Massen an Essen findet seinen Weg nicht in unsere Mägen, sondern leider in den Müll: In Deutschland werden täglich ein Drittel der produzierten Nahrungsmittel weggeworfen, das sind rund elf Millionen Tonnen jährlich.
Einige Privatpersonen entscheiden sich daher dazu, diesem Problem entgegenzuwirken, indem sie die weggeworfenen Lebensmittel wieder aus den Müllcontainern hinter den Supermärkten fischen.
Containern ist illegal – und wird es vorerst auch bleiben
Containern wird dieser Vorgang genannt – und er ist in Deutschland nicht erlaubt. Wird man erwischt, kann man mit Diebstahl oder Hausfriedensbruch belangt werden. Eine Gesetzesänderung hierzu auf Bundesebene ist vorerst nicht in Aussicht. Diskutiert wird aber dennoch.

Erst kürzlich widersprach SPD-Rechtsexperte Boris Weirauch der Meinung von Baden-Württembergs Justizministerin Marion Gentges (CDU), dass das Vorgehen weiterhin bestraft werden sollte: "Es ist nicht nachvollziehbar, dass es strafbar ist, Lebensmittel, die von Supermärkten bereits entsorgt wurden, mitzunehmen und zu konsumieren", meint Weirauch.

Auch andere Politiker, wie Marco Buschmann (FDP) oder Cem Özdemir (Grüne) setzen sich für die Entkriminalisierung ein. Doch wie sehen das die Supermärkte selbst, welche Hürden können auch dagegen sprechen?
Warum kann man Containern nicht "einfach legal machen"?
Hierzu hat der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) eine klare Haltung. Die Legalisierung von Containern würde nicht funktionieren. Er spricht sich daher gegen die Änderungen bei der strafrechtlichen Verfolgung aus. Folgende Argumente dafür sind:
Gesetzliche Lage:
- "Das geltende Strafrecht und Strafprozessrecht halten bereits ausreichend Instrumente vor, um allen denkbaren Fallkonstellationen im Einzelfall Rechnung zu tragen. Auf dieser Basis ist heute schon eine hinreichend differenzierte Verfolgung und Rechtsprechung in Strafsachen möglich, die das Containern von Lebensmitteln betreffen", heißt es in einer Pressemitteilung.

Verteilung
- "Zur Entsorgung bestimmte Nahrungsmittel aus Abfalltonnen zu fischen, ist kein wirksamer Beitrag zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung", sagt der BVLH. Lediglich sieben Prozent (0,8 Millionen Tonnen) der weggeworfenen Lebensmittel pro Jahr kämen aus dem Handel. 59 Prozent (6,5 Millionen Tonnen) hingegen würden in privaten Haushalten entstehen. Man solle sich eher auf diese Ebene konzentrieren, um Maßnahmen mit Potenzial zu finden.

Gesundheitliche Risiken und Haftung
- Auch der vorbeugende Verbraucherschutz spielt eine wichtige Rolle: "Lebensmittel werden im Handel in der Regel zu Abfall, wenn sie nicht mehr verkehrsfähig sind. Das ist unter anderem der Fall, wenn sie ihre spezifischen Eigenschaften eingebüßt haben oder ihr Verzehr nicht mehr als sicher bzw. gesundheitlich unbedenklich gelten kann", erklärt der Sprecher des Verbandes. Produkte können beispielsweise dann den Hygienevorschriften nicht mehr genügen oder stammen aus Warenrückrufen, weil sie mit Fremdkörpern wie Glas- oder Metallsplitter verunreinigt sein können. "Gerade solche Gefahren sieht man den Produkten nicht an", meint Böttcher weiter. "Und in diesem Fall würde dann der Supermarkt grundsätzlich haften, egal ob die Artikel verkauft oder verschenkt wurden." Einige Supermarktbetreiber befürchten, dass diese Haftung dann auch für weggeschmissene Lebensmittel gelten könnte, sollte das Containern straffrei werden.
Welche Alternativmaßnahmen nutzen die Supermärkte?
Doch diese Punkte und Vorgaben sind für die Supermärkte längst kein Grund, noch eigentlich gutes Essen in den Müll zu schmeißen. Bei der Kette ALDI Süd landen nach eigener Aussage ausschließlich nicht mehr verzehrfähige Lebensmittel im Container.

Ein Großteil der Filialen spendet die noch verwertbaren Lebensmittel an gemeinnützige Organisationen wie die Tafeln. "Hier haben wir die Erfahrung gemacht, dass nahezu alle der einwandfreien Produkte mitgenommen werden", so eine Sprecherin.
Für die Zukunft ist geplant, dass alle Filialen mit an Bord sind. "Nicht mehr verzehrfähige Lebensmittel hingegen können als Futtermittel an Tierheime oder Landwirte abgegeben werden", erklärt sie weiter.

"Auch die Planung und Logistik im Vorfeld ist wichtig", ergänzt sie: "Es wird zur Verringerung der Lebensmittelverluste jeden Tag aufs Neue möglichst nachfrageabhängig bestellt und auf Regionalität und möglichst kurze Transportwege gesetzt." Auch eine Preisreduktion der Artikel kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums trage dazu bei.
In bedürftige Hände statt in den Container geben
BVLH-Sprecher Christian Böttcher vertritt eine klare Position: "Waren sollten möglichst nicht im Container landen, sondern an Verbände , welche auch logistisch in der Lage sind, sie an Bedürftige weiterzuverteilen."

SPD-Politiker Boris Weirauch schlägt vor, Supermärkte dazu zu verpflichten, unverdorbene Lebensmittel an gemeinnützige Organisationen oder Tafeln abzugeben, statt diese in den Müll zu werfen.
Kooperationen mit foodsharing
Auch der Verein foodsharing ist Partner von vielen Supermärkten in ganz Deutschland. "Meistens ist es bei uns so, dass wir auf die Betriebe zugehen, weil uns viele auch gar nicht kennen oder wüssten, wie sie uns erreichen", erklärt Mitglied Laura.
"Hierbei spricht man immer mit der Zentrale, bevor man auf die einzelnen Filialen zugeht. Bei kleinen Läden entscheidet natürlich jeder Inhaber selbst, ob er mit uns kooperieren möchte", sagt sie.