Momentan ruht der Ball noch, aber der KSC hat einen vollen Terminkalender, um bestens auf die kommende Saison in der 2. Fußball-Bundesliga vorbereitet zu sein. Bereits am kommenden Sonntag starten die Blau-Weißen in die Vorbereitung - un auch das Stadion putzt sich für die neue Saison raus. Das erste Mal auf dem neuen Rasen im Wildparkstadion geht es für die Profis dann, wenn das Jubiläumsturnier mit Sturm Graz und Hertha BSC am Samstag, 13. Juli, ansteht.
Bis dahin sollen die rund 8.000 Quadratmeter Rasen - die Kosten belaufen sich auf etwas mehr als 140.000 Euro - die erst vor Kurzem neu verlegt wurden, wettkampftauglich sein. Aktuell ist noch die Firma aus der Nähe von Heidelberg, von der der Rasen stammt, für die Pflege verantwortlich. Doch bald kümmert sich Jürgen Wiedemann mit seinen beiden Kollegen wieder fast rund um die Uhr um den Platz, damit dieser den hohen Anforderungen des Profifußballs gerecht wird.
Nicht nur der Rasen, sondern das ganze Stadion
Dazu gehört nicht nur das Mähen, er braucht mehr Pflege. Arbeiten wie das Düngen, das Besanden und das Aerifizieren, so wird das Lüften des Grüns bezeichnet, gehören zu den Aufgaben. Zudem ist er Herr über 24 Rasensprenger, die das heilige Grün bewässern. Doch nicht nur mit der Unterhaltung des Rasens beschäftigt sich der 55-Jährige.

Als Betriebsstellenleiter des Eigenbetrieb Fußballstadion im Wildpark (EiBS) ist er auch für Technik- und Wartungsarbeiten rund um das Stadion zuständig. Zudem nimmt er an Sicherheitsbesprechungen teil und ist bei jedem Heimspiel im Wildpark und fiebert mit seinem Verein mit. "Vor allem das Relegationsspiel gegen den HSV, auch wenn das schlecht für uns ausgegangen ist, ist mir in Erinnerung geblieben", sagt Wiedemann. "Sonst erinnere ich mich gerne an jeden Aufstieg, auch den jetzt wieder zurück in die zweite Liga!"
Seit fast 15 Jahren arbeitet der gelernte Maurermeister im Wildpark. "Die Firma, bei der ich war, hat Konkurs angemeldet und ich habe mich auf gut Glück beim Eigenbetrieb Wildpark beworben - und wurde glücklicherweise angenommen", sagt der Karlsruher.
Ein Traumjob für Jürgen Wiedemann: "Ich bin jeden Tag im Stadion, ich finde es toll, für den Wildpark verantwortlich zu sein", sagt er im Gespräch mit ka-news - mitten auf dem heiligen Rasen. "Das ist einfach ein besonderer Arbeitsplatz!"
Ersatzrasen lagert für die großen Löcher
Seine Aufgaben nimmt Wiedmann sehr ernst: Was alles gemacht wird, hält er bereits seit Beginn seiner Tätigkeit in einem Tagebuch fest. "Ich notiere alles, was erledigt wurde, auch wenn der Rasen nur kurz nachgemäht wurde", sagt er. Das Führen eines Tagebuches ist nichts Neues: "Schon während meiner Arbeit als Maurer habe ich ein Baustellentagebuch geführt", so Jürgen Wiedemann.
Die größten Arbeiten standen wohl 2007 an: Aus dem Naturrasen wurde ein Rollrasen und eine von der DFL geforderte Rasenheizung wurde installiert - dafür wurde der gesamte Platz verrückt. "Der Rasen wanderte rund zehn Meter in Richtung der Haupttribüne", sagt Wiedemann. Die Sache mit dem Rollrasen findet er sinnvoll, immerhin kann der schneller verlegt werden. "Bis ein Naturrasen nach der Aussaat wächst, würde es Monate dauern - so viel Zeit bleibt in der Sommerpause einfach nicht", so Wiedemann gegenüber ka-news.
Nach Heimspielen des Karlsruher SC - sind je nach Beanspruchung und Zustand des Platzes - bis zu sechs Leute damit beschäftigt, den Rasen auszubessern. "Große Löcher werden mit neuem Grün wieder ausgebessert", sagt Wiedemann. Knapp 60 Quadratmeter "Ersatzrasen" haben er und sein Team für solche Fälle in einem Bauhof ganz in Stadionnähe gelagert. Der bekommt im übrigen die gleiche Aufmerksamkeit und Pflege wie der 8.000 Quadratmeter große Bruder im Stadion, immerhin darf sich ein ausgebessertes Stück nicht vom Spielfeld unterscheiden.

Das Spielfeld selbst bekommt vor jedem Heimspiel eine besondere Behandlung: Der Rasen muss immer so geschnitten sein, dass Linien sichtbar werden. "Das erleichtert die Arbeit der Schiedsrichter", erklärt er. Das Geheimnis ist die Mähtechnik. "Dass die Abschnitte unterschiedlich aussehen hat einen einfachen Grund: Auf dem einen Abschnitt sind die Grashalme in die eine Richtung gebogen, auf dem nächsten dann in die andere", so Jürgen Wiedemann gegenüber ka-news.
Ausbildung zum Greenkeeper braucht er nicht - der Erfolg gibt ihm recht
Unkraut findet man auf dem Platz von Jürgen Wiedemann keines, nur kleine Pilze sind ab und an auf dem Platz zu sehen. "Viele denken, dass diese schädlich sind, doch es ist ganz anders", erklärt der Rasenexperte. "Der Pilzbewuchs spricht für die Qualität des Rasens", so Wiedemann gegenüber ka-news. Und die ist so gut, dass der Platz in der Saison 2014/2015 offiziell von der DFL als "Pitch of the Year" ausgezeichnet wurde. "Das hat mich schon sehr stolz gemacht", so der 55-Jährige mit leuchtenden Augen.

Dabei hat sich Jürgen Wiedemann fast alles selbst beigebracht, denn er ist eine Besonderheit: Eigentlich sind die ausgebildeten Greenkeeper immer beim Verein direkt angestellt, Wiedemann allerdings bei der EiBS und der gehört zur Stadt Karlsruhe. Auch ohne die anderthalbjährige Ausbildung ist der gelernte Maurermeister immer auf dem neuesten Stand in Sachen Rasen.
"Regelmäßig treffen sich die Platzverantwortlichen der ersten und zweiten Liga, dann tauschen wir uns aus", sagt er im Gespräch mit ka-news. "Die letzten zwei Jahre war ich zwar nicht dabei, aber ich bin trotzdem 'up to date'. Denn mir war es immer wichtig, dass das Spielfeld weiterhin auf hohem Niveau war - denn nur weil der Verein abgestiegen ist, heißt das für mich nicht, dass der Platz an Qualität verliert!"
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