Jürgen Wenzel hätte vermutlich nicht gedacht, dass ihm diese Aussage einmal Applaus einbringen würde: "Hier habe ich einen Heimvorteil", bekannte er auf das Thema Schrebergärten angesprochen, "Ich bin selbst Kleingärtner".
Es ist das erste Mal, dass alle vier OB-Kandidaten im Rahmen des Wahlkampfes gemeinsam auf einem Podium sitzen. Eingeladen hatte der Verein BÜGA 2015-Bürgergartenschau e.V. Karlsruhe. Gegründet worden war dieser, nachdem der Gemeinderat der Stadt Karlsruhe aus finanziellen Gründen auf eine Bewerbung um die Bundesgartenschau 2015 verzichtet hatte. Eingestimmt durch einen Vortrag vom Vorsitzenden der bundesweit tätigen Stiftung "Die Grüne Stadt", Peter Menke, galt es für die OB-Kandidaten nun, ihre Ansichten rund um das Thema "Unser Grün in Karlsruhe" darzulegen.
Karlsruhe - das "gelobte Land"
Vier Fragen hatte Diskussionsleiter und BÜGA-Vorsitzender Horst Schmidt für die vier OB-Kandidaten vorbereitet. Eine davon: Wie stehen Sie zum Thema Kleingarten? Immerhin, so Schmidt nicht ohne Stolz, habe Karlsruhe schon zahlreiche Goldmedaillen beim bundesweiten Wettbewerb um die schönsten Kleingärten gewonnen. "Ich komme aus einer Schrebergärtnerfamilie", beeilte sich dann nach Jürgen Wenzel auch Frank Mentrup zu erklären. "Der Bedarf an Kleingärten steigt", betonte Ingo Wellenreuther und Friedemann Kalmbach versicherte: "Wir brauchen die Kleingärten - keine Frage."
Einig waren sich die Kandidaten auch darin, dass Karlsruhe ohnehin schon eine bevorteilte Stadt sei. "Wir sind hervoragend aufgestellt", war ein Satz, der jedem der Kandidaten so oder so ähnlich mindestens einmal über die Lippen ging - Ingo Wellenreuther sprach sogar vom "gelobten Land". Allerdings - und auch hier herrschte traute Eintracht zwischen den Kandidaten - gebe es viel zu tun, damit dies auch so bleibe. "Jeder, der hier wohnt, sollte fußläufig eine Grünfläche erreichen können", forderte etwa der gemeinsame OB-Kandidat von SPD und Grünen, Frank Mentrup. Nötig sei ein eigenes "Stadtentwicklungskonzept Grün", das die unterschiedlichen Projekte in der Stadt miteinander vernetze. "Mit so einem Konzept ist man immer darauf vorbereitet, das Richtige zu tun, wenn es sich ergibt."
"So wie der Schlossgarten im Moment genutzt wird, geht es nicht weiter."
"Ich bin in Beiertheim aufgewachsen und habe damals schon gespürt, dass wir in einer grünen Stadt leben", erklärte der CDU-Kandidat Ingo Wellenreuther. Er als Oberbürgermeister würde das Thema "grüne Stadt" stärker verfolgen und sich für das "grüne Band vom Turmberg bis zum Rhein" einsetzen. Druck machen wolle er bei der Landesregierung, damit diese ihr Versprechen einlöse und den Schlossgarten auch hinter dem Schloss restauriere. "Ich finde es empörend, dass hierfür nun kein Geld da ist." Vielleicht könne sich ja auch Frank Mentrup mal bei der Landesregierung stark machen, so Wellenreuther mit Blick auf seinen Konkurrenten bei der OB-Wahl, der als Staatssekretär im Kultusministerium sitzt.
Der nahm den Seitenhieb gelassen. Auch er sei für eine Neugestaltung des Schlossgartens und die Landesregierung bleibe da derzeit weit hinter ihren Versprechen zurück, so Mentrup. Allerdings würde er den Schlossgarten gerne mit dessen Nutzern gemeinsam neu gestalten. "Ich will niemanden vertreiben, aber so wie der Schlossgarten im Moment genutzt wird, geht es nicht weiter." Helfen soll hier eine "Nutzungsvereinbarung" mit allen Beteiligten, so Mentrup.
Kalmbach: "Ich gehe mit Kretschmann in den Schlossgarten!"
Eher praktisch wurde das Thema Schlossgarten von Jürgen Wenzel gesehen, der für die Freien Wähler (FW) als Oberbürgermeister kandidiert. "Als Kunsthandwerker muss ich sagen, ich bin mit der Gestaltung des Schlossvorplatzes nicht zufrieden." Er wünsche sich hier mehr Fingerspitzengefühl. Was den hinteren Teil des Schlossgartens angehe, sei das Land in der Verantwortung, gerade wenn man bedenke, wie viel Geld für Stuttgart 21 ausgegeben werde. Einen "spontanen Einfall" brachte Gemeinsam für Karlsruhe (GfK)-Stadtrat Kalmbach ein: "Als OB würde ich zum Landesvater nach Stuttgart reisen und ihn nach Karlsruhe holen.", so Kalmbach. Direkt vor Ort im Schlossgarten würde er Kretschmann dann schon überzeugen, Gelder zu bewilligen. "Die Frage ist aber auch, was wir selbst tun können." Es gelte, sich gemeinsam zu engagieren und den Schlossgarten sauber zu halten.
Diskutiert wurde auch das Thema Klimawandel. "Die Wichtigkeit von Gartenbauten muss jeder OB erkennen", erklärte etwa Ingo Wellenreuther. Allerdings müsste auch an die Dinge gedacht werden, die vielleicht nicht direkt auf der Hand lägen, etwa ein sinnvolles Verkehrskonzept, die Zusammenarbeit mit dem Umland oder die Sanierung von Gebäuden. Frank Mentrup hingegen sprach sich bei diesem Punkt erneut für ein Gesamtkonzept "Stadtentwicklung Grün" aus. "Einfach nur ein grünes Band von Durlach bis zum Rhein reicht nicht."
KSC-Stadion als Luftblockade?
"Für uns (Freie Wähler) ist schon lange klar: Je mehr Natur, desto weniger werden wir vom Klimawandel betroffen sein", sagte Jürgen Wenzel. Grünanlagen seien kein ästhetischer Luxus, sondern "eine gesundheitliche Notwendigkeit". Ähnlich sah das Friedemann Kalmbach. Es gelte, immer ein bisschen schneller zu sein als der Klimawandel. "Ich mache mir allerdings Sorgen, dass am Ende wieder alle sagen: tolles Projekt - aber dann fehlt doch wieder das Geld." Explizit sprach er sich gegen ein neues KSC-Stadion an der Autobahn aus. Dies würde die Belüftung der Stadt mit kalter Luft behindern.
Von den rund 100 Gästen der Podiumsdiskussion, unter denen neben zahlreichen Mitgliedern des BÜGA-Vereins auch mehrere Stadträte und Landtagsabgeordnete waren, wurde der Auftritt der vier OB-Kandidaten offenbar positiv aufgenommen. Für die Redner auf dem Podium gab es immer wieder kurzen Zwischenapplaus, wenn diese sich besonders deutlich für die Erhaltung oder Schaffung von Grünflächen aussprachen. Ganz unkrititsch wurden die OB-Kandidaten aber dann doch nicht gesehen. "Viel geredet haben sie ja", so einer der Anwesenden zum Ende der Veranstaltung hin zu seinem Nachbarn, "aber Reden ist ja auch nicht so schwer."
Hier gibt es Bilder von der Podiumsdiskussion. Mehr rund um das Thema OB-Wahlkampf in Karlsruhe mit Infos zu allen Kandidaten haben wir hier für Sie zusammengestellt.