Ein Bericht von Johanna Katzenberger und Christoph Meyer
Frank Scharberth, Geschäftsführer der Kippe, sagte im Gespräch mit ka-news, die Lage sei momentan aufgrund des vergleichsweise beständigen Biergarten-Wetters seiner Meinung nach schwer einzuschätzen. Man müsse bis zu den Wintermonaten warten, um konkrete Aussagen über mögliche Einnahmeverluste machen zu können. Er habe bisher noch keine Probleme mit renitenten Rauchern gehabt, diese würden - selbst bei Regen - draußen rauchen. Positiv aufgefallen ist ihm, dass auch seine Belegschaft weniger rauche.
Café Gitanes: "Einbußen um bis zu 50 Prozent"
Im Biergarten der Kippe findet man sie noch - die Kippe (Foto: ka-news) |
Ob er in Zukunft einen Raucherraum einrichten wird, wisse er noch nicht, er ist der Meinung, dass man sich an die Rauchfreiheit gewöhnen werde. Als großes Problem sieht er allerdings den Faktor Lautstärke, der durch die draußen rauchenden Gäste entsteht. In der Ferienzeit sei Ruhestörung zwar noch nicht sonderlich problematisch, in Zukunft könnte dies aber schwierig werden. Die Tabakbox wird auf jeden Fall bleiben. "Die gab es und die gibt es", so Scharberth. Schließlich wird er seine Kneipe ja auch nicht von "Kippe in Ex-Kippe oder Nicht-Mehr-Kippe umbenennen".
Ganz anders sieht es die Chefin des Café Gitanes, Michaela Keppler. "Schrecklich", so lautet ihre kurze, aber deutliche Zusammenfassung der Situation. Trotz des Sommers sei der Kundenzulauf bereits jetzt schon massiv abgeebbt, ihr Umsatz "um 50 Prozent rückläufig". Das Telefon stehe bei ihr nicht mehr still, die Gäste seien verunsichert, andauernd kämen Nachfragen zur Raucher-Regelung. Dies scheint verständlich, schließlich sind nach ihrer Aussage 98 Prozent der Gitanes-Gäste Raucher.
Widerstand macht sich breit
Das Café Gitanes, in Zukunft im Innenraum ohne gleichnamige Zigarette am Mann (Foto: ka-news) |
Wie drastisch die Situation im Winter wird, daran möchte sie noch gar nicht denken. Große Probleme sieht sie ebenfalls in der Ruhestörung durch draußen rauchende Gäste und durch die "Gruppenbildung beim Rauchen". Dadurch sei ihrer Meinung nach auch ein erhöhtes Konfliktrisiko gegeben. Des Weiteren hätte es bereits Probleme mit Zechprellern gegeben. In dem Durcheinander beim Rauchen sei es unmöglich, festzustellen, wer bereits bezahlt habe und wer nicht. Auch uneinsichtige Raucher machen ihr das Wirtsleben schwer. Es hätte Gäste gegeben, die sich strikt weigerten, im Innenbereich des Cafés nicht zu rauchen. Ihrer Meinung nach wurde das Gesetz vollkommen übereilt verabschiedet. Für kleine Betriebe wie ihren wünscht sie sich Entscheidungsfreiheit, ob geraucht werden darf oder nicht.
Im Gegensatz zu ihrer Kollegin aus dem Gitanes sieht Daniela Pulizzi, Mitarbeiterin des Pendel, auch positive Seiten des Rauchverbots. "Die Luftqualität innen hat sich erheblich verbessert, die Kleidung ist sauberer, man stinkt am nächsten Tag nicht so sehr nach Qualm, und die Bedienungen rauchen weniger." Allerdings beschreibt auch sie die Situationen auf den Straßen als konfliktbeladener, denn die Begegnung unterschiedlicher Rauchergrüppchen "kann zu Problemen führen". Ein anderes Problem ist dabei offensichtlich die Ruhestörung, denn obwohl die Terrasse zu späterer Stunde geschlossen wird, gibt es nach ihren Aussagen immer wieder angetrunkene Gäste, die es sich mit Getränk und Zigarette vor der Kneipe gemütlich machen wollen. "Wir sind da aber sehr streng, denn das kann uns die Konzession kosten", so Pulizzi.
Musikclubs: Keine Raucherräume - keine Gäste?
Die Terrasse des Pendel verführt zum Feiern mit Kippe im Freien (Foto: ka-news) |
Ärger mit Gästen im Innenbereich gab es zum Glück noch nicht. "Das trauen die sich nicht. Wir sind wirklich streng." Im Pendel ist man vorsichtig, da zudem auch schon Kontrollen beobachtet wurden. "Es sind meist ältere Männer, die kurz reinkommen und sich dann draußen auf der Straße wieder versammeln." Was noch schlecht am Rauchverbot ist? "Die Straßen sind schmutziger", lacht sie.
Und so sehen die bisherigen Erfahrungen an der Musikclub- und Diskothekenfront aus: Der Geschäftsführer des Krokokeller in Karlsruhe, Bernhard Czetsch, sagte gegenüber ka-news, die Gäste verhielten sich sehr diszipliniert, bis auf wenige Einzelfälle habe es keine Probleme mit Rauchern gegeben. Allerdings gehe es mittlerweile im Eingangsbereich sehr stressig zu, da ein ständiger Raucherverkehr herrsche. Man habe sogar schon Extra-Personal für den Eingangsbereich einstellen müssen, Lärm sei aber bisher noch kein Problem.
Stimmung doch eher positiv
Hier häufen sich nun die Kippen - Eingangsbereich des Krokokellers (Foto: ka-news) |
Gewaltsame Auseinandersetzungen aufgrund von Gruppenbildungen habe es bisher nicht gegeben. Der Club-Innenraum sei nun zwar äußerst sauber, dafür sehe der Außenbereich jetzt immer aus "wie Sau". Eine Veränderung bei der Gäste-Zahl gebe es bisher ebenso wenig wie merkliche Einbrüche oder Verschiebungen. Allerdings sei dies aufgrund der Sommerferien momentan etwas schwer einzuschätzen, schränkt Czetsch ein.
Zeynel Arslan, Geschäftsführer des Musik- und Kulturclubs Radio Oriente, hat, obwohl der Sommer keine eindeutigen Aussagen zulasse, momentan einen Geschäftsverlust von etwa 20 Prozent errechnet. "Die Leute trinken weniger, weil sie nicht mehr so lange bleiben", so seine Worte. Da man eine Veranstaltungskneipe sei, sei das ganze allerdings nicht so schlimm. Probleme habe es bisher überhaupt keine gegeben. Durch die beiden Diskotheken in der Nachbarschaft seien die Anwohner einen gewissen Lärmpegel gewohnt, meint Arslan. Auch während der Konzerte darf man im Radio Oriente zum Rauchen raus. Eines ist sicher, Kneipen, Clubs und Diskotheken haben es sicher schwerer als Restaurants (ka-news berichtete). Für viele scheint es bisher aber noch nicht so schlimm zu sein. Wie es weiter gehen wird, bleibt abzuwarten.