brutstätte der Pädophilie behaupten Kritiker.

    Mit dem Zölibat versprechen die katholischen Geistlichen den weltlichen Versuchungen der Sexualität zu entsagen und darüber hinaus keine Familie zu gründen oder Ehen einzugehen. In einem Kurzinterview sprach Streckert mit ka-news über den Hintergrund der strengen Regelung und ihren Sinn in der heutigen Zeit.

    ka-news: Seit wann gibt es den Zölibat und warum?
    Streckert: Den Zölibat gibt es als kirchliches Gesetz schon seit dem Mittelalter. So wurden unter anderem Anfang des 12. Jahrhunderts die Priesterehen katholischer Geistlicher verboten. Grund für dieses damalige Verbot war unter anderem die Tatsache, dass durch verheiratete Priester kichliche Güter an deren Kinder vererbt wurden und damit der Kirche oder den nachfolgenden Priestern verloren gingen. Durch die Zölibatsregelung konnte die Kirche sicherstellen, den Hauptteil des Erbes für sich zu behalten.

    ka-news: Welchen Sinn hat der Zölibat in der heutigen Zeit?
    Streckert: Der heutige Sinn lässt sich in zwei Linien erklären. Da ist erstens die praktische Linie: Durch den Wegfall einer Familie und den daraus resultierenden Verpflichtungen, ist der Priester frei für seine Gemeinde und kann ihr uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Die andere Seite ist die spirituelle Linie: Sie erklärt den Zölibat mit dem Verzicht "um des Himmelreiches willen", wie es in der Bibel heißt. Das bedeutet, ein katholischer Priester lebt in einer primären Beziehung zu Gott und Jesus Christus. Diese Liebe soll nicht durch eine weltliche Beziehung beeinflusst oder gemindert werden.

    ka-news:

    Hatten oder haben sie Zweifel am Zölibat und wie schaffen sie es damit umzugehen?
    Streckert: Man zweifelt immer mal wieder an den Vorschriften des Zölibats. Das Ganze ist eine Lebenskultur, die man sich selbst von Zeit zu Zeit wieder erklären muss. Dass ich keine eigenen Kinder haben werde, hat mich ab einem gewissen Alter schon sehr beschäftigt. Und auch das Thema der Sexualität wird natürlich nicht mit einem Gelübde oder der Priesterweihe abgelegt. Um damit zurechtzukommen, braucht es vor allem sehr gute Freunde, mit denen man bedeutungsvolle Beziehungen pflegen und über solche Sachen reden kann. Genauso wichtig ist aber die Freundschaft zu anderen katholischen Priestern, die ja in derselben Situation sind. Und letztendlich hilft natürlich auch immer wieder eine täglich gelebte Spiritualität.

    ka-news: Würden sie die Vorschriften des Zölibats ändern?
    Streckert: Grundsätzlich ist das kirchliche Gesetz ständig revidierbar. Ich könnte mir durchaus vorstellen, die Regeln ein wenig zu lockern und es zum Beispiel verheirateten Männern zu erlauben, die katholische Priesterweihe zu empfangen.

    Das Thema Missbrauch an kirchlichen und nicht-kirchlichen Einrichtungen war auch bei ka-news schon Thema mehrerer Artikel, Umfragen und Kommentare. Hier eine Auswahl:

    Umfrage: Hat der Zölibat überhaupt noch Sinn?
    Kommentar von Stefan Jehle

    Missbrauch überschattet Osterfeiern
    Telefonberatung der Kirche für Missbrauchsopfer
    Papst unterschreibt den Hirtenbrief
    Video: Immer mehr Kirchenaustritte

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden