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Karlsruhe: Verwendung statt Verschwendung: So funktioniert Foodsharing in Karlsruhe

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Verwendung statt Verschwendung: So funktioniert Foodsharing in Karlsruhe

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    Verwenden statt verschwenden: Das ist das Motto von Foodsharing.
    Verwenden statt verschwenden: Das ist das Motto von Foodsharing. Foto: Sophia Wagner

    Zu viel gekocht, etwas zum Probieren gekauft, was einem doch nicht schmeckt oder der Kühlschrank ist kurz vor dem Urlaub noch mit einigen Sachen gefüllt? Viele Menschen schmeißen diese Überbleibsel einfach in den Müll.

    Bis zu ein Drittel aller Lebensmittel wird weggeworfen

    Was für den Einzelnen eher unproblematisch wirkt, hat in einer größeren Dimension gesehen viel üblere Auswirkungen: In Deutschland werden ein Drittel der produzierten Nahrungsmittel weggeworfen. Das soll sich ändern, findet Foodsharing e. V. Der Verein wurde im Jahr 2012 gegründet und entwickelte sich schnell zur internationalen, bildungspolitischen Bewegung –  mit über 200.000 Mitgliedern in Deutschland, Österreich, der Schweiz und anderen europäischen Ländern.

    Beim Foodsharing-Stand auf der Offerta gibt es allerlei gerettetes Essen und Infomaterial.
    Beim Foodsharing-Stand auf der Offerta gibt es allerlei gerettetes Essen und Infomaterial. Foto: Sophia Wagner

    Ihr Ziel: die Wegwerfkultur von Lebensmitteln und anderen Ressourcen zu vermindern - und das alles ehrenamtlich, unentgeltlich, unabhängig und werbefrei.

    Die Verantwortlichen stehen mit Leidenschaft hinter ihrem Engagement bei Foodsharing. Die wichtigste Anlaufstelle ist die zentrale Webseite des Vereins. Hier bekommt man alle Infos, es wird sich vernetzt und koordiniert.

    Essen teilen und Essen retten

    Doch wie funktioniert Foodsharing nun? Dies kann ganz vielfältig sein. Ist man auf der Website registriert und hat angegeben, in welcher Stadt beziehungsweise Bezirk man lebt, kann man für seine Umgebung in sogenannten Essenskörben übrig gebliebene Lebensmittel für andere zur privaten Abholung anbieten.

    Dies läuft mittlerweile auch über lokale Messenger- und Social Media-Gruppen. So gibt es in Karlsruhe zum Beispiel Zusammenschlüsse für verschiedene Stadtteile.

    Beim Foodsharing-Stand auf der Offerta gibt es allerlei gerettetes Essen und Infomaterial.
    Beim Foodsharing-Stand auf der Offerta gibt es allerlei gerettetes Essen und Infomaterial. Foto: Sophia Wagner

    Möchte man aktiver werden, kann man vom "Foodsharer" zum "Foodsaver" werden und in Geschäften "Essen retten gehen". Um diesen Status zu erlangen, muss man allerdings im Vorfeld eine Prüfung mit verschiedenen Multiple-Choice-Fragen absolvieren.

    Der Grund hierfür: Die Rettung und anschließende Weitergabe von Lebensmitteln erfordert auch ein großes Verantwortungsbewusstsein. Den Foodsavern muss bekannt sein, wie sie sich zu verhalten haben und was No-Gos sind. Dinge wie Zuverlässigkeit und Hygiene werden bei den Abholungen großgeschrieben.

    Bisher 150 Kooperationen in Karlsruhe

    Der Verein möchte bei seinem Tun aber nicht nur die Endverbraucher belehren. Die Verschwendung laufe entlang der gesamten Wertschöpfungskette.  Hierzu gehören auch der Anbau, die Ernte, die Weiterverarbeitung und der Verkauf.

    Der Clou: Betriebe können ebenfalls mit Foodsharing kooperieren, indem sie ihr Restaurant, Supermarkt oder Ähnliches auf der Webseite registrieren.  In Karlsruhe beugen so bislang 150 Betriebe der Lebensmittelverschwendung vor. 

    Viele Ketten in Karlsruhe kooperieren bereits mit dem Verein.
    Viele Ketten in Karlsruhe kooperieren bereits mit dem Verein. Foto: Sophia Wagner

    Ist ein Betrieb eingetragen, kommen die Foodsaver ins Spiel. Sie gehen in die Firmen und holen das übrig gebliebene Essen kostenlos ab. Hierbei gibt es je nach Laden und Besitzer individuelle Regelungen und Vorgänge. Die Uhrzeit ist meist festgelegt oder die Abholung erfolgt auf Abruf. Dasselbe gilt für die Anzahl der Slots für abholende Personen.

    Außerdem legt der Laden selbst fest, wo und wie das zu rettende Essen von den Foodsavern sortiert und mitgenommen wird.

    Verwenden statt verschwenden: Das ist das Motto von Foodsharing.
    Verwenden statt verschwenden: Das ist das Motto von Foodsharing. Foto: Sophia Wagner

    Doch wohin nun  mit dem geretteten Essen? Hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Entweder man hat sich sein eigenes kleines Netzwerk an Nachbarn, Freunden und Bekannten aufgebaut, oder man bietet es in einer der lokalen Gruppen an.

    Abholen und vorbeibringen von Essen im Fairteiler

    Eine weitere Option ist es, das gerettete Essen in einen Fairteiler zu bringen. Damit werden öffentlich zugängliche Kühlschränke und Regale bezeichnet.

    Auch in der Fächerstadt gibt es an verschiedenen Ecken Fairteiler. Zum Beispiel am KIT, am Fliederplatz in Mühlburg, in der Rudolf5 in der Oststadt, im Stephanienbad in Beiertheim oder bei der KHG in der Südweststadt. Mehr zu den genauen Standorten findet sich auf der Webseite. Aber Achtung: Jeder Fairteiler hat individuelle Öffnungszeiten und Regeln, diese lassen sich ebenfalls dort nachlesen.

    Fast 20.000 Rettungen im Jahr

    Eine der Foodsharing-Botschafterin für den Bezirk Karlsruhe ist Laura. Sie selbst kam 2019 durch einen Infostand am KIT zu Foodsharing und engagiert sich seitdem für den Verein.

    An Foodsharing ist ihr persönlich der Nachhaltigkeitsaspekt das Wichtigste. Man verschwende weniger Lebensmittel und kann diese außerdem an Bedürftige weitergeben.

    Laura ist seit 2019 bei Foodsharing und als Botschafterin zuständig.
    Laura ist seit 2019 bei Foodsharing und als Botschafterin zuständig. Foto: Sophia Wagner

    "Es machen so viele verschiedene Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten mit, alle aus anderen Gründen. Das war mir vorher so nicht bewusst, aber ich finde das sehr interessant und toll", berichtet Laura im Gespräch mit ka-news.de. Auch mit den Abläufen des Foodsharings laufe es gut. "Es gibt genug Fairteiler, um die 700 Leute sind in der Stadt aktive Foodsaver und dieses Jahr haben wir bisher ungefähr 20.000 Abholungen durchgeführt, das sind alles gute Bilanzen."

    Eine Brot-Pyramide aus geretteten Backwaren.
    Eine Brot-Pyramide aus geretteten Backwaren. Foto: Sophia Wagner

    Lediglich bei der Öffentlichkeitsarbeit sei noch Luft nach oben: "Bisher funktioniert Foodsharing größtenteils über Vitamin B, persönliche Kontakte. Unsere Botschaft könnte noch weiter nach außen getragen werden, um andere Zielgruppen zu erreichen", führt Laura weiter aus.

    Der Verein setzt sich gegen Lebensmittelverschwendung ein.
    Der Verein setzt sich gegen Lebensmittelverschwendung ein. Foto: Sophia Wagner

    Regelmäßiger Austausch bei Treffen

    Neben "Foodsaven" und "Fairteilen" informiert der Verein bei Aktionen, Messen und Veranstaltungen darüber, wie man auch privat in seinem Haushalt der Lebensmittelverschwendung den Kampf ansagen kann.  Zudem finden regelmäßig Monatstreffen statt.

    Bei diesen können neu dazugekommene Mitglieder eine Einführung erhalten und sich über aktuelle Vorgehen, bei Bedarf auch über Probleme oder Unklarheiten austauschen. Sie finden entweder im Zukunftsraum in der Oststadt oder im Mitmachladen in der Südweststadt statt.

    Auch auf der Offerta ist Foodsharing derzeit mit einem Stand aktiv und versucht die Leute für das Thema zu sensibilisieren. "Ein respektvoller Umgang mit Essen und Trinken sollte selbstverständlich sein", meint Laura.

    Beim Foodsharing-Stand auf der Offerta gibt es allerlei gerettetes Essen und Infomaterial.
    Beim Foodsharing-Stand auf der Offerta gibt es allerlei gerettetes Essen und Infomaterial. Foto: Sophia Wagner
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