Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: U18-Prostitution in Karlsruhe: "Tausche Sex gegen Bleibe"

Karlsruhe

U18-Prostitution in Karlsruhe: "Tausche Sex gegen Bleibe"

    • |
    • |
    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: dpa

    "Extremfälle wie in Rastatt sind generell selten", so Reinhard Niederbühl, Leiter des Sozialen Dienstes bei der Stadt Karlsruhe, "aber es sind solche Extreme, die Gefährdungssituationen in das öffentliche Bewusstsein rücken."In der Fächerstadt seien derartige Extremfälle nicht bekannt. Die Mehrheit der 2.000 Beratungen im Jahr drehen sich um Schul- und Erziehungsprobleme.

    "Wir glauben sagen zu können, dass es keine Kinder-Prostitution in Karlsruhe gibt", so Niederbühl, "auch keine Jugendprostitutionsszene." Dennoch gibt es sie: Die Minderjährigen-Prostitution in Karlsruhe. Weniger für alle sichtbar auf dem Straßenstrich oder in Bordellen, als im Versteckten.

    Sex gegen Wohnung

    Denn: "Natürlich weiß man vieles gar nicht, was sich in unserer Gesellschaft abspielt. Es gibt Männer, die an Sex mit möglichst jungen Mädchen interessiert sind. Das ist einfach eine Tatsache - weltweit, bundesweit und auch in Karlsruhe", so Niederbühl.

    In puncto Prostitution gibt es eine große Grauzone. Unter Kinder-Prostitution fallen Kinder unter 14 Jahren, darüber sind sie keine Kinder mehr, aber minderjährig und bis 18 damit verboten. Klassische Kinder-Prostitution ist weder den Mitarbeitern der Diakonie Karlsruhe noch dem Sozialen Dienst bekannt. Fälle, in denen Minderjährige sich zum Sex gezwungen fühlen, wiederum schon. Oftmals handelt es sich um jugendliche Ausreißer, die auf der Suche nach einer Unterkunft ungewollt in eine sexuelle Abhängigkeit geraten.

    16-Jährige in Karlsruher Bordell aufgegriffen

    Jüngst habe der Soziale Dienst sich um eine 16-jährige Osteuropäerin gekümmert, die unter falschen Vorwänden und gefälschten Papieren zur Arbeit in einem Karlsruher Bordell genötigt wurde. Von einem Job in einer Bar und dem Versprechen, mit ihrem guten Aussehen leicht viel Geld verdienen zu können, wurde sie nach Karlsruhe gebracht - dass sie sich prostituieren müsse, kam ihr nicht in den Sinn. Nach wenigen Tagen offenbarte sie sich dem Bordellbesitzer, der sofort die Polizei verständigte. "Man muss sagen, dass sich die Karlsruher Bordellbetreiber in dieser Hinsicht verantwortungsvoll verhalten", so Niederbühl. Die 16-Jährige musste zurück in die Heimat - sie konnte weder einen anderen Job in Karlsruhe finden, noch hatte sie Anspruch auf Sozialleistungen.

    Ein weiteres konkretes Beispiel aus dem Sozialen Dienst handelt von einer 16-Jährigen, die über das Internet einen älteren Mann in Karlsruhe kennenlernte. Sie riss aus und zog zu ihm in die Fächerstadt. Er kümmerte sich durchaus um das Mädchen, schickte sie unter anderem in die Schule. Dort suchte das junge Mädchen nach wenigen Tagen den Kontakt zu einer Schulsozialarbeiterin - den Sex mit ihrem Bekannten wolle sie eigentlich nicht, fühle sich aber dazu verpflichtet, da sie von ihm abhängig sei. Die Stadt nahm das Mädchen in Obhut und brachte sie zu ihrer Familie zurück.

    Nacktfotos im Internet: "Für viele eine Einladung zum Sex"

    Sex gegen Unterkunft - ein häufiges Lockmittel, dem auch Jungs verfallen. Gravierend sei darüber hinaus der Einfluss der modernen Medien: Nacktbilder werden als Einladung zum Sex interpretiert. "Ein schlimmes Missverständnis", so Niederbühl. Und das geschehe unabhängig vom kulturellen Hintergrund - frei nach dem Motto: Wenn sie sich schon so freizügig auf Fotos zeigt, wird sie auch Lust auf Sex haben.

    Was bei Missbrauchsfällen zurückbleibe, sei oft Scham, Trauma und Ratlosigkeit bei den Betroffenen, die letztlich nicht wissen, an wen sie sich mit ihren Sorgen wenden sollen, das zeige die Erfahrung. "Am Besten an eine Person des Vertrauens", rät Niederbühl, "das kann die Freundin, der Lehrer, die Schulsozialarbeiterin, der Sporttrainer oder ein Elternteil sein."

    Weiterhin können sich Jugendlich anonym beim Sozialen Dienst beraten lassen - dieses Recht ist gesetzlich im Jugendhilfegesetz festgeschrieben. Das gilt auch für die Beratungsstellen "AllerleiRauh" und "Wildwasser" in Karlsruhe. Per Rufbereitschaft sind die Mitarbeiter rund um die Uhr in Notfällen erreichbar.

    Mehr zum Thema

    Vermisste 15-Jährige aus Schleswig-Holstein nahe Rastatt gefunden

    Beratungsstelle "AllerleiRauh" der Stadt Karlsruhe (Link führt auf externe Seite)

    Beratungsstelle "Wildwasser" (Link führt auf externe Seite)

    Seite des Sozialen Dienstes der Stadt Karlsruhe (Link führt auf externe Seite)

    Straßenstrich in Karlsruhe: Diakonie hilft Prostituierten aus dem Sex-Gewerbe

    Prostitution in Karlsruhe: Welche Stadtgebiete werden zur Tabuzone?

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden