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Karlsruhe: Verkehrsprävention am Zebrastreifen: Radler ignorieren oft die Regeln

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Verkehrsprävention am Zebrastreifen: Radler ignorieren oft die Regeln

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    Die meisten Radfahrer zeigen sich einsichtig wenn die Polizeikommissare sie hinsichtlich ihres Verhaltens aufklären.
    Die meisten Radfahrer zeigen sich einsichtig wenn die Polizeikommissare sie hinsichtlich ihres Verhaltens aufklären. Foto: Thomas Riedel

    Freitagmorgen um kurz nach 7 Uhr, Berufsverkehr in der Fächerstadt: In der Innenstadt-West, genauer an der Ecke Reinhold-Frank-Straße/Bismarckstraße herrscht an diesem Morgen jede Menge Trubel. Hier treffen Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger in Scharen aufeinander. Sie sind auf dem Weg zur Arbeit, zur Uni, in die Schule oder bringen ihre Kinder zur Kita, sofern diese geöffnet hat. Trotz des schlechten Wetters nutzen an diesem Morgen viele den Drahtesel, auch aufgrund der Bahnstreiks im Karlsruher Stadtgebiet.

    Der Zebrastreifen ist auch an der Reinhold-Frank-Straße eine Schnittstelle zwischen Verkehrsteilnehmern. Polizeioberkommissar Willi Schmitt führt zusammen mit seinen Kollegen Claudia Müller und Thomas Herrmann von der der Verkehrsprävention an diesem Morgen eine Zebrastreifenkontrolle durch. Besonders im Fokus der Beamten stehen die Radfahrer: "Karlsruhe ist eine Fahrradstadt. In den letzten Jahren wurde viel für Radfahrer getan, oft auch mit Einschränkungen für Autofahrer verbunden", erklärt Willi Schmitt.

    Man beobachte aber zunehmend, dass einige Fahrradfahrer die Straßenverkehrsordnung (StVO) nicht weiter beachten oder - noch schlimmer - gleich ganz ignorieren. Schon nach wenigen Augenblicken wird klar warum sich die Beamten genau diesen Überweg ausgesucht haben. Innerhalb kürzester Zeit kommen viele Radler angefahren, bei denen genau dieses Fehlverhalten zu erkennen ist.   

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    Foto: Thomas Riedel

     Fahrradfahrer haben nur schiebend Vorrang

    Zwischen Fußgängern und Autofahrern scheinen die Verhältnisse am Zebrastreifen weitestgehend geklärt. Den Eindruck gewinnt man zumindest am Freitagmorgen an dieser Straßenecke. Anders sieht es bei den Radfahrern aus. Generell gilt an Zebrastreifen, eingeführt vor über 65 Jahren zur Verbesserung der Fußgängersicherheit, dass auch Radfahrer den Streifen zur Straßenüberquerung nutzen dürfen. "Möchte ein Radfahrer den Fußgängerüberweg jedoch fahrend überqueren, hat er kein Vorrecht vor dem Straßenverkehr. Das steht ihm nur zu, wenn er von seinem Rad absteigt und schiebt", erklärt Schmitt.

    Radler kann bei Unfällen zur Verantwortung gezogen werden

    Dem Radfahrer kann dann sogar eine Mitschuld angelastet werden, wenn er einfach mit seinem Rad auf den Zebrastreifen fährt und es zum Unfall kommt. Daher sollten Radfahrer besser absteigen oder den Überweg nur dann radelnd passieren wenn die Straße auch wirklich frei ist, empfiehlt der Verkehrspolizist.

    Radler die vor dem Zebrastreifen absteigen, sind an diesem Morgen trotz der sichtbaren Polizeipräsenz nur selten zu sehen. Die meisten rollen von rechts und links zum Zebrastreifen und fahren mit einer Selbstverständlichkeit vor bremsenden Autos über die weiß markierten Streifen. Viele von ihnen noch mit Ohrstöpseln und Kopfhörern. "Ein großes Problem", wie Thomas Herrmann anmerkt. Viele Radfahrer hören daher den Beamten gar nicht erst und setzen ihre Fahrt in Richtung Arbeit, Schule oder Uni unbekümmert fort.

    Ablenkung ein großer Faktor

    Kommissar Thomas Herrmann ist sich sicher: Ohne Uniform läge die Quote der Radler, die ohne Rücksicht über den Zebrastreifen fahren, noch weitaus höher. Sein Kollege Schmitt stimmt ihm zu: "Gehen Sie davon aus, dass bis zu 70 Prozent den Gehwegstreifen überfahren." Tatsächlich beschließen einige radfahrende Verkehrsteilnehmer, die die Beamten von weitem in deren Uniformen erkennen, kurzfristig doch dafür, ihren Drahtesel zu schieben.

    Einer von ihnen, ein älterer Mann der auf dem Weg zur Arbeit ist, gibt zu, dass die Präsenz der Beamten tatsächlich eine Auswirkung hatte, sein Rad über den Streifen zu schieben. "Ich gucke eigentlich, dass ich möglichst schnell drüber komme damit auch die Autofahrer zügig weiterfahren können", erklärt er.    

    Die Ablenkung bei Verkehrsteilnehmern bereitet den Beamten zunehmend Sorge. Auch die der tödliche Unfall im Januar diesen Jahres, bei ein 17-jähriges Mädchen in Neureut von einer Bahn erfasst wurde, weil sie abgelenkt war, ist für die Beamten der Anlass um raus zu gehen um die Verkehrsteilnehmer zu sensibilisieren. Willi Schmitt berichtet auch von Erlebnissen mit Fußgängern, die vermehrt auf ihr Smartphone schauen, anstatt sich auf den Verkehr um sich herum zu konzentrieren. 

    Personen aller Altersgruppen und Gesellschaftsschichten betroffen

    Gerade ist ein Schüler auf seinem Schulweg über den Zebrastreifen geradelt und hatte dabei Kopfhörer auf den Ohren. Polizistin Claudia Müller bittet ihn daraufhin freundlich anzuhalten und erklärt dem jungen Fahrradfahrer, was er gerade falsch gemacht hat. Er will in Zukunft ohne Kopfhörer fahren um sich besser auf den Verkehr konzentrieren, sagt er. Die Kontrolle findet er gut: "Ich denke, das kann helfen Unfälle zu verhindern. Mir war bisher nicht bewusst, absteigen zu müssen wenn ich einen Zebrastreifen überquere", erklärt der Schüler. So wie er zeigen sich die meisten der "erwischten" Radler einsichtig und geloben, künftig besser darauf zu achten.  

    Doch es sind nicht nur radfahrende Schüler, die den Zebrastreifen falsch nutzen. Innerhalb einer halben Stunde kommt es zu über zwei Dutzend Verkehrsverstößen. Also Fällen, in denen die Radfahrer über den Zebrastreifen fahren und nicht schieben - und das bei fließendem Verkehr. Das Verfehlen zieht sich dabei über alle Altersklassen und Gesellschaftsschichten hinweg: Schüler, Studenten, Mütter mit Fahrradanhängern in denen ihre Kinder sitzen, Senioren oder Menschen auf dem Weg ins Büro oder zum Einkauf. 

    Ein Eindruck, den auch die Polizisten der Verkehrsprävention heute bekommen haben. "Es gibt keinen Unterschied zwischen Herkunft, Alter, sozialem Stand oder Geschlecht. Bei allen Personengruppen stellen wir fest, dass es viele Menschen gibt, die mit einer Selbstverständlichkeit den Zebrastreifen überqueren. Ein Zebrastreifen ist kein Fahrradstreifen!", stellt Willi Schmitt klar. Ein Verwarnungsgeld, das in der Regel bei etwa 10 Euro liegt, ist in diesem Fall für die Radfahrer nicht fällig, da es sich um eine Präventivmaßnahme der Karlsruher Polizei handelt. 

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