Ein Räumungseinsatz ohne Gegenwehr
Lagebesprechung nach dem Einsatz (Foto: ka-news) |
Die Räumung des einst von der Hochschule für Gestaltung (HfG) angemieteten Flügels war eigentlich gar keine. Nachdem das illegal angebrachte Schloss von einem Schlosser fachmännisch geöffnet wurde, hatte sich gezeigt, dass sich niemand in den Räumen aufhielt. Allerdings gab es eindeutige Anzeichen für eine Nutzung: Neben Möbeln wurden auch CDs und andere persönliche Gegenstände gefunden und heute früh gegen 9 Uhr abtransportiert. Zirka 20 Polizeikräfte bildeten die "äußere Absperrung" und überwachten die Rückbaumaßnahme, so Fritz Bachholz von der Karlsruher Polizei gegenüber ka-news. Die Aktion sei "ruhig und geräuschlos" abgelaufen.
Etwas anders sieht die RAK die Sache und wirft der Stadt vor, "nur die Sprache der Zerstörung" zu kennen. "Wir sind keineswegs überrascht über das Vorgehen der Stadt. Wir werden jedoch angemessen reagieren und unseren Forderungen Nachdruck verleihen", gibt sich Sprecher Jens Berger kämpferisch. Helga Riedl von der städtischen Pressestelle erklärte den Einsatz auf Anfrage von ka-news so: "Die Stadt machte lediglich von ihrem Hausrecht Gebrauch." Damit sei das Thema "Villa Zapata" jetzt "unspektakulär beendet" worden.
König: "Die Stadt kümmert sich um Obdachlose"
Leerstand: Der ehemalige HfG-Flügel (Foto: ka-news) |
Die Fronten scheinen verhärtet. "An einer Neuvermietung des Flügels hatte die Stadt nach dem Auszug der HfG-Mieter zu keinem Zeitpunkt ein Interesse", widerspricht EB König anderslautenden Behauptungen. Die Räume werden jetzt laut Polizeisprecher Bachholz wieder "unbewohnbar gemacht". Im September soll das Gebäude abgerissen werden. König weiter: "Es gibt keinen Grund anzunehmen, die Stadt kümmere sich nicht um die Unterbringung von Obdachlosen. Wir stellen jederzeit Unterkünfte in ausreichender Anzahl zur Verfügung."
"Villa Zapata" hat eine lange Vorgeschichte
Viel zerschlagenes Porzellan gabs am 16. Dezember 2000 (Archivfoto: ka-news) |
Zur Vorgeschichte: In einem Bekennerschreiben hatte die Initiative "Villa Zapata" Anfang der Woche angekündigt, die Räume des bis vor zwei Jahren von der HfG genutzten Flügels zu besetzen und sie zu einem sozialen Zentrum auszubauen (ka-news berichtete). Nach rund drei Tagen Sanierungsarbeiten verfügte das Gebäude sogar wieder über Wasser und Strom. Dazu wurden nach Angabe der Aktivisten rund 2.000 Euro aus eigener Tasche aufgewendet. Auch für Obdachlose wolle man die Räume zur Verfügung stellen.
Trotz gleich lautender Anschrift hat die "Villa Zapata" jedoch nichts mit dem Wohn- und Kulturprojekt Ex-Steffi zu tun. Der Überlassungsvertrag für jene Teile der Schwarzwaldstraße 79 mit dem Verein "Selbstbestimmtes Leben" endet erst am 30. September 2003. Die Stadt wies in den schwierigen Verhandlungen immer wieder darauf hin, dass diese Lösung keine "endgültige Perspektive" sei und dass sich der Verein eine neue Bleibe suchen müsse.
Mauerbau: Fenster werden wieder geschlossen (Foto: ka-news) |
Bereits während der "Einheizfeier" Anfang Oktober 2002 wurden die zugemauerten Fenster des ersten Obergeschosses partiell geöffnet. Diese waren bei einem Großeinsatz der Karlsruher Polizei am 16. Dezember 2000, bei welchem der frisch renovierte Flügel zum Schutz vor einer potentiellen Besetzung prophylaktisch zerstört und unbewohnbar gemacht wurde, zugemauert worden. Erst Mitte Dezember hatten die Ordnungshüter festgestellt, dass das Türschloss ausgewechselt und an den zugemauerten Fenstern Sichtlöcher herausgebrochen waren.