Der Versuch, ein System einzuführen, das vorsieht Sperrmüll auf Abruf abzuholen, ist nach 1993 und 2003 bereits der dritte in bald 20 Jahren. Dabei sehe auch die Stadtverwaltung Karlsruhe im "Sperrmüll auf Abruf" nur positive Aspekte. So könne unter anderem besser auf die Bedürfnisse der Bürger eingegangen, unterschiedliche Abfallarten besser getrennt und Sperrmüllfledderei weitgehend verhindert werden, heißt es.
Notwendig sei ein erneuter Versuch besonders in Anbetracht des zunehmenden Sperrmülltourismus aus Osteuropa. Diesen sieht auch der Grüne-Stadtrat Johannes Honné als Argument für einen Probelauf. "Das jetzige System ist bestechend einfach - ohne bürokratischen Aufwand", sagte Honné am Dienstag im Gemeinderat. Doch in letzter Zeit seien vor allem die negativen Seiten zutage getreten, in erster Linie die sogenannte "Sperrmüllfledderei". Menschen würden den Sperrmüll rücksichtslos durchwühlen.
Für das neue System forderte Honné, dass der ökologische und karitative Gedanke berücksichtigt werde. "Am besten wäre es, wenn man die positiven Wirkungen beider Systeme vereinigt", schlug er vor. Unterstützung erhielten die Grünen von der CDU-Fraktion. "Auch wir sind für mehr Ordnung, Sauberkeit und Flexibilität", begründete CDU-Stadtrat Sven Meier seine Zustimmung. "Wenn ein Antrag in die richtige Richtung geht, haben wir kein Problem dem zu zustimmen."
ka-news-Umfrage: Knappe Mehrheit gegen Sperrmüll auf Abruf
Auch die FDP sieht Handlungsbedarf bei der Sperrmüllsammlung. FDP-Stadtrat Tom Hoyem nannte das derzeitige System "unschön und chaotisch". Allerdings sieht er ein solches System nicht nur "optimistisch". So befürchtete er, dass Sperrmüll auf Abruf mit sehr viel Aufwand und sehr hohen Kosten verbunden sei. Nur Vorteile, wie es die Stadt darstellte, habe das System nicht.
Lediglich Friedemann Kalmbach (GfK) wollte das bisherige Modell beibehalten. Für ihn stelle die Sperrmüllsammlung einen sozialen Treffpunkt dar, bei dem die Menschen auf die Straße gingen und miteinander ins Gespräch kämen, was sie sonst nicht tun würden. Außerdem schrieb er einem Abruf-System eine schlechtere Ökobilanz zu, weil die Müllwagen mehr Kilometer fahren müssten, um den Sperrmüll abzuholen.
Wie unsere ka-news-Umfrage von Dienstag ergab, will die knappe Mehrheit der ka-news-Leser (44,18 Prozent) dagegen an der Straßensammlung festhalten. Der Argumentation, mit dem Abruf-System Sperrmüllfledderei zu vermeiden, hält Leserin mick dagegen: " Bei uns gibts Sperrmüll auf Abruf schon lange. Jetzt fahren die Sperrmülltouristen mit ihren Sprintern monatlich durch die Straßen und nicht mehr vierteljährlich und genauso siehts auf den Straßen dann aus."
17,41 Prozent wünschen sich Kombination aus beidem
36,97 Prozent der Umfrageteilnehmer stimmten dem Vorschlag zu. Auch Nutzer hugsi findet ihn gut: "Bei uns liegt schon Wochen vor dem Sperrmülltermin, Sperrmüll im Hausgang rum. So könnte man seinen Sperrmüll entsorgen, wenn er anfällt. Die illegalen Sperrmüllsammler nerven extrem. Man könnte denen eine Strafe aufbrummen, schließlich ist es Diebstahl."
17,41 Prozent der Umfrageteilnehmer wünschten sich eine Kombination aus beiden Systemen. So auch zeroq: "Ich kenne das System mit den Anmeldeterminen seit Jahren. Es wird in Bretten seit langer Zeit praktiziert. Die Müllsammler kommen inzwischen trotzdem. Zwar weniger - aber es ist noch immer lästig. Ich würde eine Kombination aus mehreren Maßnahmen vorschlagen - Abholtermine, Verkehrskontrollen, Anzeigen." Lediglich 1,44 Prozent der befragten Leser war Sperrmüll schon immer egal.
CDU Weststadt will verschärfte Umsetzung des Grünen-Antrags
Am Mittwoch meldete sich auch die CDU Weststadt zu Wort und begrüßte den Gemeinderatsantrag der Grünen. Der Antrag ist nach Auffassung der Christdemokraten ein Schritt in die richtige Richtung. Bereits im Sommer dieses Jahres hatten sie nach Gesprächen mit der Polizei und Bürgervereinen die Abschaffung der festen Sperrmülltermine in Karlsruhe gefordert und stattdessen pro Jahr eine kostenfreie Sperrmüllabholung für jeden Haushalt vorgeschlagen.
Der Vorsitzende, Andreas Reifsteck, wünscht sich endlich eine zügige Realisierung des nun auch von den Grünen eingebrachten Antrags. Allerdings ist ihm dieser nicht konsequent genug, da in diesem nur ausgewählte Stadtteile vorgesehen sind. Richtig wäre es, so Reifsteck, dass die individuelle Abholung flächendeckend, also in allen Stadtteilen angeboten wird.