In der ersten Woche nach den Weihnachtsferien sollen alle Schüler ohne Boosterimpfung einen täglichen Test durchführen - das wurde vonseiten des Kultusministeriums Baden-Württemberg beschlossen. Nur unter dieser Bedingung könne der Präsenzunterricht an den Schulen aufrechterhalten werden. Auch der erste Schultag in Karlsruhe war dieser Situation unterworfen.

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Wie Tag eins des Schulbetriebs in 2022 ablief und wie der pädagogische Alltag für Schüler und Lehrer weitergehen könnte, erklären die Direktoren dreier unterschiedlicher Karlsruher Schulen. Grundsätzlich habe für den ersten Tag sogar eine gewisse Normalität vorgeherrscht.

"Ein ganz normaler erster Tag nach den Ferien"

"Tägliches Testen gehört bei den Schülern eigentlich schon zur Gewohnheit", sagt Micha Pallesche, Direktor der Ernst-Reuter-Gesamtschule in der Waldstadt. "Im Großen und Ganzen halten die Schüler sich auch von sich aus an die Regelungen, auch in Bezug auf das Maskentragen und den Abstand, was natürlich sehr erfreulich ist." Eine allzu große Umstellung sei die Verordnung also weder für Schüler noch für Lehrkräfte, wie der Schulchef erklärt. 

Micha Pallesche, Direktor der Ernst-Reuter Gemeinschaftsschule in der Waldstadt.
Micha Pallesche, Direktor der Ernst-Reuter Gemeinschaftsschule in der Waldstadt. | Bild: Frank Thissen

"Es war eigentlich ein ganz normaler erster Tag nach den Ferien - zumindest in den Umständen entsprechend." Größere Sorgen trage Pallesche eher in Anbetracht dessen, wie schnell sich diese Umstände ändern können. "Ich habe schon ein mulmiges Gefühl, wenn ich sehe, wie schnell die Zahlen steigen. Jetzt haben wir noch Präsenzunterricht, aber ich glaube das wird sich in den nächsten Wochen ändern."

Die Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule in der Karlsruher Waldstadt.
Die Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule in der Karlsruher Waldstadt. | Bild: Ernst-Reuter-Gemeischaftsschule

Bereits ein Auftreten der Omikron-Variante an der Ernst-Reuter-Schule könnte den Präsenzunterricht aushebeln. "Sollten wir einen Omikron-Fall oder auch nur zu viele Delta-Fälle verzeichnen gibt es im Prinzip zwei Alternativen zum Präsenzunterricht. Erstens ein Hybridmodell, bei denen Schüler- und Lehrergruppen, die mit dem Virus in Kontakt gekommen sein könnten von zu Hause aus arbeiten, zweitens - wenn 20 Prozent einer Klasse infiziert sind - einen kompletten Lockdown."

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Pallesche selbst glaube eher daran, dass ein Hybridmodell in den nächsten Wochen realistisch werden wird. "Glücklicherweise erlauben die Verordnungen des Ministeriums den einzelnen Schulen viel Flexibilität. Und wir sind auch auf die Online-Ausweichmöglichkeiten vorbereitet. Aber auch zur Vorbeugung achten wir darauf, die einzelnen Klassen in möglichst vielen Situationen getrennt zu halten." Andere Schulen hegen dabei weniger Bedenken.

Europäische Schule: "Wir hatten fünf positive Tests"

Die Europäische Schule Karlsruhe beispielsweise schätzte den ersten Tag "besser als erwartet" ein. "Wir hatten ein paar Ängste, aber das Ergebnis war optimal. Nur sehr wenige Schüler und Lehrkräfte mussten dem Unterricht fernbleiben", sagt Daniel Grassner, Direktor der Europäischen Schule gegenüber ka-news.de. "Es gab bei den ersten Tests zwar corona-positive Ergebnisse, allerdings nur fünf an der Zahl. Und das bei mehr als 1.000 Schülern vom Kindergarten in die Oberstufe."

Daniel Gassner, Direktor der Europäischen Schule Karlsruhe.
Daniel Gassner, Direktor der Europäischen Schule Karlsruhe. | Bild: Europäische Schule Karlsruhe

Die fünf Positiven wurden "sofort dem Gesundheitsamt gemeldet und nach Hause geschickt, sie werden von der Klasse isoliert und dann regelmäßig getestet um sie nach der Quarantäne schnell wieder einzugliedern", erklärt Gassner. In ganz Karlsruhe seien rund 300 Schüler seit dem Wochenende vor Schulbeginn positiv getestet worden, wie das Gesundheitsamt bestätig.

Den Präsenzunterricht sehe Gassner im Gegensatz zu seinem Kollegen aus der Waldstadt davon nicht gefährdet. "Die meisten unserer Schüler zwischen elf und achtzehn Jahren sind geimpft und nicht nur das."

Luftbild der Europäischen Schule Karlsruhe.
Luftbild der Europäischen Schule Karlsruhe. | Bild: Europäische Schule Karlsruhe

Viele der Schüler haben sich schon zum Ferienende vor Unterrichtsbeginn testen lassen - laut Gassner eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme. "Die allermeisten Schüler passen sich bereitwillig den neuen Verordnungen an. Sie haben verstanden, dass es bei täglichen Tests letztlich um die Schulgemeinschaft geht. Auch die Kooperation mit den Eltern ist sehr gut und wir haben Vergleichswerte mit anderen europäischen Schulen."

Grundschule: "Wir verlegen die Tests ins häusliche Umfeld"

Für Gesamt- und Europäische Schulen deren Schülerschaft zum größeren Teil aus Jugendlichen im impffähigen Alter bestehen mögen die Probleme des täglichen Testens für Ungeboosterte auch ein geringeres Problem sein als für eine Grundschule. Für Kinder sei die Impfung noch immer eher die Ausnahme als die Regel. Wie gehen Grundschulen also mit der Testpflicht um? Markus Becht, Direktor der Adam-Remmele-Grundschule erklärt.

Markus Becht, Direktor der Adam-Remmele-Grundschule Karlsruhe.
Markus Becht, Direktor der Adam-Remmele-Grundschule Karlsruhe. | Bild: Adam-Remmele-Grundschule

"Für Grundschüler ist es möglich, sich im häuslichen Umfeld von ihren Eltern testen zu lassen", eröffnet Becht. "Teilweise müssen wir uns dabei auf das Pflichtbewusstsein der Erziehungsberechtigten verlassen. Allerdings gibt es auch verschiedene Rückmeldesysteme um die Corona-Tests der Kinder auf Gültigkeit zu prüfen.

Eine App als Kontrollinstanz 

Beispielsweise existiere eine App, die "die Möglichkeit bietet, einen Schnelltest durchzuführen und anschließend zu fotografieren und direkt an den Klassenlehrer des jeweiligen Kindes zu schicken. Das Ganze geschieht für jeden außer dem Klassenlehrer anonym und es ist auch nicht möglich, mit der App auf gespeicherte Bilder zuzugreifen. Es können also keine im Vorfeld aufgenommenen Bilder versandt werden, so Becht.

Die Adam-Remmele-Grundschule Karlsruhe.
Bild: Adam-Remmele-Grundschule

Wer die App ablehne, der könne auch ein Zertifikat in Papierform vorzeigen. "Wichtig finde ich nur, dass die Tests im häuslichen Umfeld der Kinder durchgeführt werden. Wenn wir die Tests in der Schule durchführen würden und ein Erst- oder Zweitklässler vor der gesamten Schule als positiv herausgezogen werden, könnte das womöglich psychische Folgen nach sich ziehen." Glücklicherweise sei das auch nicht nötig gewesen, erklärt Becht weiter.

"Positive Ergebnisse gab es nur im privaten Sektor"

Innerschulische Infektionsketten seien an der Adam-Remmele-Grundschule nämlich bisher nicht nachgewiesen worden. "Positive Corona-Ergebnisse gab es bisher ausschließlich im privaten Sektor der Schülerinnen und Schüler. Entsprechend lief der erste Schultag auch reibungslos und so gut wie möglich normal und im Präsenzunterricht", erklärt Becht.

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Wie lange das noch so bleibe, sei natürlich ungewiss, doch der Schulleiter zeige sich optimistisch: "Sollte die Omikron-Variante nicht außer Kontrolle geraten, rechne ich fest damit, dass der Präsenzunterricht aufrechterhalten werden kann. Wir haben dabei auch gerade die Sicherheitsvorkehrungen, beispielsweise durch neu installierte Raumlufterfrischer."

Auch die Maskenpflicht werde bei den meisten Schülern durchgesetzt. "Nur ein einziger Schüler ist durch Attest davon befreit. Allerdings achten wir gleichzeitig darauf, dass die Kinder nicht den gesamten Tag mit Maske im Klassenraum verbringen müssen", wie der Direktor schließt.

 
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