1. Aktuelle Corona-Lage: Inzidenz sinkt weiter
Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt: Die Corona-Lage im Stadt- und Landkreis Karlsruhe entspannt sich weiterhin. Ein Abwärtstrend, der in ganz Deutschland zu beobachten ist.
Zum Vergleich: Waren am Mittwoch, den 16. Juni, noch 31 Personen mit dem Virus infiziert, so sind es am Donnerstag, den 24. Juni, noch 17. Der 7 Tage-Inzidenzwert liegt im Stadtkreis Karlsruhe bei 2,2 und im Landkreis bei 7,9.

Dennoch warnt das Robert Koch Institut (RKI) in seinem aktuellsten Lagebericht: "Seit dem 1. Juni stuft das Robert Koch-Institut aufgrund der anhaltend hohen Fallzahlen die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland insgesamt als hoch ein."

14 Tage Quarantäne für alle
Außengastronomie, Präsenzunterricht und kleinere Veranstaltungen - Die aktuellen Lockerungen werden in Karlsruhe mit offenen Armen empfangen. Wäre da nur nicht die Delta-Variante, früher "indische Variante", die sich in Baden-Württemberg allmählich ausbreitet. Dies konterkariert wiederum mit den niedrigen Zahlen in der Fächerstadt, was für Verwirrung bei der weiteren Pandemiebekämpfung sorgt.
So erreichte uns zuletzt die Mail eines ka-news.de Lesers, dass selbst Geimpfte und Genesene - trotz Erleichterungen - wieder mit Einschränkungen rechnen müssten, sobald in irgendeiner Art Kontakt zur Delta Variante bestand. Aber ist dem so? Gibt es bei Delta wirklich Abweichungen zu den sonstigen Corona-Maßnahmen?

Tatsächlich gibt es bei der Pandemiebekämpfung eine Regel, die speziell für diese Corona-Mutation beachtet werden muss: Sowohl Geimpfte als auch Genesene müssen sich in 14-tägige Quarantäne begeben, sobald sie mit einer infizierten Person Kontakt hatten. Das bestätigte das Gesundheitsamt Karlsruhe auf Anfrage von ka-news.de.
Auch in der aktuellsten Corona Verordnung vom Land Baden-Württemberg heißt es: "Wird Ihnen von der zuständigen Behörde mitgeteilt, dass bei der positiv getesteten Person eine in Deutschland noch nicht verbreitet auftretende besorgniserregende Virusvariante festgestellt wurde, so müssen Sie in Absonderung, auch wenn Sie bereits genesen oder geimpft sind."

Darüber hinaus seien derzeit aber keine "Sonderregeln" im Rahmen dieser besorgniserregenden Variante zu beachten. Aber warum gilt die Absonderung dann auch für Geimpfte und Genesene?
Impfstoffe sind gegen Delta "reduziert wirksam"
Für die Antwort muss das Gesundheitsamt etwas weiter ausholen, beginnend bei den Impfstoffen. Denn laut dem RKI deuten aktuelle Forschungen zwar auf "eine reduzierte, in den meisten Fällen jedoch wirksame Neutralisationsfähigkeit durch Impf- und Rekonvaleszentenseren hin", allerdings nicht in dem Ausmaß, wie beim Urtyp oder bei "Alpha".

So beträgt beispielsweise die Schutzwirkung der Impfstoffe gegen die Delta-Variante nach der ersten Impfdosis rund 34 Prozent (bei Alpha Variante 51 Prozent), bei der zweiten Dosis 88 Prozent, (bei der Alpha Variante 93 Prozent). Viele sind aber noch nicht doppelt geimpft, möchten sich nicht impfen lassen oder haben bislang nur eine Dosis erhalten.
Zudem wird der Delta-Variante eine erhöhte Chance auf einen schlimmeren Krankheitsverlauf zugeschrieben und erhöhe die Chance eines Krankenhausaufenthalts.

Ein Beispiel dafür bietet aktuell das Infektionsgeschehen in England. Hier wurden die Älteren zuerst geimpft, weshalb nun vorwiegend die Jüngeren von der Delta Variante betroffen sind - auch der dortige Fokus auf die Erstimpfungen habe den Wiederanstieg begünstigt. Aus diesem Grund wird in Deutschland der Schwerpunkt auf die Zweitimpfungen gelegt.
"Man muss immer Abwägen zwischen Freiheitsrechten und den Risiken", erläutert das Gesundheitsamt auf Anfrage von ka-news.de. "Grundsätzlich müssen wir aber versuchen, die Anzahl der Neuinfektionen so lange wie möglich hinauszuzögern, bis eben genügend Menschen ihre Impfung beziehungsweise ihre Zweitimpfung erhalten haben. Denn, dass Delta irgendwann vorherrschend sein wird, ist klar."

Auch dass selbst Geimpfte und Genesene das Virus trotzdem weitergeben und sich infizieren können, spielt hier eine wichtige Rolle. Hinzu kommen noch die Risiken durch Reiseheimkehrer. "Klar ist das statistisch gesehen weniger der Fall. Aber im Einzelnen können die immer noch Jemanden anstecken", so das Gesundheitsamt und ergänzt: "Was die Entwicklung von neuen Mutationen angeht, müssen wir eher mit Sorge in andere Ecken der Welt schauen, da die Impfstoffdosen global sehr ungleich verteilt sind."
2. Entwicklungen der Neuinfektionen in Karlsruhe
Im Verlauf der Corona-Pandemie hat Karlsruhe nun mehrere Hochs und Tiefs hinter sich. Wie die Grafik zeigt, kletterte die Rate der Neuansteckungen zuletzt im November 2020 in die Höhe, danach im März 2021. Inzwischen sind die Zahlen deutschlandweit aber wieder am Sinken, was unter anderem der fortschreitenden Impfkampagne zugeschrieben wird.
Dennoch sind manche Infektionsketten oft nicht mehr bis zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen, weshalb eine eindeutige Zuordnung schwierig ist.
3. So erfolgreich waren die Maßnahmen in Karlsruhe
Ob Schließung des Einzelhandels, Fernunterricht oder die Maskenpflicht: All diese Maßnahmen zielen darauf ab, die Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern. Wie die Grafik zeigt, haben die verschiedenen Beschränkungen jeweils ihre Wirkung entfaltet.
Jeweils rund eine Woche nach Einführung der Restriktionen war die Zahl der Neuinfizierten rückläufig. Dieser zeitliche Verzug ist durch die Inkubationszeit zu begründen. Im Mittel beträgt die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch von Covid-19 laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) fünf bis sechs Tage. In anderen Worten: Sollte es aufgrund der Vernachlässigung der Corona-Vorschriften zu vermehrten Ansteckungen kommen, kann dies erst rund eine Woche später an den Zahlen abgelesen werden.
