Unsere erste Station führt uns von Karlsruhe aus über 900 Kilometer in Richtung Norden. In Dänemark wird um die Osterzeit vor allem der Frühling begrüßt und ins Haus geholt. Neben frisch geschnittenen Narzissen oder Tulpensträußen finden auch allerlei selbst gebastelte Werke ihren Platz in den meist eher minimalistisch gehaltenen Wohnungen unserer nordischen Nachbarn.
Dänische Osterbriefe
Eine echt dänische Tradition sind dabei die sogenannten „gækkebreve“. Dabei handelt es sich um zusammengefaltete und kunstvoll eingeschnittene Briefe beziehungsweise Papierseiten, die ganz unterschiedliche Muster besitzen - Herzen, Blumen, Hasen - je nachdem, was man dem Empfänger mitteilen möchte.

In die selbst gebastelten Briefe schreiben die Dänen einen Reim und fordern den Empfänger auf zu erraten, wer denn den Gruß verschickt hat. Der Name des Absenders wird dabei in Punkten dargestellt (wenn du also Max heißt, würdest du mit drei Punkten unterschreiben). Sollte der Empfänger den Namen nicht herausfinden, wird er als "gæk" - als Narr bezeichnet.
Findet er ihn allerdings heraus, so ist der Absender ein "gæk." Derjenige, der als "gæk" aus dem Rätsel hervorgeht, muss büßen. Traditionell gibt es dafür drei Varianten: Entweder muss er eine Feier schmeißen, dem anderen einen Kuss geben oder ein Ei verschenken.
Polnische Osterwasserschlacht
Etwas weiter östlich wird an Ostern feuchtfröhlich gefeiert. Wer dem Nachbarland Polen über die Feiertage einen Besuch abstattet, sollte vor allem für Ostermontag ein wasserdichtes Outfit im Gepäck haben.
Denn an diesem Tag kommt es in Polen zu zahlreichen Wasserschlachten. "Śmigus Dyngus" heißt der jahrhundertealte Osterbrauch bei dem sich gegenseitig mit Spritzpistolen, Wasserballons oder gar eimerweise mit Wasser bespritzt und übergossen wird.

Ursprünglich haben junge Männer ihre Auserwählte mit Wasser überschüttet - frei nach dem Motto: "Was sich liebt, das neckt sich." Mittlerweile machen aber alle gleichermaßen an den Wasserschlachten mit und gehen die Frauen entsprechend selbst mit Wasserpistolen und Wasserbomben auf Jagd.
Nach katholischer Überlieferung soll der Brauch übrigens auf das Jahr 966 zurückgehen, in welchem sich der polnische Herzog Mieszko I. hat taufen lassen und in Polen somit den christlichen Glauben einführte. Andere Quellen behaupten, dass es sich bei dem Brauch um ein uraltes Reinigungsritual heidnischer Herkunft handelt. In jedem Fall ist der Brauch schon mehr als tausend Jahre alt.
Tschechisches Osterpeitschen
Auch in Tschechien werden traditionelle Osterbräuche noch sehr aktiv gelebt. Einer davon ist der "Peitschen-Montag". An diesem Tag schlagen Männer ihre Auserwählte mit einer handgeflochtenen und mit bunten Bändern geschmückten Weideroute sanft auf Rücken und Beine.

Die Kraft der jungen Weidezweige soll dabei auf die Frau übergehen und ihr Gesundheit und Jugend bringen. Die Männer erhalten dafür im Gegenzug von den Frauen den ein oder anderen Pflaumenschnaps oder ein Stückchen Lebkuchen- Ja, richtig gelesen: Lebkuchen. Während das Gebäck hierzulande an Weihnachten gegessen wird, ist es in Tschechien eine traditionelle Osterspeise.

Wird eine Frau am "Peitschen-Montag übrigens nicht auf diese Art und Weise "verjüngert", kann es sein, dass sie dies als Beleidigung auffasst. Grund dafür ist, dass ihr nun das ganze Jahr über Jugend und Schönheit vorenthalten werden.
Österreich lärmt zum Gebet
Etwas schrill geht es an Ostern auch in Österreich zu. Dort fliegen die Kirchenglocken einer Legende nach am Gründonnerstag nach Rom und läuten erst wieder am Ostersonntag. Das Klingen der Glocken, übernehmen in dieser Zeit ersatzweise die "Ratschenbuam" - und mittlerweile auch die "Ratschenmädchen". Diese rufen mit ihren Ratschen zum Gebet.

Ratschen sind ein aus Holz gebasteltes Instrument, das durch drehen einen lauten und knatternden Ton erzeugt. Das Ratschen wird dabei in weiten Teilen Österreichs überwiegend von Ministranten, Pfadfindern oder Mitgliedern der Jugendschar übernommen.
Übrigens: Das Ratschen in der Karwoche wurde 2015 von der Unesco als Immaterielles Kulturerbe Österreichs anerkannt.
Luxemburgische Osterbrezelnascherei
Etwas weiter Westlich steht an Ostern die Brezel auf der Einkaufsliste ganz oben. In Luxemburg verschenken Männer einer Frau ihrer Wahl am vierten Fastensonntag nämlich eine Hefebrezel.

Wenn die Frau die Brezel annimmt, darf der Mann sie an Ostern besuchen und bekommt im Gegenzug ein gefülltes Schokoladen-Osterei geschenkt. Erwidert die Frau die Gefühle allerdings nicht, so bekommt der Mann einen leeren Korb. Von diesem Brauch leitet sich der luxemburgische Ausdruck "De Kuerf kréien" (dt. Einen Korb kriegen) ab.

In Schaltjahren ist es umgekehrt. Dann verschenkt die Frau die Brezel. In diesem Jahr sind also die Männer dran.