Krebs ist eine der häufigsten Krankheiten in Deutschland. Jedes Jahr erkranken in Deutschland fast 14.000 Menschen an Blutkrebs, etliche Patienten warten auf eine Spende von gesunden Stammzellen, um der Krankheit den Kampf anzusagen.
Jeder dieser Menschen soll eine Chance auf Heilung bekommen – dieser Meinung ist Blut e. V. Der Verein aus Weingarten ist seit 1996 aktiv an der Hilfe für Menschen beteiligt, die an Blutkrebs und Tumorerkrankungen leiden.
Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen
Alles begann mit einer Suchaktion für eine an Leukämie erkrankte Freundin der Gründer im Jahr 1995, 1.500 Menschen nahmen damals an der Suche nach der Nadel im Heuhaufen teil. Dieses Schicksal brachte einen Stein ins Rollen. Heute verzeichnet der Verein mit 107 Mitgliedern über 100.000 Spender, mehr als 750 Menschen haben dadurch bereits eine lebensrettende Spende erhalten.

Die Hauptaufgabe von Blut e. V. ist die Typisierung von neuen freiwilligen Stammzellen und Knochenmarkspendern. Derzeit kann man sich hierfür vor Ort auf der Offerta eine kleine Menge Blut abnehmen lassen.
Diese Aufgabe übernimmt Mike Mudat. Er ist Fachkrankenpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin. Im Verein ist er zuständig für die Koordination. "Aufmerksam auf Blut e. V. bin ich 2018 durch eine Aktion auf Social Media geworden."
Mudat war sehr bewegt und berührt von dem Aufruf, einen passenden Spender für eine erkrankte Person zu finden. "Ich war zwar schon typisiert, wollte aber trotzdem irgendwie helfen. Also habe ich zunächst als ehrenamtlicher Helfer mitgemacht, nun ist es zu meinem Nebenjob geworden, den ich mit Leidenschaft ausübe."

Viele Menschen eignen sich als Spender
Fast jeder kann sich beteiligen: Die einzigen Voraussetzungen zur Blutabnahme sind das Alter und der körperliche Zustand. Man muss zwischen 17 und 45 Jahre alt und gesund sein.
"Es dürfen keine schwerwiegenden, chronischen Autoimmunerkrankungen, Gerinnungsstörungen oder genetisch bedingte Defekte vorliegen", so Mudat. All dies wird dann im Rahmen eines Beratungsgesprächs durch einen Anamnesebogen erfasst. Doch nicht alle Erkrankungen schließen Menschen gleich von einer Spende aus, appelliert der Krankenpfleger. "Es kam schon oft vor, dass Menschen glaubten, mit Dingen wie zum Beispiel einer Schilddrüsenunterfunktion könne man kein Spender werden. Doch dem ist nicht so."

Nach der Typisierung geht das abgenommene Blut nach Gauting in Bayern, wo die Aktion Knochenmarkspende ihren Sitz hat. Hier wird das Blut ausgewertet und man kommt als potenzieller Spender in eine Datenbank.
Jede Blutprobe zählt
Nun heißt es für die Empfänger abwarten, bis es eine Übereinstimmung gibt - "im besten Fall Wochen, im schlimmsten Monate", so Mudat. Der Grund: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Spender gefunden wird, liegt bei 70 bis 80 Prozent. Dass man wiederum selbst als Spender infrage kommt, nur bei 3 bis 4 Prozent.

Hat man seinen genetischen Zwilling gefunden, wird dies über das zentrale Knochenmarkspenderegister Deutschland kommuniziert. Hier sind alle Gewebemerkmale aus den rund 25 deutschen Organisationen gespeichert und stehen Empfängern weltweit zur Verfügung. Was passiert in diesem Fall?
It's a Match: Und nun?
Was passiert in diesem Fall? "Hier gibt es zwei Methoden", merkt Mudat an. "Bei der ersten handelt es sich um die periphere Spende, dies ist mit 90 Prozent auch der gängigste Ablauf. Bei dieser Art von Spende wird Blut abgenommen, welches direkt in einen Stammzellenseparator läuft. Dieser schöpft die Stammzellen ab, was zwischen 3 und 4 Stunden dauern kann."
Als Vorbereitung auf diese Methode muss sich der Spender fünf Tage im Voraus täglich den Botenstoff Subkutan unter die Haut spritzen, um die Stammzellen aus dem Knochenmark in die Blutbahn zu befördern.

"Die zweite Methode ist die operative Knochenmarkspende", fährt Mudat fort. "Bei diesem Vorgehen besteht aber häufig der Irrglaube, es wird hierbei in die Wirbelsäule gestochen. Stattdessen wird das Knochenmark unter Narkose aus dem Beckenkammknochen entnommen. Der Spender bleibt daraufhin für eine Nacht in der Klinik."
Genügend Aufklärung und Beratung sind wichtig
Welche Methode durchgeführt wird, hängt meistens von der persönlichen Präferenz der Spender ab. In manchen Fällen hat jedoch auch der Empfänger einen Einfluss. "Ein Baby braucht zum Beispiel ganz viele Stammzellen auf wenig Volumen. Hier kann man keine periphere Spende durchführen", legt Mudat dar.
Dem Pfleger liegt es darum ganz besonders am Herzen, über all diese Dinge mit den Blutspendern zu sprechen.

"Die Menschen sind über dieses Thema oft zu wenig aufgeklärt", meint er. "Mit der richtigen Beratung, unserer Expertise aus dem medizinischen Bereich und einem stetig ausgearbeiteten Hygienekonzept schaffen wir es, mögliche Ängste und Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen. Denn jede Spende zählt und ist wichtig, sie könnte ein Leben retten!"
Beistand in schweren Zeiten
Neben den Typisierungen kümmert sich der Verein darum, regional bestehende Versorgungslücken zu schließen. Hier werden von der Diagnose über die Therapie bis zur Nachsorge alle Bedürfnisse der Betroffenen berücksichtigt.
Zu aktuellen Projekten gehören zum Beispiel eine Onko-Walking-Gruppe und eine Selbsthilfegruppe für Transplantierte. Seit diesem Juli ist außerdem der Besuchshund "Hannes" im städtischen Klinikum auf der Palliativstation im Einsatz.

Den Krebserkrankten und ihren Angehörigen wird so beigestanden und sie werden bei der Bewältigung ihres veränderten Alltags unterstützt. "Niemand sollte alleine durch so eine schwere Zeit gehen", sagt Mudat.
Bislang 150 Typisierungen auf der Offerta
Blut e. V. finanziert sich von Spenden und Fördermitgliedschaften. Eine Registrierung zur Typisierung kostet alleine schon 40 Euro, daher freut sich der Verein über jegliche Unterstützung.
Bisher haben sich auf der Offerta etwa 150 Personen typisieren lassen. Mudat ruft auf: "Wir würden uns freuen, wenn bis zum Ende am Sonntag noch ein paar mehr dazukommen!"

Wer keine Zeit mehr hat, dieses Wochenende vorbeizukommen, kann sich auf der Website des Vereins ein Spender-Set bestellen und die Blutabnahme beim Hausarzt durchführen lassen. Die Rücklaufquote dieses Sets beträgt derzeit laut Mudat leider nur 30 Prozent. "Deshalb gehen wir raus, machen Aktionen und versuchen so, möglichst viel Aufmerksamkeit für dieses Thema zu generieren."