In der letzten Gemeinderatssitzung ging es erneut um den Neubau im Wildparkstadion, doch nicht, weil erbittert um die Finanzierung, neue Tribünendächer oder um andere Punkte des Umbaus diskutiert wurde, sondern weil die Fraktion der Grünen wissen wollte, welche Maßnahmen ergriffen werden, um die neue Fußballarena klimaneutral zu gestalten. "Wir legen Wert darauf, das Stadion so zu errichten, dass es Vorbildcharakter für andere Stadien hat", schreiben die Grünen in ihrer Anfrage an die Stadtverwaltung.
Viele Handlungsfelder, ein Ziel
"Deshalb ist es wichtig, dass vielfältige Maßnahmen in verschiedenen Handlungsfeldern zum Einsatz kommen. Kompensationszahlungen sollten nur in wenigen Ausnahmen zum Tragen kommen, wo es anders nicht umsetzbar ist!", fordern die Grünen weiter.

Vor allem wollen die Stadträte um Fraktionsvorsitzende Zoe Mayer wissen, wie es in den Bereichen Mobilität, Energiebereitstellung oder im Umgang mit Wasser aussieht, wie die Stadt ein klimafreundliches Stadion baut. In ihrer Stellungnahme schreibt die Stadt Karlsruhe, dass etwa im Handlungsfeld Mobilität das Verkehrskonzept des neuen Stadions die "Förderung der fußläufigen Erschließung und der Radmobilität" vorsieht, aber auch die verstärkte Nutzung des ÖPNV.
Konkret sind bisher geplant:
- Schaffung von bis zu 3.500 Radabstellanlagen
- Verbreiterung der Fuß- und Radwege entlang des Adenauerrings
- Lückenschlüsse bei der Beleuchtung und Wegweisung
- Bewirtschaftung der Parkräume
- Unterbindung von "wildem Parken" im Wald
- Ausbau des Parkleitsystems zur Vermeidung von Parksuchverkehr und der Mitbenutzung der Parkgaragen in der Innenstadt
Bessere Beleuchtung, trotzdem weniger CO2
Bei der Beleuchtung setzt die Stadt auf LED-Leuchten. "Somit kann der Stromverbrauch auf ein notwendiges Minimum reduziert werden", erläutert die Stadtverwaltung die Maßnahmen. "Im Fall des Bezuges von Öko-Strom wäre somit ein weitestgehend CO2-neutraler Betrieb der öffentlichen Straßenlaternen möglich!" Auch soll die Lichtverschmutzung auf ein Mindestmaß beschränkt werden, das sei so vorgesehen, so die Stadt weiter.

Außerdem sei eine Klimatisierung im Stadion nur teilweise vorgesehen. Lediglich die Polizeiwache, die Leitstelle, der Business-Club samt Logen sowie die Küchenbereich und der Pressebereich wird im neuen Stadion klimatisiert. "Auf die Klimatisierung von weiteren Bereichen wie etwa im Spielbetrieb, beispielsweise in den Umkleiden, wurde verzichtet", nimmt die Stadt Stellung.
Sonne und Regen leisten einen Teil zum Umweltschutz
Zudem gibt es eine 500 Quadratmeter große Photovoltaikanlage (PV) für die Produktion von Strom, die durch weitere städtische Anlagen ergänzt werden soll. "Der primärenergetische Bedarf für Wärme und Strom des Stadions wird also durch einen PV-Anlagenverbund ausgeglichen. Diese Bilanz soll auf einem Display im Stadion gut sichtbar für alle Besucher dargestellt werden!"

Damit das Spielfeld immer in einem Top-Zustand ist, braucht es Wasser. Dafür soll Regenwasser genutzt werden. "Für die Reduzierung des Trinkwassers werden in einigen Bereichen wasserlose Urinale verbaut", beschreibt die Stadt das Vorgehen.
Ablasshandel Stadion?
Viele Maßnahmen, die beim Bau und beim Betrieb des Stadions berücksichtigt werden. "Werden sie ausreichen, um das Stadion klimaneutral zu betreiben?", fragen sich die Grünen. "Ursprünglich sah die Funktionale Leistungsbeschreibung vor, das Stadion im Passivhaus-Standard zu bauen.
Stattdessen wurde in einem Gespräch im Sommer 2017 entschieden, dass den Bietern die aktuell gültige Energieeinsparverordnung vorgegeben wird. Ein möglichst geringer Bedarf an End- und Primärenergie blieb weiterhin das Ziel", heißt es vonseiten der Stadt in ihrer Stellungnahme.

"Durch die vertraglich bedingte Reduktion der Standards für energetische Suffizienz und Effizienz muss im stärkeren Maße nun baulich außerhalb des Stadions kompensiert werden!" Heißt konkret, dass beispielsweise der PV-Anlagenverbund eine größere Kompensation leisten muss als ursprünglich abgeschätzt.
Anders als etwa bei Flugreisen - hier können Passagiere eine CO2-Kompensation bezahlen - wird das die Stadt beim Stadionneubau nicht leisten. "Das ist nicht vorgesehen", so die Stadt in ihrer Stellungnahme zur Grünen-Anfrage. "Sollte dies vom Gemeinderat gewünscht sein, ist weiteres Budget bereitzustellen!"