Wenn die Familie zusammenkommt, sich an das Wichtige im Leben entsinnt und geschmückte Straßen und Tannenbäume das Auge erfreuen - dann hat die Weihnachtszeit begonnen. Für viele Menschen ist der "heilige Abend" der mitunter wichtigste Feiertag im Jahr. Doch statt besinnlicher Festtradition drohen jetzt Isolation und weitere Einschränkungen.
Um das zu verhindern, hatten sich Bund und Länder auf einen "Light-Lockdown" geeinigt, der den steigenden Zahlen Einhalt gebieten sollte. Bereits im Oktober hatte der Virologe Christian Drosten in einem Interview mit der "Zeit" für eine Vorquarantäne plädiert, um genügend "Puffer" für die Krankenhäuser und Gesundheitsämter zu schaffen.

Doch statt sinkender Zahlen stagniert der Wert der Neuinfektionen und sorgt vielerorts für enttäuschte Gesichter - eine Verlängerung des Lockdowns wird immer plausibler. Wird sich der auch über die Weihnachtstage erstrecken?
Weihnachtsfest bis zu zehn Personen?
Die gute Nachricht vorweg: Verschiedenen Medienberichten zufolge könnten die Maßnahmen über die Weihnachtsfeiertage außen vor gelassen werden. Zumindest so weit, dass die Verwandtschaft die Feiertage gemeinsam verbringen kann.
Wie viele Personen sich letztendlich zusammenfinden dürfen, ist aber noch nicht klar festgelegt - hier variieren die Schätzungen zwischen fünf und zehn Personen, wobei Kinder bis 14 Jahre nicht mitgezählt werden sollen. Anschließend könnte, wenn möglich, eine mehrtägige Selbstquarantäne erfolgen.

Nach den Feiertagen sollen die Beschränkungen wieder hochgefahren werden. Das heißt: Die "stille Nacht" wird auf Silvester verlegt, in Form von Böller- und Alkoholverboten - so zumindest der Wunsch von Bund und Ländern. Inwiefern diese dann umgesetzt werden, soll jedoch erst am Mittwoch geklärt werden.
Rasanter Anstieg nach Weihnachten erwartet
Dementsprechend sehen auch die Krankenhäuser schwere Zeiten auf sich zukommen, falls die Kontaktbeschränkungen über die Feiertage gelockert werden.
Erst vor zwei Wochen hatte das Städtische Klinikum noch in einer Pressekonferenz erklärt, dass der 7-Tage-Inzidenzwert generell in den 60er- und 70er-Bereich sinken müsse, damit jener "Puffer" überhaupt wieder zustande kommt.

Aktuell weist Karlsruhe einen Inzidenzwert von 131,1 pro 100.000 Einwohner auf, 790 Personen sind am Virus erkrankt. Das heißt: Ein Weihnachten komplett ohne Kontaktbeschränkungen wäre zu Zeiten der zweiten Corona-Welle nicht vertretbar. Auf diese Problematik hatte auch Klinikums-Geschäftsführer Michael Geißler hingewiesen.

"Wenn wir die Maßnahmen in drei Wochen lockern sollten, dann garantiere ich Ihnen: Nach Weihnachten und Silvester geht das Spiel wieder von vorne los. Aber wahrscheinlich deutlich schlimmer als zuvor", so Geißler.

"Ich finde es ist nicht akzeptabel, sich von einer großen Welle zur nächsten zu hangeln. Weder für die Menschen noch für die Krankenhäuser", so Geißler im Gespräch mit ka-news.de. Aus diesem Grund sehe der Klinikleiter die konsequente Einhaltung der Kontaktbeschränkungen und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes bis zum Frühjahr als ein notwendiges Übel an - ein Dilemma, das sich auch in den Sorgen der Bürger widerspiegelt, wenn es um die Planung für die kommenden Feiertage geht.
Weihnachten bei vielen noch nicht verplant
Denn laut einer Umfrage des britischen Markt- und Meinungsforschungsinstituts YouGov vom 4. bis 6. November haben rund 43 Prozent von 2.050 befragten Personen noch keinen konkreten Plan für Weihnachten. Die übrigen 57 Prozent haben zwar Besuche geplant, sind aber darum besorgt, inwieweit sich die Pläne wie gewünscht umsetzen lassen oder gar ganz abgesagt werden müssen.

Davon möchten 23 Prozent die Verwandtschaft bei sich selbst empfangen, 17 Prozent möchten wiederum selbst die Familie besuchen gehen.
Noch weniger Perspektive zeigt die Umfrage für den Silvesterabend. So haben 64 Prozent der Befragten für den 31. Dezember noch keine konkreten Pläne gefasst - aus Sorge, dass Silvesterparty und Co. vermutlich nicht stattfinden können.
Ob und inwieweit diese Sorgen begründet sind, kann jedoch erst ab Mittwoch eindeutig geklärt werden. Sicher ist: Selbst wenn jeder Einzelne seine Kontakte bis Weihnachten auf ein Minimum reduziert - ein gewisses Risiko bleibt immer.

