Das Insektensterben ist ein schon lange bekanntes Problem, das nach wie vor von hoher Dringlichkeit ist. Insekten spielen eine entscheidende Rolle für das Überleben der Menschheit, da sie essenzielle Aufgaben wie die Bestäubung von Pflanzen übernehmen. Doch ihr Lebensraum schrumpft stetig, weil immer mehr Flächen durch menschliche Aktivitäten beansprucht werden. Trotzdem entsteht der Eindruck, es würde wenig für die kleinen Tiere getan. Wird das Insektensterben tatsächlich unterschätzt?
Insektensterben unterschätzt? Darum sind Insekten wichtig
Insekten haben Einfluss auf unterschiedliche Lebensbereiche. Während eine einzige Wildbiene bis zu 5000 Blüten bestäuben kann, wie der WWF berichtet, leisten die Gifte von anderen Insekten einen Beitrag zur Krebsforschung. Eine besonders große Rolle spielen die kleinen Tierchen, wenn es um unsere Nahrung geht:
- Insekten sind die Nahrungsgrundlage eines Großteils der an Land lebenden Tierarten - je nach Fortschreiten des Insektensterbens wären Millionen Tiere ohne Nahrung.
- Auch für die Fruchtbarkeit des Bodens sind Insekten zuständig, indem sie Nährstoffe in der Erde umsetzen. Unsere Nahrungskette hängt deshalb von ihnen ab, schreibt der WWF.
- Insekten lockern den Boden zusätzlich auf und sind nicht zuletzt auch für die Beseitigung von Schädlingen - etwa im eigenen Garten - zuständig.
Laut WWF sind 84 Prozent der Nutzpflanzenarten abhängig von Insekten. Ihr Fortbestand hängt an den kleinen Tierchen, die gleichzeitig zur guten Qualität der Pflanzen beitragen.
Auch als Wirtschaftsfaktor können Insekten angesehen werden. Nach Schätzwerten des Weltbiodiversitätsrates IPBES liegt der ökonomische Nutzen bestäubender Insekten in Deutschland bei 3,8 Milliarden Euro, weltweit sind es gar 577 Milliarden Euro. Wie der WWF berichtet, kommen mit dem fortschreitenden Insektensterben immer mehr dieser Kosten auf uns Menschen zu.
Das Insektensterben schreitet voran
Die Ursachen des Insektensterbens sind vielfältig: „Eine Schlüsselrolle spielt die intensive landwirtschaftliche Nutzung der Landschaft mit all ihren Begleiterscheinungen. Etwa die Ausräumung der Landschaft, der großflächige Anbau nur sehr weniger Nutzpflanzen und der flächendeckende Einsatz von sogenannten Pflanzenschutzmitteln“, erklärt NABU-Referent Martin Klatt in einem Interview. Pflanzengifte würden den Insekten die Nahrungsgrundlage nehmen, Gifte gegen die Tiere selbst seien eine zusätzliche Bedrohung. Als weitere Gründe nennt der Experte den Verlust an Lebensräumen durch Baugebiete und Straßen sowie „die schwindende Nahrungsgrundlage durch monokulturelle Pflanzenbestände.“
Aktuell grassiert das Insektensterben weiter. Laut NABU sind beispielsweise über 40 Prozent der Schmetterlinge in Deutschland bereits ausgestorben oder bestandsgefährdet, bei den Wildbienen sind es über 50 Prozent. Die Tendenz zeigt nach oben.
Trotz zahlreicher Warnungen aus der Wissenschaft ist vielen das Ausmaß nicht ganz bewusst. Doch es gibt Wege, das Insektensterben aufzuhalten.
Insektensterben unterschätzt: Das können wir dagegen tun
Laut WWF kann vor allem die Landwirtschaft etwas zum Kampf gegen das Insektensterben beitragen:
- Insektenschonende Beweidung könne demnach einen Beitrag leisten.
- Chemische Pflanzenschutzmittel sollten der letzte Weg zur Schädlingsbekämpfung sein.
- Auch Regelungen zur Eindämmung der Lichtverschmutzung nennt der WWF als Lösungsansatz, denn Lampen könnten zur tödlichen Falle für Insekten werden.
Doch auch Privatpersonen können laut WWF etwas tun: Naturnahe Balkone und Gärten, in denen man auf Gifteinsatz verzichtet, tragen beispielsweise zum Überleben von Insekten bei. Der NABU fordert zudem von der Politik ein flächendeckendes Insektenmonitoring, um gefährdete Arten frühzeitig erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Das Online-Portal utopia.de empfiehlt zusätzlich den Kauf von Bio-Lebensmitteln und rät, Insektenhotels aufzustellen.
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