Für 45.982 Schüler und etwa 5.300 Lehrer beginnt am Montag im Schulbezirk Karlsruhe das neue Schuljahr. Doch reicht die Anzahl der Lehrkräfte aus, um den Bedarf durch das gesamte Schuljahr hindurch zu decken? Vor dem Hintergrund des seit Jahren beklagten Lehrermangels und den Lehrerentlassungen zu den Sommerferien eine berechtigte Frage. In Baden-Württemberg standen zum Ende des letzten Schuljahres 9.000 Lehrer auf der Straße und mussten sich arbeitslos melden.
Lehrermangel in Karlsruhe kein Thema
Peter Springer, Schulaufsichtsbeamter des Staatlichen Schulamts Karlsruhe, weist allerdings alle Behauptungen, Karlsruher Schulen verfügten über zu wenig Pädagogen, zurück. "Wir konnten zum Schuljahresbeginn alle Stellen mit Fachkräften besetzen", erklärt er auf der Pressekonferenz am Freitag. Quereinsteiger werden in der Fächerstadt daher weniger gesucht.
Laut Schulamt liegt die Unterrichtsversorgung im Bereich der Grund-, Haupt-, Gemeinschafts-, Gesamt- und Werkrealschule bei 103,5 Prozent. Bei den Realschulen sind es 102,5 Prozent. "Damit liegt der Versorgungsgrad auf dem Niveau des Vorjahres", so Schulamtsleiterin Elisabeth Groß.

Springer: "Der Bedarf an Lehrkräften ist in Karlsruhe so gut gedeckt, dass ich sogar Bewerbungen ablehnen musste." Auch die heftig kritisierten Entlassungen befristet angestellter Lehrer zum Ferienbeginn sind nach Meinung des Experten in der Fächerstadt kein Problem: Nur zehn Pädagogen seien hier von den Entlassungen betroffen gewesen - acht davon seien zum anstehenden Schuljahresbeginn wieder eingestellt worden.
Ausfälle trotz Lehrer-Überfluss
Der Zukunft blickt Peter Springer allerdings sorgenvoll entgegen: "Wir rechnen künftig mit steigenden Ausfallzahlen." Der Experte geht aufgrund des niedrigen Altersdurchschnitts der Lehrer von einem Anstieg der Schwangerschaften und Elternzeitanträge aus. Vor allem im zweiten Schulhalbjahr hätten die Schulen deshalb mit vielen Ausfällen zu kämpfen. "Wie genau sich die Zahlen in den nächsten Jahren verändern, bleibt also spannend."

Und trotz voll besetzter Stellen und Lehrern im Überfluss: Ersatz ist im Ernstfall laut dem Schulaufsichtsbeamten dann nur noch schwer zu finden. Der Grund: Die Lehrkräfte, deren Bewerbung zum Schuljahresbeginn aufgrund des Überangebots abgelehnt wird, suchen sich infolgedessen Alternativen. Hinzu kommt: "Viele wollen nicht kurz vor Ende des Schuljahres für wenige Monate befristet angestellt werden", erklärt der Experte. "Das macht die Stellen für viele einfach unattraktiv."
Neu: Ausfälle werden tagesaktuell gezählt
Langfristig rechnet Peter Springer allerdings wieder mit einer positiven Entwicklung der Personalsituation. Denn: "Die Lehrkräfte kommen nach der Schwangerschaft und der Elternzeit wieder zurück."
Für das kommende Schuljahr kündigt der Experte für Unterrichtsversorgung an, für einen besseren Überblick und aussagekräftigere Daten über die Personalsituation in Karlsruhe zu sorgen. Hierfür sollen Ausfälle tagesaktuell gezählt und festgehalten werden, wie die jeweilige Vertretung geregelt wird.
"Ein Skandal" auch im Karlsruher Sommer: Lehrer stehen mit Ferienbeginn auf der Straße