Startseite
Icon Pfeil nach unten
Karlsruhe
Icon Pfeil nach unten

Karlsruhe: Stadtjugendausschuss fordert kostenloses ÖPNV-Ticket für Schüler: Nicht nur für den Schulweg, auch für die gesellschaftliche Teilhabe wichtig

Karlsruhe

Stadtjugendausschuss fordert kostenloses ÖPNV-Ticket für Schüler: Nicht nur für den Schulweg, auch für die gesellschaftliche Teilhabe wichtig

    • |
    • |
    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Thomas Riedel

    Die ScoolCard des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV): Ein Abo-Ticket für Schüler, die damit im gesamten Netzt fahren können. 480 Euro kostet die Karte aktuell im Jahr und ist somit günstiger als zwölf einzelne Monatskarten. Dennoch wirkt sie - vor allem im direkten Vergleich zum Studikticket, das pro Semester nur rund 160 Euro kostet - noch immer recht teuer.

    Kostenloses Schülerticket ist keine neue Idee

    Dieser Preisunterschied sei ungerecht, findet der Stadtjungendausschuss (Stja) und beauftragt seinen Vorstand, sich für ein kostenloses Ticket für Schüler, Azubis und FSJler einzusetzen. "Als nächstes werden wir uns Verbündete in Zivilgesellschaft und Politik suchen", sagt Barbara Ebert vom Jugendverbandsreferat des Stja, im Gespräch mit ka-news.

    Die Idee des kostenlosen Nahverkehrtstickets ist nicht neu: Bereits im  März 2018 wurde das Thema bei der Jugendkonferenz in Karlsruhe heiß diskutiert. "Es ist vor allem ein politisches Thema", sagt Ebert. "Wir setzten uns dafür ein, denn wir haben uns auch der Armutsbekämpfung verschrieben." Gesellschaftliche Teilhabe ist dabei ein zentrales Thema: Denn mobil zu sein ermöglicht Kindern und Jugendlichen, an Kultur, Bildung und sozialem Leben teilzunehmen.

    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Thomas Riedel

    "Die Möglichkeiten, verbilligte oder kostenfreie Nahverkehrstickets anzubieten, werden aktuell breit diskutiert. Allerdings muss man festhalten, dass es 'kostenlos' nicht gibt", heißt es von Seiten des KVV. Denn der Ticketpreis wird, wenn er nicht von den Nutzern direkt bezahlt wird, von anderer Seite finanziert. 

    Warum ist das Studiticket günstiger als das Schülerticket?

    So ist es beispielsweise beim Studiticket geregelt: Jeder Student in Karlsruhe zahlt den Semesterbeitrag, und ein Teil des Geldes landet beim KVV, der dann das Semesterticket vergünstigt anbieten kann. Dabei ist ganz egal, ob der Student ein Ticket erwirbt oder nicht. Aus diesem Grund kostet die Studikarte aktuell für ein halbes Jahr rund 160 Euro.

    Eine solche Querfinanzierung gibt es für das Schülerticket nicht. Dafür kann für die ScoolCard ein Abo abgeschlossen werden: Dann wird sie über das Jahr hinweg zu 10 Monatsraten á 48 Euro abbezahlt. Hierbei verstecke sich für viele Familien eine weitere Hürde, da die Ratenzahlung aufgrund von Schufa-Einträgen verwehrt werden kann, kritisiert der Stadtjugendausschuss. 

    (Symbolbild)
    (Symbolbild) Foto: Thomas Riedel

    Das ist allerdings nicht dem KVV anzukreiden, denn er führt, wie fast alle Unternehmen, bei Ratenzahlungen im Vorfeld eine sogenannte Bonitätsprüfung durch. "Vom Gebot der kaufmännischen Sorgfaltspflicht können wir grundsätzlich nicht abweichen", so Michael Krauth, Pressesprecher des KVV gegenüber ka-news. "Es gibt in diesen Fällen immer noch die Möglichkeit, das Schülerticket mit einer Einmalzahlung zu erwerben." 

    Kosten können erstattet werden

    In der Politik ist das Thema der kostenlosen Tickets für Schüler längst angekommen. Es besteht die Möglichkeit, dass die Kosten für das Schülerticket vom Landkreis übernommen werden. Eltern können dafür bei der Stadt einen Antrag stellen. Das Prinzip ist einfach: Die Eltern selbst schließen das KVV-Abo ab und wenn der Antag bewilligt wird, werden die Kosten jeden Monat im Voraus überwiesen.

    undefined
    Foto: rah

    Jedoch nicht alle Familien bekommen diese finanzielle Unterstützung. Wichtig dafür ist unter anderem die Entfernung zur nächstgelegenen Schule. Was bei dieser Regelung unter den Tisch fällt, ist, dass Kinder und Jugendliche nicht nur für den Schulbesuch ein Ticket brauchen, sondern auch, um nachmittags beispielsweise ins Fußballtraining zu kommen.

    "Ein Kollege hat mir die Geschichte eines Jungen erzählt, der immer von der Oststadt zum ZKM lief, weil seine Eltern das Geld für das Ticket nicht aufbringen konnten", sagt Barbara Ebert vom Stja gegenüber ka-news. Das zeigt ihr, dass die Unterstützungsangebote der Stadt und des Landkreises immer noch nicht alle Kinder und Jugendlichen erreichen.

    In einer Pressemitteilung reagierte die LINKE-Fraktion des Karlsruher Gemeinderats am Samstag auf die Forderung des Stadtjugendausschusses. Man wolle sich im kommenden Gemeinderat für ein kostenloses KVV-Netzticket für Schüler sowie Azubis und Studenten einsetzen, heißt es in der Meldung. Refinanziert werden solle das kostenlose ÖPNV-Ticket über den kommunalen Haushalt. Die Partei sieht dies als einen ersten Schritt in Richtung eines generellen ticketfreien Nahverkehrs.

    Dieser Artikel wurde nachträglich bearbeitet.

    ka-news Hintergrund: Kostenfreie Schülertickets - ein deutschlandweites Thema:

    In vielen Städten und Ländern in Deutschland gibt es momentan Initiativen, die sich für kostenlose Schülertickets einsetzen - beispielsweise in Bayern: Dort hat die Landes-Eltern-Vereinigung erst in diesem Jahr über 19.000 Unterschriften gesammelt. 

    Eine Stadt, die nun Nägel mit Köpfen gemacht hat, ist Rostock.  Dort hat sich die Bürgerschaft, der Stadtrat der Hansestadt, einstimmig für die Umsetzung des kostenlosen Tickets ausgesprochen. Die Kosten hat Rostock im Vorfeld ermittelt:  Rund 3,3 Millionen Euro im Jahr wird die Stadt für das Angebot aufwenden müssen - bei über 20.000 Schülern. Voraussichtlich wird das Ticket dort 2020 eingeführt. 

    Weitere Informationen zur Erstattung der Kosten des Schülertickets in Karlsruhe finden Interessierte im Flyer "Leistungen für Bildung und Teilhabe" (externer Link) der Stadt. Zum neuen Ablauf der Kostenerstattung ab dem Schuljahr 2018/2019 gibt es ein Infoblatt der KVV (externer Link). 

    Mehr zum Thema:

    Und jährlich grüßt die Fahrpreis-Erhöhung - und der Ticketpreis deckt nur einen Teil der Kosten des Nahverkehrs ab!

    Zu hohe Preise, wenig Fahrgäste: Matthias Lieb will, dass sich der Karlsruher Nahverkehr dem Stuttgarter Vorbild anpasst

    KVV erhöht erneut seine Preise: Fahrkarten ab 9. Dezember mindestens zehn Cent teurer

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden