Noch wirken die Traktorenanhänger etwas kahl auf ihren Plätzen. Doch in der Woche vor dem Karlsruher Fastnachtsumzug geht hinter den Türen der Gartenhalle ordentlich die Post ab: Die Umzugswagen werden hier vor Ort für den großen Tag am 13. Februar vorbereitet.

Ein farbenfroher Wettlauf gegen die Zeit
Bis diese am Dienstag pünktlich ihr Depot verlassen und sich auf die Umzugsroute quer durch die Innenstadt begeben, muss noch einiges erledigt werden.
"Das ist jedes Mal ein enormer Zeitdruck", meint Michael Maier, Präsident Festausschuss Karlsruher Fastnacht, im Gespräch mit ka-news.de. "Aber die Vereine sind gut eingespielt und im Team kriegen wir das alle rechtzeitig hin."

Vom Rentner bis zum Gardemädchen: Alle helfen mit
In der Halle herrscht ein Kommen und Gehen: Insgesamt 100 bis 150 Leute aus ungefähr zehn verschiedenen Faschingsvereinen packen dieses Jahr mit an.
"Es gibt Leute im Verein, die sich zum Beispiel ihre Berufserfahrung als Maler oder Schreiner zunutze machen, andere helfen einfach mit, wo sie können", sagt Maier. "Vom Rentner bis zum Gardemädchen sind die verschiedensten Menschen mit dabei."

Das Material zum Schmücken der Wagen liegt schon bereit: Holz, Styropor, Dekoartikel und natürlich bunte Farbe ohne Ende. Mit dieser bekommt einer der Wagen gerade seinen neuen, frischen Anstrich verpasst.

Nachhaltiges Denken: Material wird teilweise wiederverwendet
Die meisten Sachen werden von den vergangenen Jahren verwendet und "recycelt". "Das spart uns viel Zeit. Manche fahren bereits am Sonntag in Durlach mit, die müssen sich ein wenig mehr sputen", erzählt Maier.

Nicht nur die Wagen-Fassaden, auch ihr Inneres wird auf Vordermann gebracht. Zum Beispiel, indem Podeste für Kinder anmontiert und Teppichböden ausgelegt werden. Die Anhänger wurden entweder gemietet, gesponsert, oder über Kontakte zur Verfügung gestellt.

71 Zugnummern sind am Start
Während des Rundgangs durch die Gartenhalle zeigt Maier plötzlich auf ein kleines, rotes Fahrzeug: "Das wird ganz an der Spitze fahren", sagt er. Nebenan wird ein grüner Anhänger vorbereitet - auf diesem wird Oberbürgermeister Frank Mentrup mitfahren. Auch der Rathausschlüssel wird auf dem Wagen versteckt.

Mit dem Team Sauberes Karlsruhe (ehemals Amt für Abfallwirtschaft), das wie immer das Schlusslicht bildet, besteht der Karlsruher Fastnachtsumzug aus insgesamt 71 Zugnummern, davon 26 Fahrzeuge, der sind Rest Fuß- und Musiktruppen.

Was (oder wer) wird die diesjährigen Mottowagen zieren?
Auch die Figuren für die beiden diesjährigen Mottowagen sind bereits "in der Mache": In den Räumlichkeiten der benachbarten Probebühne ist Künstler Michael Schätzle bereits seit Anfang Januar mit Stoff, Rolldraht, Leim und Farbe zu Gange.
Über welche politischen Scherze die Karlsruher dieses Jahr schmunzeln können, bleibt natürlich noch geheim – "wir lassen uns natürlich immer vom aktuellen Stadtgeschehen inspirieren", verrät Festausschuss-Geschäftsführer Alexander Loesch.

Schätzle bringt schon seit ungefähr 35 Jahren seine Kreativität beim Festausschuss mit ein. Zum Handwagenbau ist er damals aus reinem Interesse gekommen. Was sich an der harten Arbeit am meisten für ihn auszahlt? "Die Reaktionen der Leute, wenn die Wagen dann durch die Stadt fahren – egal, ob negativ oder positiv. Dafür lohnt sich, was ich mache."

Spenden-Bändel für die Unterstützung des Festausschusses
Auf dem Marktplatz wird es nach dem Umzug "Kehraus" vor dem Rathaus geben – mit Fastnachtsbeerdigung und Bühnenprogramm. Eine Neuheit: Während dem Umzug werden "Spändel" verkauft - mit diesen Umzugsbändeln für einen Euro pro Stück können Faschingsfans den Festausschuss unterstützen.

Die Karlsruher Fastnacht ist nämlich nicht billig: "Wir müssen die Gartenhalle mieten, unsere Sicherheitsordner bezahlen, das Material wird zunehmend teurer – all diese Ausgaben sind schwer zu decken, auch mit dem Zuschuss vom Kulturamt. Mit dem Spändel können die Karlsruher einen Teil dazu beitragen", erklärt Maier.
