Und damit ist die Frage eigentlich auch schon beantwortet: Der Namensgeber des Martinshorns - oder Martin-Horns - ist auch sein Erfinder, Max B. Martin. Und seine Firma hat es Mitte der 1950er Jahre nach Philippsburg verschlagen, wo sie heute noch ansässig ist.

Gegründet wurde die Deutsche Signal-Instrumentenfabrik Max B. Martin GmbH & Co. KG aber schon 1880 in Markneukirchen/Sachsen. Dort wurden damals Rufhörner, Jagdhörner, Kavallerie-Trompeten und Fanfaren-Trompeten gefertigt. Berühmt wurde die so genannte Kaiserfanfare, deren Signal "bald hier, bald dort" ein Fahrzeug der kaiserlichen Familie ankündigte.

Hupen und Signale mit Tradition
Schon in der frühen Zeit der ersten "Automobilisten" wurden bei Max Martin Autohupen und Feuerwehrhörner hergestellt. Das war auch die Zeit, in der viele so genannte Martin-Kapellen gegründet wurden. Auch die 8-tönigen Martin-Trompeten - auch Schalmei genannt, hat Max Martin erfunden. Seit den 80er Jahren erweitern 16-tönige Martin-Trompeten das Lieferprogramm, heute werden davon nur noch einige wenige verkauft, sie sind aber weiter im Sortiment des Philippsburger Unternehmens.

Seit 1930ern gibt es das Martin-Horn oder Martinshorn
1932 entwickelte die Deutsche Signal-Instrumentenfabrik dann zusammen mit Feuerwehr- und Polizeidienststellen ein Horn, das als Sondersignal für bevorrechtigte Wegebenutzer gesetzlich vorgeschrieben ist. Seit dieser Zeit besteht die geschützte Wortmarke "Martin-Horn" oder umgangssprachlich "Martinshorn" - mit Patenten auf der ganzen Welt.
Seit den 1950er Jahren in Philippsburg
"Nach dem zweiten Weltkrieg sollte der Betrieb in der damaligen DDR in einen Volkseigenen Betrieb umgewandelt werden, das Unternehmen zog daraufhin zuerst nach Bayreuth und dann nach Philippsburg, einige der wenigen Städte, die in der Nachkriegszeit schon wieder mit Gas versorgt waren. Am heutigen Standort dort, residiert man seit 1961", berichtet Martin Brender, dessen Ehefrau die Urenkelin des Unternehmensgründers ist.

Ein echtes Familienunternehmen, das heute rund 50 Mitarbeiter hat und das Martinshorn mittlerweile fast in die ganze Welt liefert. Das Tremolo - die Schwingungen der Töne - sei beim Martin-Horn einfach einzigartig, erklärt Brender gegenüber ka-news. "Die Membranschallbecher sorgen als Klangkörper dafür, dass die Töne besser wahrnehmbar sind und auch die Richtung, aus der sie kommen besser bestimmbar ist", sagt er.
Heutzutage sei genau das im Straßenverkehr besonders wichtig, bei elektronisch erzeugten Tönen gehe das aber nicht - der große Vorteil der Martinshörner, die auch heute noch mit Kompressoren und Membranschallbechern arbeiten. "Aber mittlerweile sind sie auch so klein und kompakt, dass man sie ohne Probleme mit modernen Signalbalken verbauen kann", ergänzt der Philippsburger Unternehmer.

Martinshörner aus Philippsburg sind immer noch zu einem Gutteil Handarbeit, besonders wenn es um das Stimmen der Geräte geht. "Da gibt es natürlich strenge Vorgaben und Normen, an die wir uns halten müssen. Aber am Ende entscheidet das Gehör des Mitarbeiters", sagt er und betont: "Dennoch ist der Klang immer zu 99,9 Prozent gleich."
Trotz aller Traditionen, entwickelt sich auch bei der Firma Max B. Martin die Technik immer weiter. "Du darfst als Unternehmer nie stehen bleiben, Innovation muss es immer geben", sagt Brender und verweist auf neues Zubehör wie Halterungen und Anschlüsse, längere Pflegeintervalle oder die Möglichkeit das Martin-Horn in moderne Lichtbalken einzubauen. Man gehe bei der Weiterentwicklung immer auch auf Kundenwünsche ein und schult auf Wunsch zudem in Sachen Einbau und Pflege.
Akustische Signale für die ganze Welt
Daher sind die Martinshörner aus Philippsburg weltweit so beliebt und begehrt. Europa, Mittel- und Südamerika, USA, Russland: Überall ist die Markenqualität aus der Region zu hören. Allerdings müssen sich Besteller gerade deshalb auch auf längere Wartezeiten gefasst machen - bis zu 45 Wochen sind da Standard. Die Käufer warten gerne, schätzen Qualität, Service und Tradition aus der Technologieregion Karlsruhe.

Allein auf dem asiatischen Markt könne man sich noch nicht richtig durchsetzen. Dort bevorzugt man, laut Brender, elektronische Signale. Aber auf Fachmessen und in der Fachpresse mache man auch dort auf sich aufmerksam. Sein Lieblingssignal ist im Übrigen das alt bekannte deutsche "Tatütata". "Vielleicht die Macht der Gewohnheit", schmunzelt Brender. Und natürlich freue man sich jedes Mal - egal wo - wenn man ein eigenes Produkt hört. "Aber gleichzeitig hat man natürlich auch immer den Gedanken, hoffentlich ist nichts Schlimmeres passiert."
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