Die Stadt Karlsruhe hat es sich zum Ziel gemacht, bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu sein. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, wurde nun der sogenannte "Energieleitplan Karlsruhe" entwickelt.
Er soll am Mittwoch, 4. Oktober, bei einem Energieforum bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Karlsruhe interessierten Bürgern vorgestellt werden und in der November-Sitzung des Karlsruher Gemeinderates verabschiedet werden. Doch was genau steckt hinter dem Begriff "Energieleitplan"?
Was steckt hinter dem Energieleitplan?
"Eine Wärmeplanung ist vom Land Baden-Württemberg für alle Kommunen und kreisfreien Städte gesetzlich vorgeschrieben und muss bis Ende 2023 erstellt werden", beginnt Karlsruhes Bürgermeisterin Bettina Lisbach bei einem Pressegespräch zur Vorstellung des Plans.
"Als Stadt haben wir uns dafür entschieden, einen Energieleitplan zu machen und darin das Thema Wärme und auch das Thema Strom zu behandeln", so Lisbach weiter. Der Plan zeige auf, wie hoch der Bedarf an klimaneutralem Strom und klimaneutraler Wärme bis 2040 notwendig sein werde.

Der erstellte Energieleitplan ist laut Lisbach ein "strategisches Planungsinstrument" und habe eine Art Rahmenplancharakter. "Der Plan zeigt den fachlichen Rahmen, auf dem Weg zu einer klimaneutralen Energieversorgung in Karlsruhe", so die Bürgermeisterin. Wichtig sei bei dem Plan, dass er noch nicht "gebäudescharf" ist, sondern das Stadtgebiet in verschiedenen Zonen betrachte.

Um eine klimaneutrale Energieversorgung künftig zu ermöglichen, wurden zahlreiche Eignungsgebiete für verschiedene Arten der Energiegewinnung herausgearbeitet.
Wie wurde der Energieplan erstellt?
Der insgesamt 140 Seiten umfassende Energieleitplan wurde im Auftrag der Stadt Karlsruh von den externen Büros Tila und Smartgeometics erstellt. Dabei wurde zunächst eine umfassende Bestandsanalyse der Gebäudestruktur der Fächerstadt, sowie eine Bedarfsanalyse für Strom und Wärme erstellt. Auch eine Potenzialanalyse zu potenziellen Energiequellen wurde erstellt.
Welche Energiequellen haben das größte Potenzial in Karlsruhe?
In Karlsruhe haben die folgenden Arten der Energiegewinnung das größte Potenzial und sollen sukzessive ausgebaut werden:
- Windenergie
- Solarenergie
- Tiefengeothermie
- oberflächennahe Geothermie mit Erdwärmesonden
- Ausbau der Fernwärme

Die Fernwärme spielt in Karlsruhe schon heute eine wichtige Rolle, wie Franziska von Andrian-Werburg, Leiterin des Amts für Umwelt- und Arbeitsschutz bei der Stadt Karlsruhe, erklärt. "Wir sind mit unserem Fernwärmenetz im Bundesvergleich gut aufgestellt, da geht aber noch mehr."
Wie realistisch ist ein klimaneutrales Karlsruhe bis 2040?
Bettina Lisbach: "Eine klimaneutrale Strom- und Wärmversorgung ist für uns als Großstadt eine sehr große Herausforderung. Es werden viele Maßnahmen und Investitionen notwendig sein und unsere Bürger können und sollen am Ziel mitarbeiten. Nach derzeitigem Stand wird es für Karlsruhe nicht ohne weiteres möglich sein, autark zu werden. Dafür müssen wir über unsere Stadtgrenzen hinweg denken und mit dem Landkreis und der Region über Kooperationen sprechen."
Warum wird ein klimaneutrales Karlsruhe nur schwer zu erreichen sein?
Um die Fächerstadt klimaneutral machen zu können, sind zahlreiche Maßnahmen nötig. Beispielsweise muss die Rate der energetischen Sanierungen bei Gebäuden massiv von 1,6 Prozent pro Jahr auf 4,8 Prozent gesteigert werden. Also eine Verdreifachung. "Ein nicht realistisches Szenario", meint von Andrian-Werburg dazu. Allein durch die Sanierungen und den Umbau von Heizungen müsste der Wärmebedarf bis 2040 um 42 Prozent sinken.

"Ein weiter machen wir bisher führt auf gar keinen Fall zum Ziel und nur zu einer geringen Reduktion von CO2. Wir müssen jetzt alles tun, um die Sanierungsrate zu erhöhen und den PV-Ausbau weiter vorantreiben", so von Andrian-Werburg.
Was heißt das für die Bürger?
Ganz einfach gesagt: Weiterhin viele Baustellen in Karlsruhe. Neben den vielen Gebäudesanierungen müssen auch zahlreiche Fernwärmeleitungen unter die Erde gebracht werden.

Auf Basis der Eignungsgebiete wurde ein Maßnahmenkatalog mit 16 Maßnahmen erstellt. Es handelt sich dabei überwiegend um Vorschläge zur Prüfung von Wärmenetzen auf Quartiersebene. Davon wurden fünf Maßnahmen priorisiert, mit deren Umsetzung in den kommenden fünf Jahren begonnen wird. Diese sind:
- Prüfung eines Nahwärmenetzes in Hagsfeld
- Prüfung eines Nahwärmenetzes in Daxlanden
- Prüfung eines Nahwärmenetzes in Oberreut
- Prüfung eines Nahwärmenetzes in Rüppurr/Battstraße
- Prüfung der Installation einer PV-Anlage auf dem Rathaus Karlsruhe
Wie kann ich mich als Bürger informieren oder mich beteiligen?
Beim öffentlichen Klimaforum bei der IHK in der Lammstraße 13-17 am Mittwoch, 4. Oktober, wird der Energieleitplan der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Veranstaltung kann sowohl vor Ort als auch online besucht werden. Für beide Varianten ist eine Anmeldung auf der Website der Stadt Karlsruhe nötig.

Dort kann ab Freitag, 29. September, auch der Energieleitplan als PDF-Datei angesehen werden. Die Veranstaltung beginnt um 18.30 Uhr. Hier geht es zur Anmeldung.