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Karlsruhe: Viele Unfälle auf A5: Wie gefährlich sind Baustellen-Bereiche?

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Viele Unfälle auf A5: Wie gefährlich sind Baustellen-Bereiche?

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    Wie wirken sich Baustellen auf die Unfallzahlen aus?
    Wie wirken sich Baustellen auf die Unfallzahlen aus? Foto: Robert Schlesinger (dpa)

    Vergangenen Donnerstag war die A5 wie lahmgelegt: Gleich zwei Unfälle hatten sich hier auf Höhe der Anschlussstelle Karlsruhe-Nord und auf Höhe der Anschlussstelle Lahr ereignet. Ein Mann kam an diesem Freitag ums Leben, es bildeten sich kilometerlange Staus. Eines war beiden Unfällen gemein: Sie ereigneten sich in Baustellenbereichen. Ein trauriger Zufall oder kommt es hier tatsächlich häufiger zu Unfällen?

    Drei Baustellen werden zu Unfall-Schwerpunkten

    Die Antwort kennt Joachim Zwirner. Er ist erster Polizeihauptkommissar und Leiter des Sachbereichs Verkehr beim Polizeipräsidium Karlsruhe. Seine Einschätzung: "Tatsächlich beobachten wir eine Häufung der Unfälle im Vorfeld der Baustelle oder im Baustellenbereich." Besonders häufig krache es derzeit zwischen dem Dreieck Karlsruhe und Durlach, am Übergang von der A8 zur A5 auf Höhe des Dreiecks Kalsruhe und auf Höhe der Anschlussstelle Karlsruhe-Mitte von Süden in Richtung Bruchsal.

    Einen Grund kennt der Verkehrsexperte ebenfalls: "Im Baustellenbereich ist es vor allem eine Frage der Konzentration." Gerade beim Spurwechsel käme es immer wieder zu Fehlern. Besonders häufig wären Schwerfahrzeuge an Unfällen in Baustellen beteiligt.

    Selbst, wenn alles glimpflich ausgeht, hat das für alle Autofahrer Folgen: "Bei einem Unfall mit einem Lastzug werden meist mehrere Fahrbahnen blockiert", schildert Zwirner, "es dauert eine Weile, bis der Abschleppdienst durchkommt. Der Durchflussverkehr kommt an dieser Stelle dann beinahe zum Erliegen- auch, weil viele Autofahrer beim Vorbeifahren schauen, was passiert ist."

    "Autofahrer unterschätzen oft die Gefahr"

    Doch nicht nur in Baustellenbereichen, sondern bereits davor kommt es laut Zwirner vermehrt zu Unfällen. "Vor Baustellen wird häufig auf das sich bildende Stauende aufgefahren", erklärt der Polizeihauptkommissar, "dann trifft ein schnellerer Fahrer auf einen Langsameren." Dies ende nicht selten "besonders fatal".

    Doch auch stockender Verkehr habe seine Tücken: "Als weiteres Phänomen beobachten wir, dass sich Pkw-Fahrer nicht bewusst sind, dass sie auch vor einem Lkw in den toten Winkel geraten können", mahnt Zwirner, "wenn man sich als Autofahrer vor einen Lkw drückt, kann es dann passieren, dass man vom Lkw touchiert wird." Nicht selten ziehe das vor allem für die Autofahrer Verletzungen nach sich. "Autofahrer unterschätzen oft auch die Gefahr im Stop-and-Go-Verkehr."

    Hitze und Baustellen machen Autofahrern zu schaffen

    Wie eine Baustelle die Zahl der Unfälle beeinflussen kann, zeigt ein Blick auf die Unfallstatistik der A5 zwischen dem Autobahndreieck Karlsruhe und Bruchsal-Büchenau der vergangenen Jahre. 2012 verzeichnete die Karlsruher Polizei hier zwischen April und August noch 56 insgesamt Unfälle. Bei 17 Unfällen kam es zu Personenschäden, bei denen insgesamt drei Menschen schwer und 19 leicht verletzt wurden. Tote gab es in diesem Zeitraum nicht.

    Im gleichen Zeitraum im darauf folgenden Jahr explodierte die Zahl: Ein Jahr später lag die Gesamtzahl der Unfälle zwischen April und August 2013 bei 146 Fällen. "Das ist fast das Dreifache von dem, was wir im gleichen Zeitraum im Jahr zuvor hatten", erklärt Zwirner. Als Grund für die Verdreifachung nennt der Verkehrsexperte im Gespräch mit ka-news Baustellen, die nach 2012 auf diesem Abschnitt eingerichtet wurden.

    Auch von April bis August im Jahre 2014 und 2015 lag die Zahl der Unfälle zwischen dem Autobahndreieck Karlsruhe und Bruchsal-Büchenau durch die Baustellensituation höher als im Jahre 2012. 2014 sank sie für den gewählten Zeitraum wieder auf 90 Unfälle ab. Dass die Zahl in diesem Jahr wieder auf insgesamt 164 angestiegen ist, erklärt sich Zwirner durch die teils tropischen Temperaturen im vergangenen Sommer. "Auch hohe Temperaturen können zu einem Anstieg der Verkehrsunfälle führen", so der Polizeihauptkommissar. Unter tropischen Temperaturen leide die Konzentrationsfähigkeit.

    Ob Baustellenbereiche auch künftig zu Unfallschwerpunkten auf Autobahnen werden, kann der Experte nicht mit Sicherheit sagen. Die Polizei werde im Vorfeld über anstehende Baustellen informiert. "Wir müssen damit rechnen, dass Unfälle in Baustellen weiter passieren werden."

    Tipps von der Polizei Karlsruhe

    Im Gespräch mit ka-news verrät Verkehrsexperte Joachim Zwirner Tipps, wie man sich in Baustellen und im Stau als Autofahrer richtig verhält:

    • Achten Sie beim Autofahren auf Baustellenhinweise. Diese werden acht Kilometer vorher angekündigt. Passen Sie Ihre Fahrweise an und nehmen Sie den Baustellenhinweis ernst.
    • Rollen Sie mit mäßiger Geschwindigkeit auf das Stauende zu. Achtung: "Bleiben Sie nicht aus Angst bereits davor auf offener Fläche stehen", rät Zwirner.
    • Schalten Sie den Warnblinker ein, um den Verkehr hinter Ihnen vorzuwarnen.
    • Bilden Sie bereits beim Einordnen eine Rettungsgasse!
    • Wenn Sie merken, dass Sie müde werden, dann steuern Sie den nächsten Parkplatz an und ruhen Sie sich aus.
    • Ordnen Sie sich als Autofahrer besser auf der mittleren oder der linken Spur im Stau ein, um nicht in den toten Winkel der Lkws zu geraten.
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