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Karlsruhe: Vom Wohnzimmer auf die große Bühne: Bambi, der Medienpreis, der aus Karlsruhe kam

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Vom Wohnzimmer auf die große Bühne: Bambi, der Medienpreis, der aus Karlsruhe kam

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    von links nach rechts: Heinz Rühmann, Paula Wessely, Götz George, Loni von Friedl, Ruth Leuwerik, Sofia Loren und Rock Hudson im Jahr 1962.
    von links nach rechts: Heinz Rühmann, Paula Wessely, Götz George, Loni von Friedl, Ruth Leuwerik, Sofia Loren und Rock Hudson im Jahr 1962. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A9/30/4/17

    Glanz und Glamour, Stars und Sternchen: Der goldene Bambi-Filmpreis ist international bekannt. Jährlich begrüßt der Stifter des Awards, Hubert Burda, über 800 Prominente aus den verschiedensten Bereichen bei seiner Gala-Veranstaltung. Die Auszeichnung würdigt laut Veranstalter "Menschen mit Visionen und Kreativität, deren herausragende Erfolge und Leistungen sich im ablaufenden Jahr in den Medien widerspiegelten". 

    "Das sieht ja aus wie Bambi!"

    Erstmals wurde der Bambi 1955 öffentlich in großem Stil verliehen - und zwar in Karlsruhe. Was viele nicht wissen: Alles fing schon viel früher in der Fächerstadt an, nämlich mit einer kleinen Tonfigur. Die Tierbildhauerin Else Bach erschuf bereits 1936 in der staatlichen Majolika-Manufaktur Karlsruhe eine kleine, weiße Rehkitz-Skulptur aus Keramik.

    Eines der bekanntesten Produkte der Majolika: Der Bambi
    Eines der bekanntesten Produkte der Majolika: Der Bambi Foto: Florian Kaute

    Der Karlsruher Verleger Karl Fritz wurde auf die Skulptur aufmerksam. In seiner Zeitschrift "Film- und Mode-Revue" fragte er seine Leser im Jahr 1848 nach dem beliebtesten Darsteller und der beliebtesten Darstellerin. Der Preis: Das Karlsruher Keramik-Reh. Die Umfrage war ein voller Erfolg, zahlreiche Leser beteiligten sich. 

    Warum Bambi? Als Karl Fritz die Skulptur im Jahr 1948 der ersten Siegerin, Schauspielerin Marika Rökk, persönlich überreichte, meinte deren Tochter, angelehnt an den Zeichentrickfilm: "Das sieht ja aus wie Bambi!" Somit war der künftige Name für den Award geboren.

    Erste Preisverleihungen im Wohnzimmer der Sieger

    Und die Geschichte nahm ihren Lauf: Jahr für Jahr startete Karl Fritz mit seiner Zeitschrift eine neue Umfrage und überreichte den Gewinnern das Rehkitz immer persönlich im kleinen Kreis, mitten im Wohnzimmer der Sieger.

    Karl Fritz mit Cecile Aubry im Jahr 1955.
    Karl Fritz mit Cecile Aubry im Jahr 1955. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A3/71/1/30A

    Im Jahr 1954 entschloss sich Fritz, den Bambi erstmals im Zuge einer Gala-Veranstaltung zu verleihen. Man verlegte den Zeitpunkt der Verleihung von Dezember auf März - und lud 1955 zum großen Auftakt in das Konzerthaus. Denn natürlich kam keine andere Stadt in Frage, als dort, wo die Idee für den Preis entstanden ist und wo alles begonnen hat: Karlsruhe.

    Die erste Bambi-Gala im Jahr 1955.
    Die erste Bambi-Gala im Jahr 1955. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A3/71/2/34A

    Die ersten strahlenden Sieger in Karlsruhe waren 1955 O.W. Fischer und Maria Schell. Diese konnten das Publikum einige Jahre in Folge begeistern und das Rehkitz mehrmals mit nach Hause nehmen. 

    von links nach rechts: O. W. Fischer, Jean Marais, Maria Schell und Karl-Heinz Böhm im Jahr 1956.
    von links nach rechts: O. W. Fischer, Jean Marais, Maria Schell und Karl-Heinz Böhm im Jahr 1956. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A4/93/3/5

    Der Bambi war die neue Sensation in Karlsruhe: Hunderte Fans warteten bei der ersten Verleihung, an einem winterlichen März-Tag im Schnee, auf ihre Idole und erhofften sich das ein oder andere Autogramm. Ganz vorne mit dabei im Geschehen: Natürlich auch Bürgermeister Günther Klotz. Voller Elan legte er damals fest: "Die Bambi-Feier soll ein Traditionsfest der Stadt Karlsruhe werden." Er empfing die Stargäste jedes Jahr im Rathaus.

    von links nach rechts: Sabine Sinjen, Marianne Koch, Ruth Leuwerik, Linda Crista im Jahr 1959 auf dem Balkon des Karlsruher Rathauses.
    von links nach rechts: Sabine Sinjen, Marianne Koch, Ruth Leuwerik, Linda Crista im Jahr 1959 auf dem Balkon des Karlsruher Rathauses. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A6/28/2/34

    Es folgte ein Jahrzehnt voll Glanz und Glamour in der Fächerstadt: Angefangen mit einer kleineren Auftakt-Veranstaltung 1955 im Badischen Staatstheater, das sich damals noch im Konzerthaus befand, konnten sich die Karlsruher jedes Jahr auf ihre Lieblingsstars freuen - bis 1964. 

    Rock Hudson im Jahr 1962 bei der Vergabe eines Autogramms.
    Rock Hudson im Jahr 1962 bei der Vergabe eines Autogramms. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A9/30/7/25

    Sowohl deutsche Promis, als auch internationale Größen und Hollywoodstars, wie zum Beispiel Jean Marais, Rock Hudson, Gina Lollobrigida oder Sophia Loren, statteten der Schwarzwaldhalle Jahr für Jahr einen Besuch ab. 

    Sophia Loren vor der Schwarzwaldhalle im Jahr 1962.
    Sophia Loren vor der Schwarzwaldhalle im Jahr 1962. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A10a/50/2mi

    Die Halle füllte sich in jedem Jahr ein kleines bisschen mehr - und auch vor der Veranstaltung stieg das Interesse am neuen Karlsruher Medienpreis. Im Jahr 1955 wurden knapp 76.000 Stimmen gezählt, nur ein Jahr später erreichten schon 160.480 Stimmen per Postkarte die Redaktion der "Film- und Mode Revue".

    Die gefüllte Schwarzwaldhalle bei den Bambi Awards im Jahr 1963.
    Die gefüllte Schwarzwaldhalle bei den Bambi Awards im Jahr 1963. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A11/63/3/23

    1963 übernahm der Burda-Verlag die Regie über den Bambi-Preis. Er fand noch einmal in Karlsruhe statt - und zog dann nach München. Nachdem die Auszeichnung ab 1965 in den verschiedensten Städten verliehen wurde, feierte man das 50-Jährige Jubiläum im Jahr 1998 ganz traditionell in seiner Heimatstadt, in Karlsruhe.

    Der Medienpreis Bambi wird in diesem Jahr zum ersten Mal in Baden-Baden verliehen.
    Der Medienpreis Bambi wird in diesem Jahr zum ersten Mal in Baden-Baden verliehen. Foto: Jens Kalaene/Archiv

    Die Figur veränderte sich über die Jahre: Die Beine wurden länger, der Rücken gerade, der Kopf schaut stolz. Zum zehnten Jubiläum 1958 wurde die Figur von Emil Sutor neu entworfen und wurde gold, 2000 legte Kurtfritz Handel Hand an - die Oberfläche wurde glatt. Die Farben änderten sich zu Beginn jährlich, blieb schlussendlich gold. Aller Veränderungen an der Reh-Figur zum Trotz: Die Wurzeln des Bambis werden immer in Karlsruhe bleiben.

    von links nach rechts: Gina Lollobrigida, Horst Buchholz und Maria Schell im Jahr 1958.
    von links nach rechts: Gina Lollobrigida, Horst Buchholz und Maria Schell im Jahr 1958. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A5/26/6/30

     2019 wird Bambi in die Nähe seiner Heimatstätte zurückkehren: Nämlich nach Baden-Baden. Ein bisschen müssen sich die Fans aber noch gedulden: Die Veranstaltung wird erst Ende des Jahres, am 29. November, stattfinden.

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