Karlsruhe 90 Jahre "Rappele": Eine Zeitreise durch Karlsruhes beliebtestes Freibad
Ganz schön alt: Diesen Sommer feiert das Rheinstrandbad Rappenwört bei Daxlanden schon seinen 90. Geburtstag. Was ist seitdem passiert und was hat sich alles verändert? ka-news ist in die Spuren der Geschichte des Bades eingetaucht.
Das "Rappele" wie es auch im Karlsruher Volksmund genannt wird, ist nach dem Sonnenbad das älteste Bad in Karlsruhe. Eröffnet am 20. Juli 1929, kann das Rheinstrandbad nun mittlerweile eine 90-jährige Historie zurückblicken. Wie viele Leute hier wohl Schwimmen gelernt haben? Wie viele Müslis schon über die Theke des "Milchhäusles" gegangen sind?
Das Jubiläum soll natürlich gefeiert werden. "Es wird einige Attraktionen für unsere Gäste geben", verrät Betriebsleiter Volker Guthier beim ka-news-Besuch vor Ort.
Pionierleistung der Zwanzigerjahre
Alles begann im Jahr 1914: Schon damals wurde überlegt, wie man die 130 Hektar große Altrheininsel Rappenwört im Stadtteil Daxlanden in ein beliebtes Ausflugsziel verwandeln könnte. Dem wurde aufgrund des ersten Weltkrieges lange nicht nachgegangen - bis der damalige technische Bürgermeister Hermann Schneider im Jahr 1924 die Vision hatte, ein Freibad zu bauen.
Diese Idee wurde nicht von allen Seiten begrüßt: Zum Einen befürchtete die Bevölkerung, die schöne Natur am Rhein werde dadurch verschandelt, zum Anderen fragten viele Menschen sich, ob ein Strandbad in einer Zeit von Inflation, Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit nicht irgendwie ein "Luxusproblem" sei. Der Bedarf war jedoch auf jeden Fall vorhanden: Im Jahr 1928 wurden 200.000 Menschen beim Wildbaden am offenen Rhein gezählt.

Doch Schneider setzte sein Vorhaben zielstrebig und ehrgeizig durch: Das Freibad Rappenwört wurde im Jahr 1926 schließlich Teil des Generalbebauungsplans vom Tiefbauamt Karlsruhe. Ursprünglich sollte das Freibad in Maxau, auf der anderen Seite des Rheins, gebaut werden, man entschied sich letztendlich dann doch für Rappenwört.

Auf einen Streich zwei gute Taten: Schneider beschäftigte während des Baus in Form von "Notstandsarbeiten" bis zu 30.000 Erwerbslosentagewerke im Jahr. Somit kam er der Gruppe der Arbeitslosen entgegen, die den Bau des Freibades eigentlich bezweifelten.

Neben dem Bad wurde noch eine Zufahrtsstraße, heute zu Ehren des Bürgermeisters als Hermann-Schneider-Allee bekannt, mit Straßenbahnanschluss gebaut. Nur über diese, also über die Altrheinbrücke, kann man Rappenwört erreichen. 1929 wurde das insgesamt 2,5 Millionen Mark teure Projekt dann fertiggestellt. Dies wären heute etwa über 6 Millionen Euro.
Für die "Wildbader" am Rhein hieß es dann ab sofort: Ab ins Rheinstrandbad! Im Eröffnungsjahr konnte das "Rappele" seinen Erfolg mit 200.000 Besuchern feiern, an manchen Sonntagen wurden sogar über 25.000 Besucher am Tag gezählt.
Karlsruhe als Heimat des Ringtennis
Zunächst stand im Rheinstrandbad nicht vorrangig das Schwimmen im Fokus, sondern der Sport: Die 14 Hektar große Grünanlage gilt als der Ursprung von Ringtennis. Hermann Schneider, der diese Sportart von einer Schiffsreise aus der USA nach Karlsruhe brachte, ließ zahlreiche Ringtennisfelder über das gesamte Bad verteilt bauen.

Von dort an galt Karlsruhe als Zentrum für diese Sportart: 1931 wurden im "Rappele" die ersten Deutschen Ringtennismeisterschaften ausgetragen. Im Jahr 2014 wurden die ehemaligen Ringtennisanlagen auf der Liegewiese jedoch entfernt, da immer weniger gespielt wurde. Wer weiterhin diese Sportart ausüben möchte, findet noch die Möglichkeit neben den Basketball-, Fußball- und Volleyballfeldern.

Gebadet und geplanscht wurde damals im Rheinbecken - ein Naturbecken, das vom Rhein nur durch einen kleinen Damm getrennt wird. Doch bereits kurz nach Eröffnung hatte das Bad immer wieder mit der Verschmutzung des Badewassers durch Bakterien und regelmäßigen Überschwemmungen bei Hochwasser zu kämpfen.

Nachdem das vom Krieg völlig zerstörte Bad 1945 wieder seine Pforten öffnete, wurde einiges gegen das verunreinigte Becken getan: Ein Sandstrand wurde aufgeschüttet, verschiedene Kulturen von Wasserpflanzen sollten das Wasser filtern. In den 50er Jahren wurde außerdem das 90 Zentimeter hohe und 570 Meter lange "Mäuerle" an der Liegewiese gebaut, das den Hochwasserdamm erhöhen sollte.

Aufgrund der drohenden Schließung des Naturbeckens wurde entschieden: Neue Becken müssen her. Die Wasserleitung, die damals nur bis zum Tierheim Daxlanden reichte, wurde bis nach Rappenwört erweitert und 1964 hatte das Rheinstrandbad dann ein neues Mehrzweckbecken und ein neues Wellenbecken. Der Kampf gegen das Dreckwasser war 1966 endgültig verloren - von dort an war das Baden im Naturbecken verboten.

Fast wie am Meer: Das Wellenbecken galt als die neue große Attraktion des Freibades. 20.000 Menschen passten damals ins "Rappele", zu Spitzenzeiten suchten am Tag bis zu 15.000 Badegäste die Flucht ins kühle Nass. Da hieß es im Wellenbecken nur noch Stehen, statt Schwimmen. Wer darauf keine Lust hatte, konnte ab 1969 zur Abwechslung auf dem neu gebauten Minigolfplatz vorbeischauen.

Der Andrang auf das Bad wurde immer größer, der Platz immer weniger - ein Drittes Becken sollte gebaut werden. 1979 bekam das Bad daher ein auf 24 Grad Celsius beheiztes Becken und außerdem noch ein Kinderplanschbecken dazu.

In diesem Zustand, mit den drei Becken, harrte das Bad sehr lange aus - um genau zu sein, fast 30 Jahre. 2007 und 2008 hat man der in die Jahre gekommenen Anlage einen frischen Anstrich verpasst und umgebaut: Für vier Millionen Euro wurde das Bad mit einem Sprungbecken samt Sprungturm, einem Erlebnisbecken mit Strömungskanal und neuen Rutschen ausgestattet. So kennen - und lieben - es die Karlsruher.

Doch seinen Charme hat die alte Bäder-Dame immer noch behalten: Dank Denkmalschutz stehen die alten Umkleidehäuschen aus den Anfängen und das Restaurant, das aktuell umgebaut wird, immer noch. Auch das Herzstück des Bades, das Naturbecken, ist - auch wenn man darin nicht mehr baden kann - schön anzuschauen.
Der Artikel wurde nachträglich bearbeitet.
Der Kommentarbereich wird 7 Tage nach Publikationsdatum geschlossen.
Bitte beachten Sie die Kommentarregeln und unsere Netiquette!
12.06.2019 11:37 Uhr
10.06.2019 08:59 Uhr
Worin der sachliche Bezug zum Artikel in den Beiträgen der Kritiker liegt und warum einer sowie die Redaktion Beleidigung lustig oder satirisch finden, bleibt wohl deren Geheimnis.
09.06.2019 20:19 Uhr
Moderner ging es beim Chef zu: Pomelesfritz mit Keschabab. [sic]
Original Zitat.
Er wusste nicht, wie man das richtig ausspricht, hat aber sehr freundlich und in Rekordtempo die Fritten unter die Leute gebracht.
Und nach dem Quarkbrot einen Spaziergang rund um das Naturbecken.
Rappenwörth, das beste Bad aller Zeiten.
09.06.2019 20:05 Uhr
ich glaub's nicht !!!
10.06.2019 13:45 Uhr
Die Redaktion
09.06.2019 09:19 Uhr
Er bleibt in Erinnerung durch die Benennung der Günther-Klotz-Anlage als Bürgermeister des Aufbaus nach dem von rechtspopulistischen Verbrechern gestalteten so genannten 3. Reichs.
09.06.2019 20:13 Uhr
09.06.2019 20:16 Uhr
09.06.2019 19:11 Uhr
09.06.2019 10:12 Uhr